Beschreibung:

16 Seiten; Illustr. (Fotografien); 27 cm; geheftet.

Bemerkung:

Gutes Ex.; der illustr. Einband stw. minimalst berieben. - Vorwort von Michael Hübl: "Ein Fall für Schliemann". - Norbert Radermacher (* 1953 in Aachen) ist ein deutscher bildender Künstler, der besonders für seine Interventionen beziehungsweise Objekte im öffentlichen Raum bekannt ist. Radermacher studierte von 1973 bis 1979 an der Kunstakademie Düsseldorf, unter anderem bei Irmin Kamp. 1979 erhielt er ein Stipendium der Ernst Forberg Stiftung. 1980 brachte ihn ein Stipendium des Deutsch-Französischen Jugendwerks für ein Jahr nach Paris, das er sich erwanderte. Dabei entstand jeden Monat eine ortbezogene Arbeit im Stadtraum. Mit einem Atelier im Künstlerhaus Bethanien, Berlin, war 1983 ein Umzug nach Berlin verbunden. 1985 stellte Radermacher dort in der Ausstellung 1945-1985: Kunst in der Bundesrepublik Deutschland in der Neuen Nationalgalerie aus. 1987 nahm Radermacher an der documenta 8 teil. Von Philip Morris erhielt er 1988 ein Werkstatt-Stipendium. Eine Gastprofessur führte Radermacher 1991 an die Akademie der bildenden Künste München. Von 1992 bis 2018 war er Professor an der Kunsthochschule Kassel, zwischenzeitlich auch deren stellvertretender Rektor. Von 2004 bis 2010 war Radermacher Präsident des "Internationalen Künstlergremiums". ... (wiki) // " ... Norbert Radermacher lebt in einer Epoche, in der das Entdeckte längst eingebunden ist in ein System globaler ökonomischer und ökologischer Abhängigkeiten. Des kleinen Heinrich S. Traum von Troja wurde mit Spaten und Spitzhacke zuende geträumt. Heute läßt sich das Fremde nicht mehr in unbekannten Fernen finden, sondern ist eher in der Nähe scheinbarer Bekanntheit zu erfinden. Solche Erfindungen des Fremden im Bekannten sind die Arbeiten von Norbert Radermacher. Um sie zu verwirklichen, bedient er sich einer Vorgehensweise, die ebenfalls im späteren 19. Jahrhundert ihre Blüte erlebte: Es ist die Lust am müßiggängerischen Flanieren, das den Wegen der Forschungsreisenden so sehr entgegengesetzt scheint und vielleicht doch nur dessen großstädtisches Gegenstück ist. Das Flanieren hat Norbert Radermacher zum Instrument seiner Arbeit gemacht. Seine künstlerische Methode gleicht einer Kombination aus Sujet-Suche und objet trouve-Empfänglichkeit. Er streift durch Städte, die er nicht kennt, und forscht nach geeigneten Orten, die am besten beides sind: stupid und stimulierend. Die Garage des Ludwigshafener Rathaus-Centers etwa hält, was die schlechte Erfahrung mit derlei betonierten Unförmigkeiten kommunalen Ehrgeizes verspricht: Tristgraue Pisten durchdringen ölverschmierte Auto-Abstell-Ebenen. In dieser festen Burg des ruhenden Verkehrs hat Norbert Radermacher über einer Auffahrt zwei Rettungsringe montiert. Die ironische Absicht leuchtet rot-weiß ins Auge. Hier rauschen keine Fluten und selbst vom Verkehr darf angenommen werden, daß er eher stockt statt fließt. Wozu also Rettungsringe, wenn nicht als Anspielung auf den Namen der Stadt am Rhein oder als Wörtlich-Nehmen der Umgebung, einem Park"deck"? Spiel und Ironie sind freilich nicht die alleinigen Triebfedern der Kunst von Norbert Radermacher. Seine Stücke für Städte nehmen auf historische Gegebenheiten ebenso Bezug wie auf soziale: In Ludwigshafen erinnert er mit einem Hexagramm vor einer Kirche an die Judenverfolgung, und zwar mit der gleichen Beiläufigkeit wie in Köln, wo er auf eine Plakatwand den Grundriß der Hagia Sophia zeichnet und somit dem gerne geleugneten Anteil des Türkischen an unserer Kultur seine Reverenz erweist. Da wie dort schieben sich seine Arbeiten unscheinbar ins gewohnt-gewöhnliche Erscheinungsbild urbaner Umgebung - als minimale, weil für Schnellseher unauffällige Irritationen. In Kopenhagen etwa stört er die schier endlose Reihe eines Gitters, das Fußgänger am Überqueren einer Hauptverkehrsstraße hindern soll, mittels einer Art Amphore, die er um eine der Gitterstangen herum montiert und durch matt-metallischen Anstrich der monotonen Nachbarschaft anpaßt. Radermacher stellt mit dieser stadtbildverändernden Maßnahme einen Bezug her zu dem, was ihm bei seinen neugierig-ziellosen, unvoreingenommen-aufnahmebereiten Streifzügen durch Kopenhagen als typisch aufgefallen war - weniger als Großform, sondern im Detail: beispielsweise in der wohlgefällig soliden Gestaltung von Geländern, Balustraden und ähnlichen Begrenzungen. Zugleich aber greift Radermacher mit seinen Kopenhagener Amphoren das Motiv der Gefäße auf - wie jetzt in Berlin oder zuvor in Kassel, wo er mit zwei Vasen der betonierten Ödnis eines Parkhauses die Krone aufsetzte, oder in Ludwigshafen, wo er mit nachgerade franziskanischer Bescheidenheit eine Messingschale in den betonierten Boden einließ. ... " (M. H.)