Beschreibung:

Hans Rudolf Bosshard (*1929 Balm-Lottstetten), Sechs Variationen über ein Kreisthema, 1967. Mappe mit einliegendem Deckblatt und sechs Farbholschnitten auf dünnem Japanpapier. Exemplar Nr. 6/10. Blattmaße 64 cm (Höhe) x 45 cm (Breite). Holzschnitte jeweils in Blei mit "Hans Bosshard" signiert, auf "[19]67" datiert und nummeriert. - Mappe etwas angestaubt und bestoßen, Blätter ganz vereinzelt minimal stockfleckig, die erste Grafik mit Knickspur im Randbereich, ansonsten in sehr gutem Zustand. - Die musikalischen Proportionen des Kreises - Mit der im Titel gegebenen musikalischen Begrifflichkeit, ,Variationen über ein Thema', verdeutlicht Hans Rudolf Bossard, dass die sechs Darstellungen nicht allein als Abfolge zu betrachten sind, sondern wie eine Tonfolge ineinandergreifen. Dabei wird der Kreis nicht in einer ,freien Expression' in breite Strichlagen aufgelöst, vielmehr handelt es sich eine nach exakten Prinzipien erfolgende Aufgliederung des Kreises in zusammenhänge Flächenstrukturmomente, die - wie auf dem Deckblatt veranschaulicht - zusammen eine Kreisform bilden. Die einzelnen Aufgliederungszustände erhalten durch den jeweiligen Farbkontrast, der wiederum mit den Farbverhältnissen der anderen Blätter kontrastiert, eine Rhythmisierung der melodischen Varianz. Damit aktiviert Bossard musikalische Prinzipien für die minimalistisch ausgerichtete Op-Art der Zeit, wobei seine Blätter durch die Intensität der Farben eine besondere Wirkkraft entfalten, da Bossard nicht - wie üblich - Siebdrucke oder Lithographien, sondern Holzschnitte anfertigt hat. zum Künstler Mit fünfzehn Jahren nahm Hans Rudolf Bosshard 1944 eine Lehre als Schriftsetzer in Schaffhausen auf, die er 1948 abschloss. Seitdem ist die Typographie in praktischer wie theoretischer Hinsicht ein bestimmendes Leitmotiv in Bossards künstlerischem Schaffen. 30 Jahre unterrichtete er unter anderem an der Kunstgewerbeschule für Gestaltung Zürich Typographie und publizierte seine Erkenntnisse in verschiedenen Lehrwerken: Technische Grundlagen zur Satzherstellung (1980), Mathematische Grundlagen zur Satzherstellung (1985), Typografie - Schrift - Lesbarkeit (1996) und Der typografische Raster (2000). Als bildender Künstler schuf er zunächst in einem expressionistischen Duktus. Die ihn inspirierenden Werke von Richard Paul Lohse und Max Bill verdeutlichten jedoch, dass gerade die in der Typographie bereits zu Anwendung kommende geometrisch-mathematische Prägnanz ein künstlerisches Potenzial birgt, das Bossard fortan auszuschöpfen begann. Dabei blieb er allerdings Zeit seines Lebens dem bereits praktizierten Holzschnitt treu. "Keine einzige seiner Kompositionen ist spekulativ." Hans Jörg Wüger