Beschreibung:

Ludwig von Hofmann (1861 Darmstadt - 1945 Pillnitz), Weiblicher Rückenakt, um 1900. Rötelzeichnung auf mit Wasserzeichen markiertem Zeichenpapier, 36 cm x 44 cm (Blattgröße). Unten rechts eigenhändig mit der Künstlerligatur "LvH" versehen. - Randbereiche stärker nachgedunkelt, leichte Knickspuren, minimal gewellt. - Die Kontur des Jugendstils - Der weibliche Rückenakt wird durch eine ausgeprägte geschwungene Jugendstil-Konturlinie geformt, die den Blick am Körper entlanggleiten lässt und die Harmonie der weiblichen Formen als ornamentale Bewegung erfahrbar macht. Die Binnenkörpermodulation erzeugt Hofmann durch wie hingehaucht wirkendes Verwischen der roten Kreide, so dass der Körper - trotz der starken Kontur - äußerst zart erscheint und eine Aura der Anmut verströmt, wobei der expressive Schattenwurf die vom Körper ausgehende Wirkintensität noch verstärkt. Die Kopfhaltung ist gerade so gewählt, dass wir das Profil nicht einmal erahnen können. Auf diese Weise geht die Figur ganz in der Schönheit des lebendig wirkenden Körpers auf. "Das Expressive hat mich interessiert, nicht das Expressionistische. Ich fühle mich der Natur gegenüber demütig, will sie nicht vergewaltigen." Ludwig von Hofmann zum Künstler Ludwig Hofmann studierte von 1883 bis 1886 an der Kunstakademie Dresden bei Leonard Gey, Ferdinand Pauwels, Julius Scholtz, Friedrich Preller d. J. und Léon Pohle und war von 1886 bis 1888 Meisterschüler von Ferdinand Keller an Kunstakademie Karlsruhe. Früh entwickelte Hofmann eigenständige künstlerische Ideen, die Rainer Maria Rilke dazu bewegten, seinen Gedichtband "Lieder der Mädchen" von Hofmann illustrieren zu lassen. Im Gegenzug widmete Rilke Hofmann den an seinen Werken inspirierten Gedichtzyklus "Die Bilder entlang". Die Verbindung zur Literatur ist für Hofmanns Oeuvre kennzeichnend: Zur 1905 erschienen Grafikmappe "Tänze" verfasste Hugo von Hofmannthal ein Vorwort, mit dem Hofmann ebenso wie mit Maurice Maeterlinck, Stefan George und später insbesondere mit Gerhard Hauptmann befreundet war. Und auch später betätigte sich Hofmann, zusammen mit dem Buchkünstler Marcus Behmer, als Illustrator. So beispielsweise für die Odyssee-Übersetzung Leopold Zieglers oder das Hirtenlied von Gerhart Hauptmann. 1889 hielt Hofmann sich als Student an der Académie Julian in Paris auf und wurde durch die Werke von Pierre Puvis de Chavannes und Paul-Albert Besnard angeregt. Ab 1890 war Hofmann dann als freischaffender Künstler in Berlin ansässig und Mitglied der später in der Secession aufgehenden "Gruppe der Elf" um Max Liebermann und Max Klinger. Für die erste Ausstellung der Künstlergruppe XI gestaltete Hofmann die Einladungskarte, für die Freie Berliner Kunstausstellung 1893 und die Deutsche Kunstausstellung der Berliner Secession 1899 die Plakate. Auch auf den Ausstellungen der Sezessionen in Münchner und Wien war Hofmann mit Werken beteiligt. Seit der Gründung der Zeitschrift des Jugendstils "Pan", 1895, lieferte er, ebenso wie für die "Jugend" und "Ver Sacrum", regelmäßig graphische Beiträge. Von 1894 bis 1900 hielt sich Hofmann häufig in Rom und in seiner Villa bei Fiesole auf und lernt die Malerei Hans von Marées schätzen, dessen Vorstellung eines überzeitlichen antiken Arkadiens auch für Hofmanns Werk maßgeblich werden sollte. 1903 erhielt Hofmann den für seinen künstlerischen Werdegang wichtigen Ruf an die Großherzogliche Kunstschule in Weimar. 1905/06 malte Hofmann für Henry van der Veldes Museumshalle auf der Dritten deutschen Kunstgewerbeausstellung in Dresden einen sechsteiligen Wandbildzyklus und 1907/08 den Monumentalfries für das Foyer des Weimarer Theaters. 1909 entstand das Monumentalbild "Neun Musen" für den Senatssaal der Universität Weimar. 1919 folgte die Ausgestaltung des Lesesaals der Deutschen Bücherei in Leipzig. In Weimar gehörte Hofmann zu der von Harry Graf Kessler initiierten, gegen die repressive Berliner Kunstpolitik gerichtete Bewegung "Neues Weimar", aus der schließlich das Bauhaus