Beschreibung:

479 Seiten ; 24 cm. paperback.

Bemerkung:

Tadellos- neuwertiges und sauberes Exemplar. - Seitdem die transzendenten Sicherheiten durch die Aufklärung verloren waren, spätestens jedoch seit Friedrich Nietzsche, avancierte Dionysos zu einer zentralen Reflexionsfigur und Chiffre der ästhetischen Moderne. Erstmals ist hier eine Betrachtung des Phänomens in der Literatur des expressionistischen Jahrzehnts unternommen, welche aufzeigt, dass - entgegen bisher angenommener Nietzsche-Folgsamkeit - noch ganz andere Einflüsse bedeutsam waren (Antike, Hölderlin, Schopenhauer, Bachofen, Bildkunst, Psychoanalyse), so dass ein eigentümliches Konglomerat gerinnen konnte, welches Nietzsche häufig sogar widerspricht. Die Ambivalenz des Triebes, die Dionysos zumeist ins Metaphysische ausdehnen soll, wird mit egalitären Gemeinschaftswünschen in Vermittlung gebracht. Die Rolle des dionysischen Künstlers erscheint dabei als problematischer Auftrag. Überraschende Ergebnisse und teils völlig neue Details zu Heym, Kafka und Werfel werden präsentiert. Sie dokumentieren letztlich die Überforderung, der sich expressionistische Dionysos-Konstrukte ausgesetzt erkennen - allein Werfel sieht eine (Er-)Lösung. -- Inhalt: I. EINLEITUNG -- 1. Nietzsches Dionysos als untrügliches Richtmaß? Zur Fragestellung der Untersuchung -- 2. Kritik an Martens' Vitalismus-Studien. Was den Expressionismus von Nietzsche trennt -- 3. Der "fremde Gott4 im historischen Abriss -- Bausteine zur Orientierung -- Dionysos in der Antike -- Dionysos um 1800 (Hölderlin) -- Dionysos bei Nietzsche -- 4. Ewiger Trieb, Künstlertum und Gemeinschaftsvision. Zur These der Arbeit -- II. FRÜHEXPRESSIONISTISCHER DIONYSOS BEI GEORG HEYM -- 1. Problematische Forschungslage am Beispiel des Dionysos-Gedichts -- 2. Heyms früher Dionysos und die Beziehung zu Hölderlin und Nietzsche -- Nietzsche-Rezeption im Zeichen von Ehrfurcht und Distanzierungsvermögen -- Die ersten Dionysos-Experimente -- Dionysos im Tagebuch als bescheidene Alternative zum Helios-Künstler -- Erste Bacchus-Gedichte in der Schulzeit -- Bacchus-Gedichte während des Studiums -- 3. Das Gedicht Dionysos zu Beginn der Epoche -- Zur Form -- Zu Funktion und Genese des Titels -- Dionysos im Bund mit Demeter und Pan. Ein müder Anti-Triumphator -- Der vertriebene Gott. Parallelen v.a. zu Heine -- Der Christengott als "Schandfleck der geschändeten Natur" -- Klagerufe ob der verlorenen Antike. Bezüge zu Rimbaud, Hölderlin, Schiller und Heine -- Das Einschlafen des Dionysos im Kontext Heymscher Todesmetaphorik -- "Der große Pan ist tot". Heine, Plutarch, Nietzsche und die Pan-Mode um 1900 -- Religiöse "Pest" im Kontext von Heyms Familien-Erfahrung -- Beschwörung der Wiederkehr eines naturreligiösen Gemeinschaftsgotts -- 4. Im Rausch der Massen-Selbstzerfleischung. Dionysos in Rom -- Abriss des Geschehens und Formales -- Zum geschichtlichen Hintergrund. Eine Nero-Novelle als Subtext -- Nietzsches ,dionysischer Barbar' - Garant einer dämonischen Metaphysik? -- Die Rolle Schopenhauers in Heyms Metaphysik der