Beschreibung:

203 S. Leinen.

Bemerkung:

Mit Widmung des Herausgebers. Sehr gutes Ex. ohne Mängel. Leicht verschmutzter Einband. - "Der äussere Anlass zu dieser Ausstellung ist zunächst das zweihundertste Geburtsjahr von Eugène Delacroix und das hundertste von Charles Lapicque. Delacroix wurde in Frankreich und Amerika gebührend gefeiert (die romanti- sche Epoche in Rouen, das Spätwerk in Paris und Philadelphia); für Lapicque veranstaltete das Centre d'Arts Plastiques in Royan eine Schau «Le Sentiment Océanique>> (mit bemerkenswertem Katalog), und eine grosse Retrospektive ist in Paris für das Jahr 2000 geplant. Man sollte meinen, die Kunst von Delacroix bedürfe keiner Einführung. Ständig sind seine Hauptwerke im Louvre als Zeugnisse der Vermittlung zwischen alter Kunst und der Moderne zu sehen. Doch eben weil seine Malerei so tief in der Tradition verankert ist, weil ein Grossteil seines Schaffens Historienmalerei mit literarischer Thematik ist, hat er im weiten Publikum nicht denselben Anklang wie etwa Renoir, Cézanne oder Matisse. Eine weitere Ursache dieses Zustandes liegt in der stilistischen und motivischen Vielfalt seines Gesamtwerkes, dessen Ausdehnung bei aller Anerkennung bis jetzt nicht voll überschaubar ist (noch fehlt ein moderner Katalog der über 6000 Zeichnungen). Werden Geschichtsbild und Akademismus oft in einem Atemzug genannt, so trifft dies für Delacroix nicht zu. Der zu seiner Lebzeit scharf profilierte Antagonismus von Klassik und Romantik mit den Wortführern Ingres und Delacroix wird in der Rückschau mehr und mehr aus einer übergeordneten Zeiteinheit wahrgenommen. Delacroix nährt sich im Louvre an Rubens und Veronese, an den Zeitgenossen Gros, Géricault und Bonington. Es bleibt erstaunlich, wieviel er der italienischen, insbesondere der venezianischen Malerei abgewinnt, ohne je die obligate Italienfahrt zu unternehmen. Die Nordafrikareise von 1832 dauerte keine fünf Monate, die Niederlande bereiste er nur kurz 1839 und 1850. Es erinnert daran, dass in unserem Jahrhundert auch Klee und Lapicque durch ganz kurze Reisen in fremde Kulturgebiete ent- scheidend geprägt wurden. Dass anderseits Delacroix' Kunst tiefer, dauerhafter und auf weiterer Ebene gewirkt hat als die jedes andern Meisters seiner Zeit wurde seit langem erkannt. Nicht nur Moreau, Manet, Cézanne, Renoir, van Gogh, Matisse und weitere grosse Maler sind ihm verpflichtet, sondern in einem weit direkteren Masse zahlreiche Meister des 19. Jahrhunderts, Realisten, Historien- und Schlachtenmaler, die alle nur Teilaspekte von Delacroix' universalem Schaffen fortführten."