Beschreibung:

48 S. mit Schmuckleiste. Originalbroschur, fadengeheftet, 15*21,5 cm.

Bemerkung:

Einband berieben und bestoßen, vom Block gelöst, etwas eselsohrig, sonst sauber. Frakturschrift. - Zum Eingang. Die Pfingstwoche des Jahres 1530 ging zu Ende. Welch ein Leben hatte sie nach Koburg gebracht! Am Karfreitag war der Kurfürst mit stattlichem Gefolge, darunter Luther und Melanchthon nebst einer Reihe anderer Gottesgelehrter, eingetroffen. Schon seit dem Sonnabend hatte Luther Tag für Tag ? die beiden Osterfeiertage früh und nachmittags ? in der Moritzkirche gepredigt. Nur am Dienstag hatte er sich Ruhe gegönnt. Am Freitag nach Ostern ? man schrieb den 22. April ? erhielt der Kurfürst ein kaiserliches Schreiben, das ihn aufforderte bis Ende des Monats sich in Augsburg einzufinden. Sofort wurde die Abreise auf den nächsten Tag festgesetzt. Noch war die Morgendämmerung nicht angebrochen. Während sonst zu dieser Zeit noch alles im tiefem Schlummer lag, heute, am Sonnabend vor Ostern, wurde es früh in der Stadt lebendig. Der Kurfürst brach mit seinem Gefolge auf. Luther aber begab sich aus seiner Herberge in der Stadt ? ob er im Franziskanerkloster in der Steingasse oder in der nahe gelegenen Probstei zu St. Moritz bei seinem Freund, dem Superintendenten M. Johann Langer, wohnte, wird sich nicht feststellen lassen ? vor Tagesanbruch auf die Burg, die ihn sechs Monate hindurch als Gast des Kurfürsten in sicherem Gewahrsam halten sollte. [...] Die erste Predigt (20. April) handelt von der Würde und dem Legen des weltlichen Berufs und von dem Trost der Auferstehung Christi. [...] In der zweiten Predigt (21. September) redet Luther von doppelter Barmherzigkeit, von der Barmherzigkeit, die Gott uns erzeigt: alles aus Gnaden! und von der Barmherzigkeit, die wir durch treuen Dienst dem Nächsten erzeigen. Die dritte Predigt (2. Oktober), Luthers Abschiedspredigt von der Koburg, eine der gewaltigsten unter allen seinen Predigten, spiegelt am deutlichsten Luthers Stimmung wieder und läßt am tiefsten in sein Herz blicken. In dem Evangelium vom Jüngling zu Nain zeigt er, daß Gott ein Herr ist, der es mit dem Nichts zu tun hat, ein Gott der Wunder. Und dann kommt er auf den Reichstag zu Augsburg zu sprechen.