Beschreibung:

289 Seiten; 19 cm; fadengeh. Orig.-Leinenband.

Bemerkung:

Gutes Exemplar; Einband etwas berieben u. leicht nachgedunkelt; Vorsatz mit Besitzerstempel(n). - Adrienne Thomas (Pseudonym für Hertha Strauch; * 24. Juni 1897 in Sankt Avold, Kreis Forbach, Bezirk Lothringen, Reichsland Elsaß-Lothringen, Deutsches Kaiserreich; ? 7. November 1980 in Wien) war eine deutsche Schriftstellerin. ... Während der Zeit des Nationalsozialismus waren ihre Bücher verboten. Thomas emigrierte 1933 in die Schweiz, kurze Zeit später nach Frankreich, dann nach Österreich. Nach dem Anschluss Österreichs im Jahr 1938 war sie weiter auf der Flucht durch mehrere europäische Länder. Nachdem sie im Frühjahr 1940 kurzfristig in Frankreich im Lager Gurs zusammen mit Hannah Arendt und Emma Kann interniert worden war, gelang ihr mit Hilfe des ?Emergency Rescue Committee? die Flucht in die USA. ... (wiki) // " ... "Ach!" die Lehrerin lacht, "unsere einzige Berlinerin ist elsässischer Abstammung! Eine Landsmännin! - Mit Ihrem Aufsatz hätte ich Ihnen übrigens bestimmt Unrecht getan, wenn es eine Hausarbeit und Sie eine externe Schülerin gewesen wären. Da hätte ich bestimmt geglaubt, es habe Ihnen jemand geholfen. So sind wir Lehrer!" Katrin setzt sich wieder und macht eine Geografiezeichnung. Sie ist nicht sehr bei der Sache. Oft sieht sie verstohlen und sehnsüchtig zu den andern Kindern. Fast alle sind nett und hilfsbereit zu ihr, und doch kommt sie sich so von allen ausgeschlossen vor. Wenn die Mädchen von zuhause sprachen, lächelte Katrin und hörte schweigend zu. Die hier wissen das noch gar nicht, musste sie denken, dass Eltern durchaus nicht so allmächtig sind, wie man immer glaubt; dass sie nicht das mindeste dagegen tun können, wenn man ihnen ein Kind einfach vors Gericht kommandiert oder ins Gefängnis steckt. Und Katrin lächelte auch, wenn alle sich in grosser Angst auf die Geschichtsstunde vorbereiteten und ihr furchtbare Dinge von der Strenge des Geschichtsprofessors erzählten. Ich wollte, denkt sie, ich könnte auch nochmal Angst vor einem Geschichtsprofessor haben. Das wird aber wohl nicht mehr vorkommen. Oder - wenn sie mich etwa einsperren wollten - könnte ein Geschichtspro-fessor das einfach verbieten? Sagen: Das gibts nicht, die Schülerin Katrin Boissier hat zwar was falsch gemacht, aber sie wird sich in Zukunft zusammennehmen und es richtig machen, dem Schulunterricht darf sie aber unter keinen Umständen fern bleiben. Ich erlaube es nicht! - ? Konnte er das? Ausgeschlossen. Nichts konnte er. Genau so wenig wie die Eltern. Zuhause, Eltern, Schule - all das hatte sein Gesicht verloren, zerlief. In diese Gedanken hinein dringen wohlbekannte, ganz hohe, sich überschlagende Hundelaute, in denen sich bei Filou Empörung, Wut und grosse Ungeduld ausdrücken. "Die Stimmbänder kippen ihm immer aus den Latschen", hatte Hubert von diesen Tönen gesagt. "Hierher!" kommandiert eine Männerstimme. Nikolaus! Er hat versprochen, den ersten Abend, an dem sie ohne Mama ist, mit ihr zu verbringen, und nun ist er da. Während sich Katrin für den Ausgang umzieht, geht Nikolaus mit Mademoiselle Martin durch den Garten. Filou läuft, ganz kurz gehalten, neben Nikolaus. Zwar zerrt er, bäumt sich auf und versucht es sogar mit Beis-sen; aber es stellt sich heraus, dass Nikolaus mit ihm fertig wird. Nikolaus wünscht jetzt auch nicht gestört zu werden: Mademoiselle Martin hat ihm Katrins Aufsatz über das Grabmal des Kurfürsten Moritz von Sachsen zu lesen gegeben. ".... vielleicht hat Moritz von Sachsen seine Siege nur erkämpft", steht da in Katrins weicher, liegender Schrift, "weil er Adrienne Lecouvreur beweisen wollte, wer er war. Juwelen hatte sie schon genug. Da schenkte er ihr die Siege. Aber entweder kannte er sie nicht richtig oder er war nicht sehr klug. Sie brauchte das alles gar nicht. Wenn er kein Held gewesen wäre, hätte sie doch einen in ihm gesehen. Sie liebte ihn gar nicht nur um seiner selbst willen, sondern sie liebte in ihm auch noch alles, was er gar nicht war. Als sie dann von der Herzogin von Bouillon vergiftet worden war, wusste sie, dass sie sterben musste. Es kam ein Priester. Der wollte, dass sie beichte und all ihre Hoffnung auf Gott und die Ewigkeit richte. ? " (S. 117/118)