Beschreibung:

384 Seiten (310+Anmerkungen) 8° (21,7x14cm), Softcover/Paperback

Bemerkung:

Zustand: Sehr gut, neuwertig. - "Der Dienstbetrieb ist nicht gestört" - Deutschland in Trümmern: Lassen nicht spätestens ab 1943 hunderttausende Kriegstote, gewaltige Schäden an Gebäuden und allgegenwärtige Mangelwirtschaft den Stillstand des juristischen Dienstbetriebs erwarten? Anhand einer Vielzahl überkommener Jusitzakten legt Benjamin Lahusen einen anderen, unerwarteten Befund frei: Bis zuletzt, im Bombenkrieg, im Bunker, die vollständige Niederlage Deutschlands vor Augen, betrieben landauf, landab Juristen im NS-Staat akribisch und beharrlich Rechtspflege. Mit berufsständischer Gewissheit verfolgten sie sittliche Anstößigkeiten Betrunkener ebenso präzise wie Grundbuchangelegenheiten in Auschwitz, verhängten in Ehestreitigkeiten Bußgelder oder verurteilten in Standgerichten zum Tode. Lahusen beleuchtet an vielen Beispielen das räderwerkartige Funktionieren einer Justiz im Angesicht des Abgrundes und porträtiert Juristen in den Eigentümlichkeiten ihres Dienstalltags, der weithin unbeeindruckt, ununterbrochen und aus dem Verständnis einer unpolitischen Profession heraus eine teils gespenstisch, teils grotesk anmutende Normalität wahrte. Nicht wenigen der Belasteten unter den Juristen gelang mit der gleichen Auffassung von Dienst- und Normentreue die eigene Exkulpation nach Kriegsende. Unter dem Druck der Alliierten hatte seither die Justiz der Diktatur den mühsamen Weg in demokratische Strukturen zu beschreiten. Auch dieses Kapitel deutscher Zeitgeschichte beleuchtet das Buch und widerlegt so nicht zuletzt in dieser Hinsicht das Narrativ einer Stunde null bei Kriegsende. - Benjamin Lahusen (* 1979 in Stuttgart) ist ein deutscher Rechtswissenschaftler. - Lahusen studierte an den Universitäten Tübingen, Lausanne, Berlin (HU) und New York (Columbia) Rechtswissenschaft. Nach dem ersten Staatsexamen war er drei Jahre Doktorand am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main. Anschließend wurde er am Berliner Kammergericht zum Volljuristen ausgebildet und arbeitete fünf Jahre lang als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Rostock. Von 2015 bis 2020 war er Nachwuchsgruppenleiter an der juristischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 2020 leitet er die Geschäftsstelle der Beratenden Kommission im Zusammenhang mit der Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturguts, insbesondere aus jüdischem Besitz. Seit dem Wintersemester 2021/22 lehrt er als Professor für Bürgerliches Recht und Neuere Rechtsgeschichte an der Viadrina in Frankfurt/Oder. - Seine Forschungsgebiete sind Rechtsgeschichte und Rechtstheorie der Neuzeit. 2007 gründete er gemeinsam mit Rainer Maria Kiesow, Regina Ogorek und Dieter Simon die Zeitschrift Myops. (Wikipedia 10/2023) ISBN: 9783742509840