Beschreibung:

XI; 487 Seiten; 20 cm; fadengeh., rückengoldgepr. Orig.-Halblederband.

Bemerkung:

Gutes, stabiles Exemplar; Einband etwas berieben; Titelblatt mit kl. hs. Besitzvermerk (1912). - Alexander von Gleichen-Rußwurm (* 6. November 1865 auf Schloss Greifenstein in Bonnland, Unterfranken; ? 25. Oktober 1947 in Baden-Baden), vollständig Heinrich Adalbert Carl Alexander Konrad Schiller, Freiherr von Gleichen, genannt von Rußwurm, war ein deutscher Schriftsteller, Herausgeber, Übersetzer und Kulturphilosoph. ... (wiki) // " Zwei irdische Güter gibt es, die allein jede andere Gabe schmackhaft machen, das blasse, gleich-gültige, unbegreifliche Weltbild beleben und seiner Unbegreiflichkeit schönen Sinn und Zweck unterschieben. Diese beiden Güter, die den Armen zauberhaft bereichern, deren Mangel den Reichen bitter darben läßt, heißen Freundschaft und Liebe. Von den Weisen aller Zeiten haben sie sehr verschiedene Bewertung erfahren, sehr verschiedene Ehren genossen und niemand ist noch damit fertig geworden, vollständig einwandlos zu bezeichnen, was beide trennt, obwohl man den Begriffsunterschied recht gut zu fühlen vermag, obwohl die Freundschaft von der Mehrzahl aller Weisen größte Hochachtung erfährt, während sie die Liebe geringschätzen, ja selbst verachten. In verschiedenen philosophischen Lehren wird die Liebe eigentlich nur geduldet, wenn sie keine wirkliche, keine verliebte Liebe, sondern eine zärtliche Freundschaft ist oder in allgemeinen Gefühlen aufgeht. Ähnlich verhält sich auch religiöse Anschauung diesen beiden Regungen des Herzens gegenüber. Der sinnliche Trieb ist immer nur geduldet, teils als bedauernswertes Mittel, um Nachkommenschaft zu gewinnen, teils als Beginn einer Schwärmerei, die übergeht zu sinnenfriedlicher Sympathie. Solche Geringschätzung und solches Mißtrauen der Liebe gegenüber gründen sich auf sehr komplizierte Empfindungen. Es ist Furcht darunter, ja beinahe Grauen vor dem tiefen Geheimnis, dem der Liebeszwang entspringt, Empörung und Demütigung, weil der gleiche Zwang die ganze Natur beherrscht und somit allzudeutlich an unsere Tierähnlichkeit erinnert. Es ist auch hochmütige Verzweiflung des Individuums beigesellt, das in stolzer Einsamkeit sich genügen möchte, aber in solcher Eiseshöhe nicht zu leben vermag. Zart und anmutig haben es die Dichter aller Zeiten und Völker beschrieben, aber wie fürchterlich ist es in Wirklichkeit (mit den Augen des Philosophen betrachtet) für ein sonst vernunftbegabtes Geschöpf, plötzlich von dem Klang der Stimme, von dem Wimpernzucken eines anderen in Wohl und Wehe abhängig zu sein, die ganze Seele an dem zitternden Fädchen eines geliebten Lächelns über einem Abgrund schwebend zu wissen! Auch der soziale Sinn empört sich etwas dagegen, sobald er stark entwickelt ist. Denn jede verliebte Liebe, deren Glück in dem für sich Abgeschlossensein zweier Menschen besteht, ist selbstverständlich antisozial, obwohl sie die Vorbedingung aller sozialen Entwicklung umfaßt. Nach Benjamin Constant ist leidenschaftliche Neigung, l'egoisme a deux, der vollkommenste Egoismus. Wenn höchster Glückszustand, den er gewährt, andauernd bliebe, käme ein gesellschaftliches Dasein überhaupt nicht in Frage und weiterer Verkehr hätte sich niemals eingestellt. Verliebte Liebe ist friedlos, weil sie ohne Rast aufreizen, aufstacheln will und muß, sei es auch durch Qual. Die Lust, zu quälen aber, sowie die Lust, gequält zu werden, tragen keineswegs zur Vervollkommnung oder Besserung bei. ? " (S. 3/4)