Beschreibung:

IX, 94, 506 S. Pappband.

Bemerkung:

Das Exemplar ist in einem sehr guten und sauberen Zustand ohne Anstreichungen. - (Auszug:) Vorwort. Als ich mich im jahre 1913 entschloß eine neue kritische ausgabe des Gwigalois zu unternehmen, konnte ich nicht ahnen, daß die damals angefangene arbeit erst dreizehn jahre später zum abschluß kommen sollte. Kaum hatte ich die kölnische handschrift verglichen, als der weltkrieg ausbrach, der mir alle übrigen, mit ausnahme der Leidener, unzugänglich machte. Die vorarbeiten, anfangs noch weitergeführt, blieben endlich, als das ende des krieges nicht mehr abzusehen war, geraume zeit ruhen und wurden erst nach friedensschluß wieder auf-genommen. Von damals bis heute war noch ein weiter weg. Wenn ich jetzt den blick zurückwende, tauchen die erinnerungen einer mühsamen, und ich darf wohl sagen, entsagungsvollen arbeit vor mir auf. Manchen innern kampf, wo es galt mich mit prinzipiellen fragen aus-einanderzusetzen, habe auch ich, wie andere, durch-kämpfen müssen. Der germanist, der sich heutzutage unterfängt einen kritischen text aus älterer zeit heraus-zugeben, läuft gefahr omni vento doctrinae hin und her getrieben zu werden. Die allerwichtigste frage war mir die, ob, bzw. inwiefern es möglich sei einen solchen text überhaupt, sei er nun nach dieser oder jener doktrin bearbeitet, in idealer gestalt zu geben. Ich muß gestehen, daß ich an die möglichkeit einer textgestaltung, die den anspruch erheben dürfte, bis in die kleinsten einzelheiten für den echten text des dichters zu gelten, wenigstens was den Gwigalois betrifft, nicht glaube. Eher wäre diese möglichkeit für die eigentlichen formkünstler des deutschen mittelalters, die eine ausgeprägte technik und einen einheitlichen, freilich auch einförmigern stil durch-führen, zuzugeben. Es sind jedoch nicht die erinnerungen an die müh seligkeiten der philologischen, oft mechanischen kleinarbeit, die mich jetzt vorwiegend beschäftigen. Wie ich hoffe, ist für die wissenschaftliche erkenntnis unseres dichters und die überlieferung seines werkes durch die jahrhunderte einiges gewonnen, das vor der kritik bestehen kann. Der vorliegende band enthält nur den kritischen text des Gwigalois und was unmittelbar damit zusammenhängt; ein zweiter wird die anmerkungen bringen und von dem stil und der literarhistorischen stellung handeln. Auf dem titel erscheint der name des helden der erzählung in der hergebrachten form. Ich halte es für unpraktisch ihn in bibliographischen angaben zu ändern. Die philosophische Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn hat mir am 2. Ok-tober 1924 bei gelegenheit meines amtsantritts die hohe ehre erwiesen, mir die würde eines ehrendoktors der philosophie zu verleihen. Die ehrung galt nicht nur mir persönlich, sondern auch meinem lehrstuhl, den mein vorgänger professor dr. B. Symons während gut dreiundvierzig jahre inne gehabt hatte. Zum ausdruck tiefster dankbarkeit sei ihr mein buch gewidmet. Möge es, besonders von meinen verehrten promotoren, den herren geheimräten professor dr. Rudolf Meißner und professor dr. Oskar Walzel, nicht ganz unwürdig befunden werden die widmung zu tragen; ich bin mir wohlbewußt, daß sie nur einen geringen teil des dankes, zu dem ich mich verpflichtet fühle, abzutragen vermag. Vieles schulde ich auch professor dr. Th. Frings, dem immer hilfsbereiten freund, dessen geistige frische so oft wohltuend auf mich gewirkt hat. Nur durch seine tatkräftige vermittlung ist es gelungen alle schwierigkeiten zu überwinden, die sich bei der heutigen ökonomischen lage der veröffentlichung entgegenstellten. Dankbar gedenke ich auch der förderung, die ich von meinem verehrten vorgänger im amt und väterlichen freund, unserem altmeister der germanischen philologie, erfahren habe. Von anfang an hat er warmen anteil an meiner arbeit genommen und auch die güte gehabt eine korrektur zu lesen. Der text verdankt seinem geschulten philologischen blick manche besserung. Mein buch wäre wahrscheinlich nie zur vollendung gelangt, wenn meine frau mir nicht durch mehrere jahre eines vielfach in anspruch genommenen berufslebens treu zur seite gestanden hätte. Sie hat mich nicht nur von zahllosen hemmenden alltagssorgen befreit, sondern mir auch durch vorlesung der verszeilen beim kollationieren der handschriften wichtige dienste geleistet. Dafür sei ihr auch an dieser stelle aufs innigste dank gesagt. Herrn professor Dr. K. Zwierzina bin ich verpflichtet für überlassung von Pfeiffers handexemplar der Benecke-schen ausgabe sowie einiger handschriftenproben und notizen über die jüngern prosabearbeitungen des romans, alles aus Schönbachs nachlaß und jetzt im besitz des germanistischen seminars der Universität Graz. Beson-ders wertvoll war mir eine abschrift einiger partien der mir unzugänglichen Prager handschrift V von W. Toischer. Nicht weniger gebührt den vorständen der bibliotheken, die mir ihre handschriften zur verfügung stellten oder die gelegenheit eröffneten sie in ruhe zu benutzen, mein verbindlicher dank. Groningen, im März 1926 - J. M. N. Kapteyn.