Beschreibung:

47 Seiten; Illustrationen; 20 cm; klammergeh., illustr. Broschur.

Bemerkung:

Sehr gut erhaltenes Exemplar; Einband und Seiten stw. fleckig durch rostige Klammerheftung. - " Mit literarischen Beiträgen von: Joh. R. Becher; Ludwig Meidner; Bernhard Kellermann; Max Pechstein; Walter Hasenclever; Kurt Eisner; Konrad Haenisch; Kurt Erich Meurer; Paul Zech. Mit Bildbeiträgen von: Max Pechstein (Umschlag); Cesar Klein; Richter - Berlin; Lyonel Feininger; Milly Steger; Georg Tappert. " // " Der unpolitische Dichter kritisiert nicht, er warnt. Es war zu wenig Flamme in den Gassen, wie soll sich der Phönix hinausgebären? Was wir seit November erleben, ist höchstens Klischee einer Revolution. Steriler Blutsaft hat sie vollends verkitscht. Chaos behauptete sich nicht. Kaum hat die mürrische Erschütterung Michels Zipfelhaube verrückt. Warum floß nicht Wein statt Blut ? Warum strömte nicht entfesselter Sinnlichkeit energische Welle heran, darauf die Arche des Friedens und des unbeschämten, ekelbefreiten Vertrauens weithin hätte entschweben können? Warum stand nicht einmal nackt und drohend, nackt und versöhnlich vor wahrhaftigen Horizonten Mensch Menschen gegenüber, warum tat Himmel nicht sein Sonnenauge zu und öffnete es vor einem jubelnd Neuen, hymnenhaft Gewordenen? Man kann mit den gleichen Steinen ein Durchhaus bauen und einen Tempel, man muß sie indes zuvor durcheinanderschütteln. Dem Bürger hat vor dem Chaos gegraut. Uns graut vor der Ordnung, die seine Feigheit wünscht. Uns graut vor einer Ordnung, die nicht berufen ist, die Zwiste erregten Blutes zu schlichten und als gerechte Richterin die neunzig Thesen der Brüderlichkeit an die Tore der Stadthäuser und Kirchen, der Basare, Fabriken und Bordelle anzuheften, die nur mehr erfüllt sein wird vom Geiste der Paragraphen, von Tierbändigerklugheit und mittelalterlichem Stumpfsinn der Justiz. Die Demagogen des Zufalls haben sich eine Terminologie der Glückverheißung zurecht gelegt, in der die eigene Parzelle und der volle Topf auf dem Herde kulminiert, durch die mit einem Wort materielle Sucht gekitzelt, nicht aber die ideelle Sehnsucht gewaltig berührt, spürsinnig gemacht und befriedigt wird. Uns aber heimverlangt nach der Idee, Wir ertragen einfach nicht die Entgöttlichung der Well und die blindlings gewürfelte Materie. Wir sind nicht gegen die Präzision und gegen die Formulierung, doch wünschen wir, daß Rhythmus das Maßgebliche sei, und verehren an Nietzsche mehr das Tänzerische denn die Verachtung des Mitleids. Ich meine immer, wenn man eine bestimmte Mitgift Pathologisches abstrahiert, liegt Bethlehem nicht allzu weit von Weimar, und die Weltkatastrophe hat Zarathustra nicht so sehr ad absurdum geführt, daß nicht Mistralwind auf Flügeln des heiligen Geistes hereinfegte und einen Paian bliese vor der Unendlichkeitsberechtigung jeglicher Lust ... - Sie aber, Herr Minister vom Kultus, revidieren Sie die Seminare! ? (?Aufruf zum Sozialismus', S. 4/5) // INHALT (Kapitel) : Einleitung ------ Aufruf zum Sozialismus ------ An alle Künstler, Dichter, Musiker (Von Ludwig Meidner); Der Schriftsteller und die deutsche Republik (Von Bernhard Kellermann); Was wir wollen (Max Pechstein); Jaures Auferstehung (Von Walter Hasenclever); Der sozialistische Staat und die Künstler, Kurt Eisner (Rede im Münchener Nationalrat); Das Kunstprogramm der preußischen Regierung (Minister Konrad Haenisch); Sozialismus und Künstler (Von Kurt Erich Meurer); Aber jetzt ist Glanz mit einem Mal ? (Paul Zech). // " ? Der alte Staat ist dahin. Mit tragischem Eifer grub er sich das eigene Grab. Er unterdrückte und verwarf Kritik und Inspirationen seiner besten Gehirne und geriet mehr und mehr auf die Bahn eines politischen und militärischen Dilettantismus, dessen Ziel das Verhängnis ist. Er verdrängte den Schriftsteller, der seine Weltanschauung nicht opferte, vom Forum der Öffentlichkeit, versagte ihm die Achtung und schädigte unendlich die geistige Repräsentation des Reiches. Er isolierte sich selbst vom lebendigen Geist und der lebendigen Seele des Volkes und starb daran. Voll Zuversicht und Hoffnung, beseelt vom Wunsche zur Mitarbeit, betritt der Schriftsteller, frei nach jahrhundertelanger Knebelung, die Schwelle der deutschen Republik. Von ihr erwartet er die Erfüllung seiner Forderungen nach Freiheit, Achtung, Interessenschulz. Er fordert völlige Freiheit des Wortes und Werkes, Gewissen und Selbstkritik seien sein einziger Zensor; er fordert Würdigung seines Werkes und seines Wirkens seitens des Staates; er fordert weitgehenden Schutz seiner materiellen Interessen, gründliche Revision der Verlagsgesetze und Urheberrechte. Er fordert Bürgschaften für die Freiheit des Wortes auch in Zeiten politischer Krisen und für den Fall eventueller Kriege. ? " (Seite 15; Bernhard Kellermann).