Beschreibung:

443 Seiten ; 24 cm. Broschur.

Bemerkung:

Tadellos- neuwertiges und sauberes Exemplar. - In einer von Orakelsprüchen, höheren Mächten und Flüchen verzerrten Welt geben die Protagonisten antiker Mythen Versprechen, um ihre Identität im Verlauf der Zeit zu bezeugen, Verantwortung zu übernehmen und Verbindlichkeit zu erstellen. Über die Inszenierung von Versprechenssituationen werden dabei das Zustandekommen und die Grenzen sprachlicher Verbindlichkeit verhandelt. Die literaturtheoretische Studie widmet sich der Untersuchung des ?Versprechens? im Mythos und behandelt damit zugleich auch den ?Mythos? von einem Versprechen als ursprüngliches Stiftungsphänomen für Sinn und Gemeinschaft. Versprechensinszenierungen in antiken Stücken und modernen Adaptionen werden in Hinblick auf die Stiftungsfunktion eines Versprechens untersucht und in Bezug zu Diskussionen jüngerer und jüngster Sprachphilosophie gesetzt. Bei den gewählten Mythenbearbeitungen von Ovid und Sophokles bis zu Hans Henny Jahnn und Heiner Müller gilt das Interesse insbesondere den interdisziplinären Schnittpunkten mit theoretischen Ansätzen der Sozialphilosophie, der Psychoanalyse, der Sprechakttheorie und der Dekonstruktion. -- Inhaltsverzeichnis: I. Einleitung. Das Problem des Versprechens in den Mythenbearbeitungen ­ Zielsetzung der Arbeit / Textkorpus und Aufbau ­ Umgang mit dem Begriff des ,Mythos' und der ,Arbeit am Mythos' ­ methodischer Umgang mit den antiken Texten und der Übersetzung ­ Wort-Gaben: Ver-Sprechen, Ver-Lesen, Ver-Antworten. Darlegung des Untersuchungsrahmens anhand von morphologischer Sinnstreuung. -- II. Theoretische Rahmung -- 1. Zum Problemhorizont des Versprechens -- Stiftung und Gefährdung des Subjekts: (Sich-)Versprechen im Kontext von Hermeneutik, Ethik und Psychoanalyse -- Stiftung und Gefährdung der Gemeinschaft: Das Versprechen im Kontext der Vertragstheorie und Sozialphilosophie -- 2. Zum Sprechakt des Versprechens -- Der Sprach-Körper und seine Einordnung in Performativ/ Konstativ, Illokution/Perlokution -- Zur Inszenierung des Logos am Beispiel von Kon-Text und Bühne -- Die Definitionsspanne des "Versprechens" -- 3. Zum Mythos des Versprechens -- Vom Logos des Versprechens zum mythischen Phänomen -- Von Nancy zu Aristoteles: Die "Gabe" des Mythos vom "Haben" des Logos -- III. Die Gabe des Wortes und die Gabe des Mythos. Eine antike Spurensuche -- 1. Mythische Schöpfungsszenarien: Prometheus und die Wortgabe -- Kafkas Prometheus und was man sich vom antiken Mythos versprechen kann -- Aischylos' Prometheus. Plurale Sprecher, plurale Wörter -- Prometheus als Mythos von der Pluralität am Ursprung der Gabe -- Die Gabe als Subversion einer souveränen Sprecherinstanz -- Die Gabe von Sprache ohne auto-nome Subjekte und fest-gesetzte Bedeutung -- Die Nicht-Gabe: Sprachlicher Entzug und der Einbruch des Anderen -- Pluralität und Versprechen bei Hannah Arendt -- 2. Ovids Phaethon und die Wort-Gabe an den Anderen -- Das Versprechen als zentrales Element der Dramaturgie -- Der/das Andere im Versprechen -- Das Versprechen als Wort-"Gabe" an den Anderen -- Vertrauen als Antwort auf die Andersheit des Anderen -- Der Andere im Selbst -- Das Versprechen und Sich-Versprechen des Textes -- Rückblick: Die Wortgabe in Phaethon -- 3. Ovids Philomela und die Wortnahme. Entzug des Wortes, sprachliche Gewalt -- Das Versprechen des Gewaltverzichts -- Theoretischer Exkurs: Gewaltverzicht als Minimalversprechen -- Versprechensentwürfe: Die Unversehrtheit des Anderen -- Die Gewalt der sprachlichen Ordnung -- Tereus' Sprechen: Tierisches Sprechen außerhalb der Ordnung -- Tereus' Sprechen: Männliches Sprechen innerhalb der Ordnung -- Weibliche Rache: Reproduktion der Gewalt und Tierwerdung -- Die Zäsur der Schrift: Eine kritische Unterbrechung -- Phaethon, Philomela und das mythische Versprechen -- IV Zwischen Antike und Moderne. -- Auf der Suche nach dem Logos -- Kriton und König Ödipus als Anknüpfungspunkte der Modern -- 