ewigen Selbstzerfleischung -- Fazit zum -Gedicht. Mit Nachbemerkungen zu Hölderlin und Heraklit -- 5. Dionysische Irren-Tänze. Metaphysische Naturvereinigungen zwischen Gemeinschaftsvision und ozeanischem Narzissmus -- Allgemeines zu Heyms Irren-Bezügen -- Irre Tänzer im "Bacchanten-Takt". Das Gedicht Die Irren. Variation -- Inhalt und bedeutsame Querverbindungen -- Zur Bedeutung des Tanzes im antiken Dionysoskult -- Heyms Parallelen zum antiken Tanzphänomen -- Der Tanz-Topos um 1900 und im Expressionismus -- Brüchige Vision eines kosmischen Wir-Gefühls - dionysisches Miteinander im Wahn -- Tanzender Satyr und gespaltener Wahn in der Erzählung Der Irre -- Zu Inhalt und Erzählperspektive -- Die Satyr-Szene am Teich mit Parallelen zu Heyms Dionysos-Gedichten -- Der Satyr in der Antike und seine Beziehung zum Tanz -- Heyms idealisierendes Satyr-Verständnis: Überkreuzungen mit dem Jugendstil-Faun und mit Nietzsches ,fingierten Naturwesen' -- Erlösung von der Gesellschaft: Ozeanische Seligkeit und barbarische Wut als Ausdruck einer narzisstischen Störung -- Ozeanischer und aggressiver Rausch in Beziehung zum Dionysischen Nietzsches -- III. KAFKAS DIONYSISCHE ZWISCHENWESEN. DER JÄGER GRACCHUS UND DIE NOMADEN IN EIN ALTES BLATT -- 1. Indizien für Kafkas Dionysos-Interesse -- Bearbeitung antiker Mythen -- Eine Mänade über Kafkas Schreibtisch -- Euripides-Emphase. Selbstbewusst in Differenz zu Nietzsche -- Kafka und Nietzsches Tragödien-Buch -- "Bacchantengier" und Ekstasen des Schreibens -- 2. Der Jäger Gracchus als schreibender Dionysos und verhinderter Aggressionsgenießer -- Der Name Gracchus - Verdichtung von graculus und Bacchus -- Gemeinsamkeiten zwischen ,Gracchus' und antikem Bacchus/ Dionysos -- Die Jagd des Dionysos im Gebirge und der Jäger Gracchus -- Die Schiffsepiphanie des Dionysos und Kafkas Gracchus -- Ikonographische Dionysos-Merkmale und Gracchus' Symposion-Parodie -- Weitere verhinderte Jäger als Symposion-Parodisten und die Bacchus-Erzählung Ovids -- Der Schwarzwald und das 4. Jahrhundert - Grenzen der Antike -- Selbstreflexionen. Verhinderte dionysische Befreiung beim Schreiben, als Soldat und "im Bett" -- Fröhliche Jagd in der Vorzeit. Töten und Sterben in Unschuld -- Verhinderte Jäger als Chiffre für den Schreibenden - und für den verhinderten Kriegsteilnehmer -- Gracchus, Bootsführer, Julia. Der ödipale Grundfehler des untoten Jägers -- Dionysische Soldatensehnsucht und fehlende Führung in der Moderne -- 3. Dionysische Nomaden in Ein altes Blatt. Problematische Exzesse aggressiver Lust -- Kafkas Nomaden als transformierte Mänaden - Anlehnungen an Euripides und Rohde -- Mörderische Fleischeslust. Vernichtende Schreibprogrammatik und der Krieg als Einbruch des Verdrängten -- 4. Dionysische Artisten-Metaphysik. -- Kafkas Zwischenwesen als Ausdruck einer scheiternden Kunstprogrammatik und sozialen Vision -- Patriarchen und subversive Söhne. Zwangsbeziehung als Erbe des ,Familientiers' -- Zwei Pole eines ,Organismus'. Zwischenwesen trifft auf Vaterordnung -- Entfremdete Generationsbeziehung. Grundlage