Beschreibung:

6 nn., 148 num Bll. mit Holzschnitt-Titelbordüre, 2 Textholzschnitten und 1 ganzseit. Holzschnitt-Karte. 8°. Mod. Pp.

Bemerkung:

VD16, C 1000. Hartfelder 300 ff. - Frühe Ausgabe der erstmals 1531 erschienen Chronik des Johann Carion (1499 - 1537; auch Johannes Carion oder Johannes Nägelin), die oft als das erste deutsche Geschichtsbuch bezeichnet wird. Hartfelder hebt den Anteil Melanchthons besonders hervor. In dem vorliegenden Hauptwerk strukturierte Carion das Weltzeitalter einerseits nach apokryphen Sprüchen, welche die Welt in 6000 Jahre teilte, je 2000 Jahre der Öde, des Gesetzes und des Messias, und andererseits nach der Vier Weltreiche Lehre entsprechend Daniel 2 und 7. Erwähnt auch die Erfindung der Buchdruckerkunst. Der Erfolg dieser Chronik war so groß, daß sie nicht bloß in das Niederdeutsche und Lateinische, Französische, sondern sogar in das Spanische übersetzt wurde. - "Die Carion-Chronik existiert in zwei Fassungen; im Stadtarchiv Bietigheim befindet sich eine Erstfassung, deren Bericht im März 1532 endet; bis auf einige abweichende Schreibungen ist die Fassung der Luthergedenkstätte, die bei der Abschrift des Bietigheimer Exemplars noch im Netz stand, gleich. Bei der zweiten Fassung endet der Berichtszeitraum mit dem Kometen des Septembers 1532. Infolge der Peucer-Angabe war man weitgehend der Meinung, Carion habe nur unbedeutende Fetzen geliefert und Melanchthon sei eigentlicher Verfasser der Chronik. Bei der Untersuchung des Fassungsvergleichs kann man erkennen, dass die Erstfassung zwar Melanchthons Hauptanliegen, die Gliederung nach dem Spruch des Elias, d. h. die Einteilung der Weltgeschichte in drei Zeiträume zu jeweils 2000 Jahren, und eine Tabelle der historischen Grunddaten enthält, sonst aber Carions Werk ist. Zur Zweitfassung hin sind einige wenige Textpassagen geändert, z. B. die Behandlung der 70 Wochen des Propheten Daniel, vor allem weist der Schluss Merkmale auf, die dem vorausgehenden Textcorpus widersprechen, etwa die Häufung von lateinischen und dazu unübersetzten Zitaten. Wie Melanchthons Brief an Corvinus vom Januar 1532 zeigt, muss zu diesem Zeitpunkt der Druck (der Erstfassung) schon weit fortgeschritten sein. Die Zweitfassung vom Herbst 1532 ist Grundlage der niederdeutschen Übersetzung und vor allem der lateinischen, die Hermann Bonnus, der Reformator von Lübeck, erstellte. Den Druck dieser lateinischen Fassung hat Carion noch überwacht, wie der Zusatz zum Titel ab autore diligenter recognita (vom Verfasser sorgfältig überprüft) zeigt, ihr Erscheinen hat Carion aber nicht mehr erlebt, da er bereits am 2. Februar 1537 verstarb. Sein Tod ist belegt durch einen Brief Melanchthons an Milichius vom 2. März 1537, in welchem Melanchthon in einem Postscriptum seinen Tod kurz anspricht, aber auch durch das Beileidsschreiben des Herzogs Albrecht an Carions Witwe" (Wikipedia Abruf vom 08.10.2024). - Die Holzschnitt-Karte zeigt Südosteuropa, Nordafrika und Kleinasien. Die Textholzschnitte Adam und Eva sowie die Sintflut. - Blatt A 3 mit Eckabriss (ohne Textverlust). Vereinzelte alte hs. Anmerkungen (auch auf dem Titel). Durchgehend etw. fleckig und gebräunt, vereinzelt etw. wasserrandig.