Sachgebiete

Beschreibung:

8 S., Ill. Klammergeheftet.

Bemerkung:

Der Einband ist leicht berieben, ansonsten ein sehr gutes und sauberes Exemplar ohne Anstreichungen. -- (Auszug:) Die vier überlebensgroßen Bronzereliefs eines Rückenaktes sind nicht nur als das plastische Hauptwerk des Maler-Bildhauers Henri Matisse anzusehen, sondern gleichzeitig als zentrales Werk der Plastik unseres Jahrhunderts. Das Singuläre der Serie besteht darin, daß wir hier nicht eine einzige, statisch-abgeschlossene Arbeit vor uns haben, sondern die mehrteilige Dokumentation der verschiedenen Etappen eines Schaf-fensprozesses. Ausschließlich der komplette Zyklus, der neben Stutt-gart nur in drei weiteren Museen in Europa zu sehen ist, kann veran-schaulichen, daß Matisse sich hier mit einem der Hauptthemen der Kunst unseres Jahrhunderts auseinandergesetzt hat: Ausgehend vom vielteiligen Lebensausschnitt schafft der Künstler durch sukzessives Zurücknehmen der Wirklichkeitsdaten ein allgemeingültiges Zeichen. Die komprimierte Form wird so zum Träger einer verdichteten Bedeu-tung. Die vier Relieftafeln wurden vom Künstler selbst allerdings keines-wegs als >>Serie<< und für eine spätere gemeinschaftliche Ausstellung konzipiert. Zwischen dem ersten und dem letzten Zustand liegen mehr als zwanzig Schaffensjahre. Während die um 1909 entstandene erste Version noch verrät, daß der Ausgangspunkt das natürliche Modell war, sind die nachfolgenden, 1913, 1916/17 und 1929/30 entstandenen Reliefs eindeutig jeweils Überarbeitungen eines Gipsabgusses des vor-ausgehenden Zustandes. Zu Lebzeiten stellte Matisse die erste Version zweimal als Gips-abguß aus: 1912 wurde sie auf der zweiten Post-Impressionisten-Aus-stellung in London gezeigt, wo sie im Katalog unter dem Titel "Le Dos -Plaster Sketch< figurierte. 1913 zeigte der Künstler diesen Ab-guß ein letztes Mal auf der Armory Show in New York. Außerdem wur-den noch, allerdings erst Jahrzehnte nach ihrer Entstehung, >>Rücken III und IV<< 1949 und 50 auf den Retrospektiven in Luzern und Paris präsentiert. Als endgültig betrachtete Matisse im Rückblick jedoch offensicht-lich nur >>Rücken IV", von welchem er 1949 einen Bronzeguß erwog. Es sollten jedoch erst zwei Jahre nach seinem Tod alle vier Reliefs gegossen und zusammen auf der großen Matisse-Retrospektive in Paris ausge-stellt werden.