des polaren ,Organismus' -- ,Dionysische' Entgrenzen. Zur Ausgestaltungstradition der Zwischenwesen -- Endlos fluktuierende Grenzgänger und ihre Beziehung zur romantischen Ironie -- Die Zwischenwesen als Vermittler ganzheitlicher Strömungen: Wahrheit und Leben -- E.T.A. Hoffmann als Wegbereiter einer modernen dionysisch poetischen Entrückung -- Der grundsätzliche Einfluss triebhaft-irrationaler Lebens-Konzeptionen -- Was für Schopenhauers ,Wille' in den Zwischenwesen spricht -- Das Scheitern von Nietzsches ,Dionysischem' als Kunstprogramm und soziale Vision -- IV. SPÄTEXPRESSIONISTISCHE DIONYSOS-ANKLÄNGE BEI WERFEL -- 1. Werfels ambivalente Beziehung zu Nietzsche -- Nietzsche in Werfels Texten -- Nietzsche-Erfahrungen im persönlichen Umkreis -- 2. Bacchische Ekstase am Billardtisch und anti-patriarchalischer Mutterrechts-Streit - Dionysos in der Mörder-Novelle (1919) -- Zur Novelle -- Dionysische Ekstase als Moment des Erwachens aus "schlechten Träumen" -- "Neue Wirklichkeit" versus Anarchisten. Mit Bachofens Dionysos gegen die "schlechten Träume" -- Werfels Anarchisten-Synkretismus - Gross, Rote Garde, Buber -- "Neue Wirklichkeit" - mit Bachofens demetrischem Dionysos gegen Gross' Hetärismus -- 3. Mörderischer Ausbruch des Verdrängten als Erweckungskatastrophe - Dionysos im Drama Bocksgesang (1921) -- Zum Drama. Entstehung und Zusammenfassung -- Dionysischer Tragödienbegriff und Werfels Psychoanalyse. Zu den Bedeutungen des Titels -- ,Bocksgesang' als Begriff. Bezüge zu Dionysos und Pan -- ,Bocksgesang' als Psychoanalyse. Der kathartische Affekt als "Geheimnis" des Verdrängten -- Soziale Verbannung und Mysterien-Schreck. Bedeutung und Funktion des Pan -- Pan als Markierung der sozial Verdrängten -- Pans Schrecken als Anstoß zu dionysischer Mysterien-Verwandlung -- Satanischer Rausch, Tanz und Hysterie. Dionysos als kollektives Tier -- Trunkene Zerstörungsorgie im Zeichen des verteufelten Dionysos -- Der Gruppenrausch als sexuelle Orgie -- Konvergenzen satanischer und dionysischer Merkmale in der Schwarzen Messe -- Nächtliche Tänze und "hysterisch ungereimte Verwirrung" - Vorboten dionysischer Ermächtigung -- Satanisch-dionysische Zerstörung als Erweckung zum "dionysischen Matriarchat" -- 4. Dionysische Kunst in Werfels Verdi-Roman. Zum Schaffensverständnis des südlichen Künstlers -- Verdi gegen Wagner. Zur Dichotomie des Romans -- Mit Nietzsche im Bund gegen Wagner. Aufwertung des musikalischen Südens -- Dionysos als Geleitgott der südlichen Kunst -- Dionysisches in Verdis "Vendetta"-Gesang und beim Erleben der Karnevalsmusik -- Verdi als antiker Charakter mit Dionysos-Attributen -- Dionysische Gemeinschaftstraditionen - Volksgesang und der Karneval als Bacchanal -- Dionysische Produktionsästhetik. Der "Gott [...] mit dem tödlichen Thyrsos" und Orpheus als Dionysos-Zagreus -- Matriarchale Ethik als zügelndes Richtmaß für den dionysischen Künstler -- Verdi als Figur der Selbstreflexion - Werfel als dionysischer Künstler -- V. RESÜMEE: EWIGER TRIEB, KÜNSTLERTUM UND GEMEINSCHAFTSVISION. ISBN 9783826070525