Beschreibung:

112 S., Ill. kart. mit Schutzumschlag.

Bemerkung:

Der Schutzumschlag ist leicht berieben, ansonsten ein sehr gutes und sauberes Exemplar ohne Anstreichungen. -- (Auszug:) Zum Geleit: Wer von Mosbach spricht, sieht Fachwerkhäuser vor sich, Zeugen vergangener Bürgerherrlichkeit in stattlicher Anzahl und von behäbiger Schönheit. Wenige Menschen außerhalb der baden-württembergischen Landesgrenzen wissen mehr über die sehr alte, aber von modernem Leben erfüllte Stadt an der Elz kurz vor ihrer Vereinigung mit dem Neckar, den wenigsten vollends ist bekannt, daß hier von 1770 bis 1836 eine leistungsfähige und angesehene Fayence-Manufaktur tätig gewesen ist. Die einstige Reichsstadt Mosbach war ja kein beliebiger Ort innerhalb des alten pfälzischen Macht- bereichs, sie war ein knappes Jahrhundert lang (1410 bis 1499) sogar Hauptstadt der "Kleinen Pfalz", war eine der erstaunlich vielen Residenzstädte pfälzischer Haupt- oder Nebenlinien zwischen Zweibrücken und Amberg, zwischen Neuburg a. d. Donau und Düsseldorf. Dieser Nebenresidenzen, die zuweilen auch Hauptresidenzen waren oder wurden, erinnerten sich die Kurfürsten von Zeit zu Zeit, kehrten bei ihnen ein oder ließen sie ihre gnädige Gesinnung spüren. Solch eine Gnadenbezeugung war auch die Gründung der Mosbacher Fayence-Manufaktur durch Kurfürst Carl Theodor im Jahre 1770. Wenn das Reiß-Museum in der ehemaligen pfälzischen Haupt- und Residenzstadt Mannheim 200 Jahre nach diesem Gründungsakt Mosbacher Fayencen ausstellt und einen Katalog dazu herausgibt, so soll dem Laien ein buntes, anziehendes Bild von diesem liebenswürdigen Kunsthandwerk vermittelt, dem Kenner aber, dem Wissenschaftler und dem Sammler eine solide Grundlage geboten werden für die weitere Beschäftigung mit dieser Manufaktur und für eine möglichst klare Abgrenzung der Mosbacher Stücke von verwandten Erzeugnissen anderer Fabrikationsorte. Schon vor 1770 waren in der Kurpfalz Fayencen hergestellt worden: Gerhard Bontemps hatte, wie Friedrich Walter ausführlich dargestellt hat, bereits um 1700 in Hemsbach an der Bergstraße und in Mannheim selbst Fabriken errichtet und sich später sogar in der Porzellan-Herstellung versucht. Seine Unternehmungen waren aber nicht recht vom Glück begünstigt. Eine direkte Beziehung zu Mosbach besteht nicht. Das Reiß-Museum selbst besitzt innerhalb seiner quantitativ und qualitativ beachtlichen, rund 4000 Objekte umfassenden keramischen Bestände 81 Mosbacher Stücke: Ein weiterer Grund dafür, die Ausstellung gerade an dieser Stelle zu veranstalten. Vorbesitzer eines großen Teils von ihnen war Bankdirektor Hans Hermannsdörfer, dessen hochbedeutende Sammlungen deutscher Fayencen 1926 und 1944 von der Stadt Mannheim erworben wurden. Zu großem Dank verpflichtet fühlen wir uns dem Biblio- graphischen Institut in Mannheim und der Gesellschaft der Freunde Mannheims und der ehemaligen Kurpfalz (Mann- heimer Altertumsverein von 1859) für ihre finanzielle Hilfe bei der Herstellung dieses Katalogs. Ebenso herzlich danken wir allen Leihgebern, ohne deren Großzügigkeit weder Ausstellung noch Katalog hätten zustande kommen können. Soviel wir wissen, sind Mosbacher Fayencen bisher noch nie Gegenstand einer eigenen Ausstellung gewesen. Vielleicht kann unser Versuch im Jubiläumsjahr 1970 dazu beitragen, daß künftig dieser oder jener, wenn er an die alte Stadt unweit vom Neckar denkt, nicht nur bemerkenswerte Fachwerkhäuser vor sich sieht, sondern auch reizvolle Werke keramischer Kleinkunst. Mannheim, im Dezember 1970 - Herbert Meyer.