1. Von einer Gemeinschaftskonzeption zur Hermeneutik. Versprechen, Vertragen, Verstehen in Platons Kriton -- Zwischen Antike und Moderne, zwischen Theorie und Literatur -- Kriton als Versprechenstheorie -- Kriton als literarischer Text -- Der Dialog als Stätte des Versprechens -- Die Öffnung der Homologie für das Versprechen im Dialog -- ,Verlesen' und ,Verantworten1' in der Apologie und in Kriton -- Die dialogische Reflexion auf das Versprechen und die homologia -- Arztes als kritischer Text -- Kritik an der Ein- und Auflösung des Versprechens -- Kritons kritisches Potential in Nähe zu Benjamin und Arendt -- Kritons Kritik an Schleiermachers Hermeneutik und Noussan-Lettrys Dialektik -- Rückblick und Ausblick. Zwischen Kriton und Ödipus -- 2. Von der Subjektkonzeption zur Selbsterkenntnis. Versprechen, Verlesen, Verantworten in König Ödipus -- Sprechen: von Subjekten und logischen Urteilen -- Kohärenz der Repräsentation -- Subjektivierung des Urteils. Von sprachlichen und metasprachlichen Subjekten -- Der hermeneutische Imperativ: Be-/Ver-Urteilen-Müssen -- Versprechen: von Schwüren, Flüchen und Prophezeiungen -- Das Versprechen der Erkenntnis -- Exkurs: Die Konsubstantialität von Eid und Fluch -- Das Versprechen des Fluchs -- Verlesen: Apollo, Sphinx und das Orakel. Zum Angebot der Selbst (v) erkenntnis -- Apollo als Sinnbild für die Totalität des Sinnes -- Das Rätsel der Zeichen und reflexiven Bezeichnungen -- Das miasma der Ökonomie -- Verantworten: dramatischer Ur-Sprung -- ,Schuldlos Schuldig'? - Zum Problem von Schulden und Fehlern -- Ödipus' Charakterfehler? Das Subjekt als pharmakon -- Dramatisches Handeln: Die Erfahrung der Bühne, das Versprechen des Texts -- Rückblick. Ödipus, Kriton und der Imperativ der Zeichenstruktur -- V. Moderne Modifikationen der Mythenfiguren: Der Bruch mit dem Versprechen -- Zwei moderne Zugriffe auf den antiken Mythos -- 1. Jahnns Medea: Versprechen an der Grenze der Sprache -- Jahnns Medea-Adaption als Grenzüberschreitung -- Die Gabe der ,weißen Stute' und die Gabe des Wortes am Rand der Sprache -- Der jüngere Knabe: ein ,Sein' vor dem Eintritt in die Welt -- Der ältere Knabe: das Misslingen der Transgression -- Kreusa: das ganz Andere und der Versprecher -- Medea und die "Weißen Stuten im Tor44: ein Symbol (an) der Grenze -- Versprechen als Torbögen des Textes -- Exkurs: Ugrino und das Symbol des Torbogens -- Kolchis und Korinth: eine Welt vor der Differenz -- Medea und Jason: das Hochzeitsversprechen und die Gabe des Schicksals -- Das Hochzeitsversprechen von Jason und Medea -- "Ihr wollt ein Wort von mir, ein Schicksal sollt ihr haben" - die Gabe des Schicksal anstelle der Wort gäbe -- Rückblick. ,Ein Tor aufreißen': was sich Jahnn von dem Mythos verspricht -- 2. Müllers Philoktet*. Das Negativ eines Versprechens -- Mythische Bearbeitung und moderne Rezeption -- Heiner Müller und der Zugriff auf die Antike -- Sophokles' Philoktet. Adaption und Alteration einer antiken Vorlage -- Rezeptionsgeschichtliche Perspektiven auf die Mythenbearbeitung -- Der Prolog als autoreferenzieller Kommentar zur Mythenbearbeitung -- Stiftung und Gefährdung von Gemeinschaft durch Lügen -- Exposition: Darlegung der Versuchsanordnung -- Die Lüge als Stiftungsphänomen von Gemeinschaft, Subjekt und Vernunft -- Zeichentheoretische Typologisierung. Die Lüge zwischen Signifikant und Signifikat -- Odysseus und das transzendente Signifikat der Gemeinschaft -- Philoktet und die Ausstreichung aller Bedeutungsträger -- Neoptolemos und die Lüge in der Relation der Signifikanten -- Poetologische Reflexionen. Philoktet zwischen Mythos und Logos -- Die Mythenbearbeitung als ,Model' zwischen Singularität und Allgemeinheit -- Müllers Philoktet (1979): Ballett-Entwurf als poetologischer Kommentar -- Rückblick: Müllers ,Arbeit am Mythos' -- VI. Rückblick -- Verlesen, Verantworten und Versprechen / Die unterschiedlichen Akte des Versprechens ­ Die Unterschiede der mythischen Form. ISBN 9783826070396