Beschreibung:

1 Blatt und 64 Seiten. Klammergeheftete Blatt im original Umschlag (berieben und bestoßen, der Umschlag etwas fleckig sonst gutes und sauberes Exemplar). 4° (29,5 x 21 cm).

Bemerkung:

Die letzten Nummern der legendären Samisdat-Literaturzeitschrift, die von 1983 bis 1987 erschien. Bernd Wagner wurde schon 1985 ausgebürgert, Kolbe siedelte dann 1987 nach Westdeutschland über. Die Texte wurden von Heiner Müllers Assistenitn Renate Ziemer abgetippt und in maximal 99 Exemplaren im Wachsmatrizenverfahren hergestellt. Auflagen künstlerischer Werke unter 100 Stück durften nämlich seinerzeit in der DDR ohne staatliche Genehmigung gedruckt werden. Mikado gilt als die wichtigste und künstlerisch hochwertigste unabhängige Literaturzeitschrift in der DDR. Enthält: Lothar Trolle: Gezwitscher und die Stimme der Sonne / Bernd Wagner: Der Hang / Wolfgang Hegewald: Ein Vorschlag zur güte / Lutz Eiffert: Gedicht - Kurztitel: Der Germanistensketch - In der Romanzeit (Gedicht) - Poetologie? Genuß am Wort! (Gedicht) / Jürgen Israel: Sehnsucht nach Griechenland (Gedicht) - Kein singendes springendes Löwenckerchen (Gedicht) / Nebo: Frankenstein I +II / Katja Oelmann: Szenen aus "Glückliche Kälte - freundliche Wärme" Minioptimale Komitrödie / det opitz: Eva-Mania aus: "Roulette mit Neigung" - roman / Adolf Endler: Die Mutterbutterbrot-Thesen / Uwe Kolbe: Eine Messe für Dederico / Fritz Mierau: Welterfahrene Häuslichkeit. - Provenienz: Aus dem Nachlaß von Anatol Erdmann. - Anatol Erdmann (1952 in Wologda/Sowjetunion - April 2024, Berlin) war ein in der Öffentlichkeit recht wortkarger, zurückgezogen lebender deutscher Graphiker und Bildhauer. Über sein Leben ist öffentlich nicht viel bekannt. Seine Familie siedelte Mitte der 1950er Jahre in die DDR über und 1964 zog er nach Berlin. Das Abitur machte er an einer Abendschule, teils heißt es freilich auch, er sei 1968 von der Schule geflogen. Ab 1975 arbeitete Erdmann im Atelier von Hans Scheib, mit dem ihm eine lebenslange Freundschaft verband. Seit 1978 war er Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR und veranstaltete noch im selben Jahr eine Gemeinschaftsausstellung mit Hans Scheib, Volker Henze und Reinhard Stangl. 1983 bezog er dann ein eigenes Atelier in der Lychener Straße. Heute noch erhalten, wenngleich abgebaut und eingelagert, ist der von ihm, Hans Scheib und Stefan Reichmann aus Metallschrott hergestellte Hirsch im nach dem Kunstwerk benannten legendären ?Hirschhof?, ein zusammenhängender Innenhofbereich an der Oderberger Straße/Kastanienallee, der in den 1980er Jahren unter Mitwirkung der damaligen Anwohner zu einer Grünanlage mit Spielplatz und Amphitheater ausgebaut wurde. Dieser diente in der DDR-Zeit als mehr oder weniger geheimer Treffpunkt der Untergrundkultur Ostberlins. Sogar die Stasi führte eine eigene Akte 'Hirschhof', kam aber wohl mit der Vielfältigkeit der Künstler und dem wechselhaften Publikums nicht zurecht. Obwohl Erdmann erst relativ kürzlich verstorben ist, ist öffentlich noch nicht einmal sein genaues Todesdatum bekannt.