Beschreibung:

Leporello 8 S., zahlr. Abb., geschlossen 20,5*20,5 cm.

Bemerkung:

Einband leicht berieben, minimal bestoßen und etwas lichtrandig, sonst gut und sauber. - Aus dem Vorwort: Tomi Ungerer ist in Amerika seit vielen Jahren als Karikaturist, Kinderbuchautor und Werbegraphiker berühmt. Mit einiger Verspätung aber um so größerer Schnelligkeit gewinnt sein Name nun auch in Europa über den engeren Kennerkreis hinaus an Popularität. Bei Wahl und Darstellung seiner Poster-Themen scheut Tomi Ungerer sich nicht, den Werbezweck als Träger seiner scharfen Sozialkritik zu benutzen, in gelassener Kalkulation der Gefahr, daß seine Auftraggeber eine Publizierung scheuen. Seit 1954 hat er für Interessenten und Wettbewerbe mehr als 400 Plakate geschaffen, von denen eine große Anzahl abgelehnt wurde aus Gründen, die verständlich sind, wenn man den eher entlarvenden als werbenden Charakter seiner oft boshaften Darstellung betrachtet. Ungerers Auftraggeber waren nicht nur Zeitungen und Zeitschriften wie New York Times, Village Voice, Evergreen oder Paris Revieuw, sondern auch eine Reihe weltbekannter Firmen; unter ihnen Air India, Swiss Air (Entwurf abgelehnt), Electric Circus, Remington, bekannte Eisrevuen usw. Seine Karikaturen treffen genau, und doch sind sie nicht lieblos. Spott, aber ebenso auch Erbarmen spricht aus seiner Darstellung des Menschen. Wie verletzlich und in einem kindlichen Vertrauen zum Guten im Menschen tief enttäuscht muß jemand sein, der so bitter und vorwurfsvoll auf seine gesellschaftliche Umwelt reagiert wie Tomi Ungerer. Doch als Humorist sieht er immer auch das andere Gesicht der Ereignisse. In präzisem und sparsamem Strich, in fröhlicher Buntheit bringt er jene Art von Gelächter zu Papier, das uns angesichts eines Menschen überfällt, der in grotesken Verrenkungen auf einer Glatteisfläche ausrutscht. Er kann der drastischen Herausforderung so wenig widerstehen wie dem lustigen Detail und der verschmitzten Clownerie. Er serviert Brisanz mit scheinbarer naiver Schlichtheit, als verpackte er Giftstacheln in Bonbonpapier. Es gehört gegenwärtig zum guten Ton, die Provokation zu beklatschen und in das Hohngelächter über die eigene Gesellschaft einzustimmen. Das Publikum spendet Beifall, fühlt sich vorurteilsfrei und belohnt seine Hofnarren mit konsequenzloser Zustimmung, die der Unempfindlichkeit, der Indolenz entspringt. Vielleicht liegt hier der Grund für Tomi Ungerers Resignation, für seinen Entschluß, in Zukunft vorwiegend Bücher für Kinder zu schreiben.