Beschreibung:

600 S., gebundene Ausgabe.

Bemerkung:

Exemplar aus dem Vorbesitz des antiautoritären Dokumentaristen Hans-Dieter Heilmann mit seinen charakteristischen kleinen Anstreichungen und den ebenso charakteristischen Beilagen, Einband leicht berieben, sonst gut. Serge Klarfelds detaillierte Untersuchung erschien zuerst 1983-1985 in Frankreich. Inzwischen ist sie zum historischen Standardwerk geworden, von dem jede weitere Forschung auf diesem Gebiet ihren Anfang nehmen muß - und dies nicht zuletzt wegen der Fülle der erstmals veröffentlichten Dokumente aus dem Dokumentationszentrum für Jüdische Zeitgeschichte in Paris und aus zahlreichen anderen Archiven. Für den deutschen Leser ist das Buch aus mehreren Gründen aufschlußreich. Es widersetzt sich jeder relativierenden Deutung der "Endlösung" gerade da, wo es den Anteil Vichy-Frankreichs an den nationalsozialistischen Verbrechen aufdeckt. Klarsfeld weist nach, daß die Politik der Judenverfolgung und Vernichtung im besetzten Frankreich, die mit dem Angriff auf die immigrierten osteuropäischen Juden begann, systematisch geplant war. Und er entschlüsselt das abgestimmte Zusammenspiel zwischen der deutschen Besatzungsverwaltung, in der eine junge Generation von Polizeitechnokraten aus dem Sicherheitsdienst (SD) bzw. dem Reichssicherheitshauptamt das Sagen hatte, und dem Regime der "Nationalen Revolution" in Vichy - ein Zusammenspiel, das mit dem Begriff der "Kollaboration" nur unzureichend beschrieben ist, in dem sich vielmehr die westeuropäische Dimension der nationalsozialistischen Neuordnung abzeichnet. Gegenüber der zweibändigen französischen Originalausgabe wurde der Band um eine Reihe von Dokumenten gekürzt, dafür jedoch um ca. vierzig Dokumente zur Vorgeschichte der Judenverfolgung in Frankreich ergänzt. Serge Klarsfeld ist Rechtsanwalt und Historiker. Zusammen mit Beate Klarsfeld kämpft er seit vielen Jahren für die Bestrafung von NS-Verbrechern. Daß gegen eine Reihe von Hauptverantwortlichen des NS-Polizeiapparates in Frankreich Strafprozesse geführt wurden (1979 in Köln gegen Lischka, Hagen und Heinrichsohn, 1987 in Lyon gegen Klaus Barbie), vor allem den Klarfelds zu verdanken. Aus dem Inhalt: Die Razzien des Jahres 1941 in Paris/Der Beginn der "Endlösung" in Frankreich/Die deutsch-französischen Verhandlungen im Juni 1942/Die Übereinkunft zwischen Bousquet und Knochen und die Razzien in Paris und in der besetzten Zone im Juli 1942/Die Razzien in der freien Zone im August 1942 und die Auslieferung der Juden in die besetzte Zone/Hoher Klerus und Öffentlichkeit zwingen Vichy zum Rückzug / Die projüdische Haltung der italienischen Behörden /Vichy lehnt die Ausbürgerung der seit 1927 naturalisierten französischen Juden ab/ Die Gestapo jagt die Juden in der ehemaligen italienischen Zone / Die Verstärkung der Razzien gegen französische Juden. Minimale Gebrauchsspuren. ISBN 3891909586