Beschreibung:

Reiner Schwarz (*1940 Hirschberg), Der Hut, 1967. Lithographie, 32,5 cm x 32,5 (Darstellung), 59 cm x 42 cm (Blattgröße), unten rechts in Blei mit "R.[einer] Schwarz" signiert, auf "[19]67" datiert, unten links als Exemplar Nr. XII / XX ausgewiesen und mittig als "Der Hut" bezeichnet. - in ausgezeichnetem Zustand - Der Kopf des Hutes - Der im Profil dargestellte Kopf der Frauenfigur erweitert sich über die Wangenpartie und den Haaransatz hinaus zu einer gleichermaßen monströsen wie geheimnisvollen Körperlandschaft. Dass es sich dabei nicht bloß um einen Annex des Kopfes handelt, verdeutlich das nach hinten gewanderte Ohr. Die Kopflandschaft wird von der raumgreifenden Hand darunter und der Pfauenfeder darüber flankiert. Die eine dem Hinterkopf parallele Form ausbildende Pfauenfeder wird von einer über dem Ohr aufwachsenden gesichtslosen weiteren Frauenfigur gehalten, die das Geheimnisvolle des Bildes noch steigert, zumal dieser ,Hut' und der Kopf eine Einheit bilden. zum Künstler Nach der Vertreibung aus der schlesischen Hirschberg verlebte Reiner Schwarz seine Jugend in Hannover. 1960 nahm er ein Studium an der Berliner Hochschule der Künste bei Mac Zimmermann auf und begann erste Lithographien anzufertigen. 1962 unternahm er Studienreisen nach Florenz und Venedig und 1965 nach Rom. An der italienischen Kunst faszinierte ihn insbesondere die sienesische Malerei und der Manierismus. 1964 erfolgte die erste Einzelausstellung in der Bremen Galerie Schnoor als Auftakt von über 150 Ausstellungen im In- und Ausland. 1974 richtete sich Reiner Schwarz in Berlin eine Druckerwerkstatt ein, in der er die Technik der Lithographie perfektionierte und bis zu 17 Farben auf verschieden Tonpapieren einsetzte. 1987 inspirierte ihn die künstlerische Begegnung mit Rolf Münzer und Peter Schnürpel in der Druckwerkstatt Kätelhön dazu, statt des Menschen Mensch die Welt der ,verlassenen und vereinsamten' Alltagsgegenstände als melancholische Erinnerungspuren zu erschließen. Dazu verwendete er zunächst großformatige Packpapiere aus der DDR. 1990 wird Schwarz Mitglied des Künstlersonderbundes in Deutschland. Die Galerie Brusberg, die den Künstler über 20 Jahre vertrat, hat 1984 ein Werkverzeichnis der Lithographien von Reiner Schwarz erstellt. "Zeichner allein wolle er nicht sein, sondern ein Deuter, Umdeuter, Neudeuter, ein Metaphoriker, der Mutanten kreiert und damit so noch nicht gesehenes Allbekanntes und scheinbar Banales zur Anschauung bringt, das eben dabei ist, in die Ewigkeit zu wechseln; eben der langkurze Augenblick einer allzu flüchtigen Gegenwart, einer Natur neben der Natur, einer Realität neben der Realität. Es ist daher ein subversiver Realismus, der unser Alltagsdenken in Frage stellt, der die Din¬ge mittels überfeinerter Akkuratesse einem raschen Zugriff verweigert, der das Erken¬nen hintertreibt, die Welt denaturiert und zu Vexierbild umschmilzt [.]." Edwin Kratschmer