Beschreibung:

(42) Seiten; Illustr. (auch farbig); graph. Darst.; Fotografien; Zeichnungen; 30 cm; klammergeh. OBroschur.

Bemerkung:

Gutes Exemplar; Einband gering berieben u. stw. leicht lichtrandig; Seiten z. Tl. etwas nachgedunkelt. - IMPRESSUM : "Die Schrift "Drucker gegen Unterdrücker" wurde im Jahre 1946 anlässlich der gleichnamigen Ausstellungen in der Schweiz im Auftrage der Presse-Abteilung der Kgl. Niederländischen Gesandtschaft in Bern von der Unionsdruckerei in Bern gedruckt." // " Druck erzeugt bekanntlich Gegendruck. Wann und wo sich in Holland nach der deutschen Invasion vom 10. Mai 1940 diese alte Weisheit zuerst in dem Sinne bewahrheitet hat, dass von einer gegen die deutschen Ueberwältiger gerichteten Druckertätigkeit gesprochen werden kann, lässt sich schwer feststellen. Immerhin ist es sicher, dass bereits im Sommer 1940 die ersten Flugblätter von der "illegalen" Gruppe « Vrij Nederland » verteilt wurden. ... Zunächst um die Mitglieder der "illegalen " Schutz- und Kampfgruppen über das aussen- und innenpolitische Geschehen sowie über die Ergebnisse der eigenen Gegenspionage ständig unterrichten zu können, gaben die einzelnen Widerstandsgruppen ihre eigenen Nachrichtenbulletins und Steckbriefe heraus. Bald aber sprengte diese Druckertätigkeit den engeren Rahmen der eigentlichen Widerstandsgruppen. Eine regelrechte illegale Presse entstand, deren Produkte zu Hunderttausenden unter der Bevölkerung verteilt wurden. Gegen Ende des Krieges gab es in Holland schätzungsweise 80 illegale Zeitungen mit einer wöchentlichen Gesamtauflage von etwa 1,5 Millionen Exemplaren. Inhaltlich beschränkten sich diese Zeitungen keineswegs auf die Wiedergabe von Nachrichten. Die wichtigsten unter ihnen wiesen in ihren von prominentesten Federn verfassten Leitartikeln eine deutliche weltanschauliche Färbung auf. Nicht nur der augenblickliche Kampf gegen den Unterdrücker war Gegenstand der Auseinander-setzungen, sondern schon seit dem Jahre 1942 nahm die Zukunftsplanung des politischen und geistigen Lebens nach dem Kriege einen breiten Raum ein. So ermöglichten es die illegalen Zeitungen, diese " Dokumente des ruhigen Mutes ", nach einem Wort von Aussenminister van Kleffens, auch der holländischen Regierung in London, sich nicht nur vom Tagesgeschehen, sondern weit darüber hinaus von der sich anbahnenden geistigen Erneuerung des holländischen Volkes ein klares Bild zu machen. Gerade weil die illegale Presse sich zur Trägerin und Verkünderin eines neuen politischen und geistigen Willens entwickelt hatte, konnte sie nach der Befreiung ihre Aufgabe nicht als abgeschlossen betrachten. Im Gegenteil, für die wichtigsten Blätter, wie " Het Parool ", " Vrij Nederland ", " Trouw ", " Je Maintiendrai ", " Cristofoor ", "De Waarheid" usw. bedeutete das "Ende Feuer" nur, dass sie nunmehr "auftauchen " und künftig in aller Oeffentlichkeit weiter die Ansichten vertreten konnten, die sie und ihre Anhänger als Frucht der Jahre der Unfreiheit mit schweren Opfern gewonnen und ausgetragen hatten. Der Wille zur Zukunftsgestaltung, der den illegalen Zeitungen das Gepräge gab, äusserte sich allerdings auch in ausführlicheren Publikationen, als Zeitungsartikel es sind. Zahlreiche unterirdisch gedruckte politische Broschüren und Bücher legen beredtes Zeugnis von einer schon nach zwei Besetzungsjähren beachtlichen Verlagstätigkeit ab. Zu diesem illegalen politischen Schrifttum gesellte sich das literarische, als sich die Besetzungsmacht im Frühling 1942 zum Versuch entschloss, der von ihr errichteten « Kulturkammer » dadurch zu Macht und Ansehen zu verhelfen, dass sie den Nichtmitgliedern dieser "Kulturkammer" das Veröffentlichungsrecht absprach. ... Bei der " De Bezige Bij ", die auch einige andere Reihen, wie die " Quousque Tandem "-Reihe, herausgegeben hat, ist ebenfalls die übernationale Gesinnung unverkennbar. Neben zahlreichen holländischen Dichtungen weist der Katalog Namen auf wie Edgar Allen Poe, John Gay, Vercors, Steinbeck, Guy de Maupassant, Andre Gide. Wichtig, und in graphischer Hinsicht vielleicht die wichtigsten, sind die Erzeugnisse des kurz vor der Befreiung erschossenen Malers, Dichters, Graphikers und Druckers H. N. Werkman. Für die " Freunde des blauen Schiffes ", wie sich seine Mitarbeiter und Bewunderer unter Anspielung auf sein Druckerzeichen nannten, hat Werkman mit vollendeter Meisterschaft zum Teil wahre Musterbeispiele seiner Originalität und seines Könnens hinterlassen, die schon wegen der Anwendung der von ihm erfundenen neuen technischen Verfahren grosses Interesse verdienen. Auch Werkman beschränkte sich nicht auf die holländische Dichtung: Buber, Martin Luther, Trakl, Charles Peguy, Verlaine, Charles d'Orleans haben ihn genau so wie seine holländischen Geistesverwandten zu seinen Schöpfungen inspiriert. Derselbe Internationalismus oder vielmehr derselbe Wille zum geistigen Europäertum, dasselbe Bekenntnis zur übernationalen Kultur findet sich auch bei den zahlreichen andern Verlagen, " Le Lapin et le Chat ", " Bayard-pers ", " Molenreeks " (= Mühlen-Reihe), "Homeruspers", "In signo piscium", "In Agris Occupatis" usw., und den vielen, die sich keinen Namen zulegten. Es wäre aber verfehlt, aus dem Vorhandensein dieses internationalistischen Bestrebens zu schliessen, dass die landeseigene Dichtung vernachlässigt wurde oder gar, dass es sich dabei gewissermassen um eine im Kern unproduktive Pose handelte, die in unbeabsichtigter Zusammenarbeit mit den deutschen antikulturellen Unterdrückungsmassnahmen mitgeholfen hätte, die niederländische Dichtung zu ersticken. Ganz im Gegenteil hat die illegale Drucker- und Verlagstätigkeit ganz entschieden dazu beigetragen, die zeitgenössische Literatur und die Liebe zur älteren niederländischen Dichtung zu fördern. In illegalen literarischen Zeitschriften fanden jüngere, bisher unbekannte Dichter Gelegenheit, sich zu äussern. Hundertfach sind in illegalen Gedichtbänden die bereits vor dem Kriege bekannten Dichter zur Geltung gekommen. ... " (Seite 1 ff.)