Beschreibung:

255 S. : überw. Ill. Originalpappband.

Bemerkung:

Mit einem Ausdruck eines Briefes von Claus-Dieter Rath an Stafan Moses und einer Antwort-Karte von Stefan Moses an Claus-Dieter Rath. Das Exemplar ist in einem sehr guten und sauberen Zustand ohne Anstreichungen. - Inhalt -- Christoph Stölzl Vorwort -- Oskar Lafontaine -- Ein Lob der Anpassung -- Wolfgang Kemp -- Der Moment der Befreiung -- Die Porträts -- Raimund Hoghe -- >>Und weben der Menschheit einen wärmenden Mantel<< -- Besucherstimmen -- (Vorwort:) Habent sua fata libelli. Anfang Oktober 1989, als im anderen Deutschland erst Hunderte, dann täglich Tausende ihr Schicksal selbst in die Hand nahmen und nach Westen flohen, bat ich Stefan Moses, den Übersiedlern ein photographisches Denkmal zu setzen. Das Volk als Subjekt der Geschichte, hier war das Phänomen auf einmal da, nicht als Theoriegrübelei der Historiker, sondern ganz konkret. Jeans-Anzüge, Anoraks, Kinderwägen und Koffer, Schlafsäcke und Notbetten wurden die Requisiten eines politischen Dramas. Ein "Denkmal": Das meinte Porträts, die Abstand gewinnen sollten von der Atemlosigkeit der elektronischen Flimmerbilder, die uns nun Abend für Abend vor die überreizten Augen kamen. Moses, der sein großes photographisches Werk seit Jahrzehnten den Deutschen gewidmet hatte, ließ sich, zwar voller Skrupel, überreden und machte sich an die heikle Aufgabe. Denn im Strudel der Massenflucht und der Massenfürsorge wird einer, der nicht Schnappschüsse, sondern sorgfältig komponierte Bilder im Sinn hat, schnell zum Störenfried. Aber nicht solche Hemmnisse warfen unser Konzept über den Haufen, sondern der 9. November. Nun ergab es keinen Sinn mehr, allein im Westen zu photographieren. Die, welche "Wir bleiben hier!" gerufen hatten, mußten mit ins Bild. Sie sind nun, wie im politischen Leben, so auch in diesem Buch die Hauptsache geworden. Vom Winter 1989/90 bis in die Tage der Vereinigung ist Moses mehrmals durch die als Staat untergehende DDR gefahren. Die Bilder vom Wege, die in diesem Buch mit den Porträts korrespondieren, hat er dabei mitgenommen. Dokumentarische Photographie sieht im Ergebnis leicht aus, ist aber eine schwere Sache. Moses fuhr durch ein Land, das gerade die ersten Schritte zu Offenheit und Zwanglosigkeit tat. Gleichwohl folgten Moses' Bitte, auf das graue Tuch des Wanderphotographen zu treten, Menschen vieler Landschaften und vieler Berufe. Nach Abschluß der photographischen Arbeit haben wir an die Porträtierten einen Fragebogen versandt, der zu Auskünften über Gedanken und Erinnerungen während des Vereinigungsjahres anregen sollte. Es war unmöglich, die Antwortbriefe vollständig abzudrucken. Aber ich hoffe, daß auch der Zusammenklang kurzer Zitate jene dissonante Symphonie aus Glück, Skepsis, Zorn und Hoffnung ergibt, die wir wohl später im Ohr haben werden, wenn wir uns an die ostdeutsche Stimmung von 1989 bis 1991 zu erinnern versuchen. ISBN 3893222251