Beschreibung:

128 S. Leinen.

Bemerkung:

Die Seiten sind papierbedingt leicht nachgedunkelt, ansonsten ein sehr gutes und sauberes Exemplar ohne Anstreichungen. Frakturschrift. -- (Auszug:) Am 23. Januar des Jahres 1928 starb völlig un-erwartet in Berlin die 21jährige Maria Dolban, einzige Tochter des Bürgermeisters Friedrich Dolban und seiner Gattin Elisabeth, geb. Hagelschlag. Die Begleitumstände, unter denen sich der Ablauf dieses jungen Lebens vollzog, waren umso rätselhafter, als keine vorangegangene Krank-heit oder sonst etwas Außergewöhnliches den tragischen Vorgang genügend erklärten. Am Morgen des genannten Tages hatte man das junge Mädchen tot in seinem Bett gefunden, still und friedlich, als schliese es. Nur die Haut-farbe des Gesichtes, die schon einen grünlichen Schimmer angenommen hatte, wies darauf hin, daß der unerbittliche Tod eingetreten war. Da die Plötzlichkeit des Geschehnisses, wie auch andere Umstände den Verdacht auf ein gewaltsames Ende auf-kommen ließen, benachrichtigte man die zuständigen Stellen, die hier und da Ermittlungen anstellten, dann aber auf Grund der gerichtsärztlichen Aussage weitere Nachforschun-gen aufgaben. Inzwischen waren die Eltern der Toten, die in einer kleinen thüringischen Stadt ihren Wohnsiz hatten, herbeigerufen worden, und auch sofort in großer Be-stürzung am Orte des Vorfalls eingetroffen. Ihre Aus-sagen ließen den letzten Zweifel, der vielleicht bei diesem oder jenem noch auftauchte, verschwinden, denn sie be-kundeten einstimmig, daß ihre Tochter meistens ein merk-würdig gedrücktes Wesen zur Schau getragen habe, sodaß ein Selbstmord nicht unmöglich erschien. Ueber die Motive, die das junge Mädchen in den Tod getrieben hatten, ver-mochten sie allerdings auch nichts Näheres anzugeben. In ihrem Wesen verschlossen und einsilbig, pflegte Maria Dolban ihre Gedanken niemals einer dritten Person, am wenigsten aber ihren Eltern, mitzuteilen. Nachdem hier-mit alles geklärt war, wurde die Leiche freigegeben und unter Beteiligung weniger Neugieriger beigesetzt. Somit wäre also nichts weiter zu berichten, da die Beweggründe der Tat, wie bereits erwähnt, für die nächsten Angehörigen und darüber hinaus im Dunkel blieben, wenn der Verfasser nicht durch Zufall einige Tage später in den Besitz des Tagebuches der Toten gelangt wäre. Die Be-kenntnisse, die in dem Tagebuch der Unglücklichen enthalten waren, erschütterten jedoch den Verfasser n maßlos, sodaß er sich nach vielen peinvollen Nächten gezwungen sah, zu seiner eigenen Entlastung seine Zuflucht zu zu dieser dieser Nieder-schrift zu nehmen. Und so soll hier versucht werden, an Hand jener Tagebuchaufzeichnungen und daraus sich er-gebender Kombinationen das Schicksal dieses Mädchens nachzugestalten.