Beschreibung:

498 S. : Ill., Noten ; 25 cm. Pp.

Bemerkung:

Tadelloses Exemplar -- Auf dem Theater wie im Leben ist Shakespeare für nicht wenige deutsche Literaten und Philosophen um 1800 "Der Mensch! Die Welt! Alles!" (Gerstenberg) Dabei schlugen seine Dramen als verspäteter Import auf deutschen Bühnen zunächst keineswegs wie eine Initialzündung ein, wurden sie doch von Wandertruppen erst lange anonym verballhornt. In Wielands Übersetzungen eroberte Shakespeare zunächst die Bretter deutscher Bühnenregale. Doch erst durch Bearbeitungen mit Musik von jener Tragweite, wie sie von ihm selbst angelegt worden ist, erstürmt Shakespeare die Bretter, die die Welt bedeuten: "Theater, Kouliße, Komödiant, Nachahmung ist verschwunden." (Herder) Herder, Goethe, Lenz und Schiller empfanden Shakespeares Stücke wie eine Befreiung aus aristotelischem Maßregelvollzug. Für Komponisten wie André, Benda, Reichardt oder Seyfried bedeutete die Aufgabe, einen Shakespeare bühnenwirksam zum Klingen zu bringen, einen Freibrief zum Experimentieren, wie sie ihn von einem Opernlibrettisten kaum ausgestellt bekamen. Der Autor zeigt erstmals systematisch, wie die ästehtische Rezeption und dramaturgische Verarbeitung des Phänomens Shakespeare die Schauspielmusik in ihrer Blütezeit zu einem integralen Medium theatralischer Illusionsbildung werden ließ und auch der Musik an sich neue Stilmittel erschloß. -- Inhalt: Einleitung und Problemstellung sowie Forschungsstand -- I. Zur literaturkritischen und ästhetischen Shakespeare-Rezeption in Deutschland bis 1830 -- 1. Das Profil der Shakespeare-Aufnahme im historischen Abriß -- Erste namentliche und enzyklopädische Erwähnungen -- Die ästhetische Polyvalenz um 1750 -- Shakespeare im ,Sturm und Drang': die 1760/70er Jahre -- Vorabend der Französischen Revolution: die 1780er Jahre -- Die Shakespeare-Deutung nach der Französischen Revolution -- 2. Die Strömungen der deutschen Shakespeare-Rezeption -- Partielle oder totale Ablehnung aufgrund von Struktur, Form und Inhalt Shakespearescher Dramatik -- Relativierung der Distanz zu Shakespeare -- und des französisch-klassizistischen Dramen-Paradigmas -- Hervorhebung und ästhetische Vereinnahmung -- charakteristischer Spezifika der Shakespeareschen Dramatik -- Erklärungen und Zustimmung zum Phänomen Shakespeare in den Kategorien ,Natur' (auch als .Realität') - ?Genie' - ?Original' -- 3. Von der Rezeption zur Theoriebildung: Shakespeares Ort in der Dramentheorie der Hegeischen Ästhetik (1820-29) -- 4. Aspekt-Register: Musikdramatische Implikationen in Beiträgen zur Shakespeare-Rezeption -- 2. Die Musik der Schaubühne in der Systematik Johann Adolph Scheibes (1739) -- Ästhetische Diskussionen -- II. Theorie und Praxis der Schauspielmusik in Deutschland -- 1. Die theoriebildende Diskussion über Schauspielmusik als transdisziplinärer Prozeß -- 2. Kritisch-reformatorische Bestrebungen als Ausgangspunkt der Theoriebildung -- Schauspielmusik im Kontext der dramaturgischen Reformbestrebungen Gottscheds in der Theoriebildung zur Musik im Schauspiel -- 1. Die Scheibe-Rezeption als Ausgangspunkt Lessings (1767) -- 2. Die Theorie zur Musik im Schauspiel in der allgemeinen Ästhetik: Johann Georg Sulzer (1771-74) -- 3. Kompositorische Innovation und Wirkungsreflexion bei Johann Friedrich Reichardt (1774/89): die Instrumentalmusik im Fokus -- 4. Die Emanzipation des musikalisch Schönen in der Charakterisierungskunst: Christian Gottfried Körner (1795) -- 5. Autonomisierung der Instrumentalmusik im Schauspiel: Drama und Symphonie bei Ludwig Tieck (1796) -- 6. Innovative Momente für Theorie und Praxis der Musik im Schauspiel: G.K.Tolev(1805) -- 4. Postscenium: Gattungs-Irritationen durch "Singspiel" oder "Schauspiel/Trauerspiel mit Gesang" und lieto/tragico fine -- 5. Postscriptum: Ungehörter Abgesang der obligaten Rahmenmusik - A. B. Marx in der Berliner Allgemeinen musikalischen Zeitung (1825) -- 6. Regelkreis von theaterpraktischer Umsetzung theoretischer Postulate und weiterer Theoriebildung zur Theatermusik -- 1. Das Modell Weimar -- 2. Anspruch und Realität - Theorie und Praxis der Schauspielmusik am Fallbeispiel Weimar -- III. Analysekriterien und Auswahl der Quellen -- 1. Die dramatischen Aspekte, ihre ästhetische Rezeption und die Grenzen ihrer Klassifikation bei Shakespeare -- 2. Die Sujets und ihre besonderen Topoi und Idiome -- 3. Shakespeares dramaturgische Anforderungen an die Musik in ausgewählten Dramen -- 1. Die musikpoetische Morphologie der Hexen in Marter -- 2. Der Sturm als Opern-Libretto: Gotters und Einsiedels Geisterinsel im Vergleich mit zwei anderen Beispielen -- IV. Werkübergreifender Vergleich der äußeren dramatischen Organisationsebene: das Problem der Rahmenmusik -- 1. Dramenunspezifische Realisierungen -- 2. Dramenspezifische Realisierungen -- 1. König Lear von Stegmann und Andre, Hamburg und Berlin 1778 -- Parenthese: Duncan's Victory von Michael Arne, London 1780 -- 2. Hamlet von Abbe Vogler, Mannheim 1779 -- 3. Romeo und Julia von Georg Abraham Schneider, Berlin 1820 -- V. Musik zur Sphäre des Unirdischen und Metaphysischen -- 1. "Etwas ganz Fremdes empfunden": die Hexenszenen in Macbeth am Puls der zeitgenössischen Kompositionsästhetik -- 1. Berlin und Hamburg bis zum Paradigma Reichardt (1787) -- 2. "Über See und Land": Hexen-Musik auf Bühnen zwischen Wien und Kopenhagen, Macbeth von Mederitsch (1796) bis Weyse (1817) -- 3. Eine neue Zeit: Gibt es "romantische" Hexen bei Spohr oder "war man froh, wenn die Mörder wieder ihr Wesen trieben"? -- 4. Alte Zeiten: Let's have a Dance upon the Heath - die Hexen im London der Purcell-/Händel-Zeit als deutsche Ahnen? -- 2. Das .Wunderbare' im Singspiel: Die Geisterinsel in drei Vertonungen von 1798 und zwei Londoner Tempest-Musiken -- VI. Psychologische Grenzsituationen -- 1. Psychologisierung im Singspiel: Gotters und Bendas Romeo und Julie, Gotha 1776 -- 2. "Gebier mir keine Töchter!" - Macbeth und seine Lady bei Mederitsch, Wien 1796 -- 3. Julius Caesar: Cassius, Brutus und Konsorten bei Seyfried, Wien 1811: "Ich muß Leute um mich haben, die fett sind"... -- Zusammenfassung der Ergebnisse und Schlußfolgerungen -- Anhang 1: Quellen- und Literaturverzeichnis -- Anhang 2: Textbuch-Faksimiles und Tabellen zu Macbeth -- Szenen und Übersetzer (zu Kapitel III, Absatz 3.1.) -- Anhang 3: 144 Partitur- und Stimmen-Faksimiles: nach Komponist und Drama (Standardtitel). ISBN 9783895641176