Beschreibung:

184 Seiten. Lw.

Bemerkung:

Sehr seltene Publikation, professionell Gebunden. Sehr gut erhalten, leicht bestossen, selten dezente Bleistiftmarkierungen an den Texträndern und ebenfalls mit Bleistift geschriebenes Namensregister. - Der ehemalige Nationalsozialist Hans Ernst Schneider war unter dem Namen Hans Schwerte in den 70er Jahren u.a. Rektor der TH Aachen + + + Der Germanist Prof. Dr. Hans Schwerte hatte am 1.4.1965 einen Ruf an die RWTH Aachen erhalten. Am 19.8.1965 wurde er Beamter des Landes Nordrhein-Westfalen. Von 1970 bis 1973 war er Rektor der Aachner Hochschule. Am 1.1.1974 beauftragte ihn der Wissenschaft und Fortentwicklung der nordrhein-westfälische Minister für Forschung mit der "Pflege und allgemeinen Beziehungen zwischen Hochschulen des Landes Nordrhein-Westfalen und den des Königreichs der Niederlande sowie des Königreichs Belgien". Am 1.10.1978 wurde Schwerte emeritiert. Er war Ehrensenator der RWTH Aachen, seit Dezember 1983 Honorarprofessor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Salzburg, erhielt 1985 den Orden "Officier de l'Ordre de la Couronne" des Königreichs Belgien. Seit den 1980er Jahren wurde an der RWTH Aachen über eine mögliche Doppel-Identität des einstigen Rektors Prof. Dr. em. Hans Schwerte geraunt: Schwerte sei bis 1945 unter anderem Namen SS-Mann gewesen. In den Jahren 1993 und 1994 verdichteten sich die Gerüchte um diese doppelte Identität. Ein Journalistenteam aus den Niederlanden deckte den Fall schließlich auf und brachte darüber am 28.4.1995 einen Bericht in der Fernsehsendung "Brandpunt". Durch die Recherche der niederländischen Journalisten war es zur Gewißheit geworden: Der angesehene Germanistikprofessor Hans Schwerte war bis 1945 als Hans Schneider Mitglied des "Persönlichen Stabes" von Himmler und hoher Mitarbeiter im "Ahnenerbe" der SS gewesen, zuletzt mit dem Rang eines Hauptsturmführers. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit hatte in den okkupierten Niederlanden gelegen. Einer der Hauptvorwürfe gegen ihn lautet, er sei daran beteiligt gewesen, medizinische Geräte von der Universität Leiden in das Konzentrationslager Dachau zu transportieren, wo sie zu verbrecherischen Menschen-Experimenten genutzt wurden. Die Aufdeckung erfolgte in engem zeitlichen Zusammenhang mit einem symbolischen Datum, dem fünfzigsten Jahrestag des Kriegsendes. + + + Inhalt: Wer war Hans Schneider, welches war sein Betätigungsfeld innerhalb der SS? -- Quellenlage / Zur Interpretation. -- Archive. -- Biographie bis zum Eintritt in SS und Ahnenerbe. -- Literarische Produktion -- Rassenamt und Ahnenerbe. Der frühe Ahnenerbe-Diskur -- Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Ahnenerbe. -- Bürokratie, hektische Aktivitäten, Administriersucht. -- Tanzforschung und Tätigkeiten bis zum Einsatz in den Niederlanden während des Kriege -- "Osteinsätze" des Ahnenerbe. Zigeunerforschung. -- In den okkupierten Niederlanden und in Flandern. -- Schneiders Arbeit in den Niederlanden und ab in Flandern. -- Die Zusammenarbeit mit dem SD. -- Schneider, Rößner, Spengler -- Ein Netzwerk. -- Der SD und die universitäre Wissenschaft. -- War Schneider in den Niederlanden erfolgreich? -- Relativierung der Erfolgsmeldungen. -- Beispiele "deutschfreundlicher Aktivisten". -- Berührungspunkte mit dem nationalsozialistischen Rassismus während der Tätigkeit Schneiders in den Niederlanden. -- Der Literaturpolitiker Dr. Hans Schneider und die Zeitschrift "Weltliteratur". -- I. Die "Weltliteratur". -- Die nationalsozialistische Linie der Buchbesprechungen. -- I. Der Dichter und die Gesellschaft. -- Schneider als Leiter des "Germanischen Wissenschaftseinsatzes". -- I. "Ritter, Tod und Teufel" -- "Wehrwissenschaftliche Zweckforschung". -- August Hirt, Anatom. -- Sigmund Rascher, Mediziner. -- Claus Schilling, Malaria-Forscher. -- Exkurs über die Universität Leiden. -- Medizinische Geräte für Raschers Versuche. -- Raschers Ende. -- Menschenversuche. Geheimhaltung. Bekanntheitsgrad. -- Differenzierungen im Begriff 'eingeweiht sein'. -- Die letzten Monate des Kriege "Totaler Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften", Europa-Kon- zepte und Schneiders Untertauchen. -- Schneider und die Zusammenfassung der Kräfte. -- I. Im RSHA. -- I. Letzte Europa-Konzepte vor Kriegsende. -- II. Wie funktionierte der Identitätswechsel von Hans Schneider zu Hans Schwerte? -- II. Erlangen. -- II. Identitätswechsler. Ein historisches Feld. -- III. Hat es sowohl Helfer gegeben, die den Identitätswechsel ermöglichten, als auch solche, die als Mitwisser des Identitätswechsels Schneider / Schwertes Hochschulkarriere in der Bundesrepublik geför- dert haben? Gab es schließlich Mitwisser, die von Schneider / Schwerte begünstigt wurden? -- III. Überlegungen zur Kommunikation von Verstrickten. -- III. Verstrickung der Germanistik. Differenzierungen. -- III. Helferproblematik. -- III. Die Klopstock-Frage. -- III. Helferproblematik. Aachen. -- IV. Welchen zeithistorischen Stellenwert hat der Fall Schneider / Schwerte? -- IV. Eine weitere Doppelexistenz, entdeckt im Jahre -- IV. Germanistische Netzwerke. Differenzierungen. -- IV. Schwerte in den er Jahren. Der Linksliberale. -- IV. Die Europa-Idee in den er Jahren. -- IV. Die Europa-Idee und die Buchreihe "Gestalter unserer Zeit". Schneider, Rößner, Spengler -- IV. Hans Zehrer. -- IV. Die Juden in "Denker und Deuter". -- IV. Abgrenzung von neonazistischen Europa-Schriften. -- IV. Nazismusvorwürfe gegen Professor Pfeffer. -- IV. Schwertes germanistische Produktion der er Jahre. -- IV. Schwertes Beitrag für Burgers "Annalen". -- IV. Kritik an Schwertes "Annalen"-Beitrag. -- IV. Schwertes Beiträge in der "Zeitwende". -- IV. Schwerte über Heinrich Böll. -- IV. Der Dichter und die Gesellschaft. Überlegungen zur Frage, was ein nationalsoziali- -- stischer Satz sei, und zur geistigen Wandlung. -- IV. " ... immer in Wortmaske, immer verkleidet ... ". Schwerte über Thomas Mann. -- IV. Umorientierung. Entkoppelung von Literatur und Werten / Normen. -- IV. "Faust und das Faustische". -- IV. "Ritter, Tod und Teufel" -- IV. "Nürnberger Gespräche". -- V. Wie war Schwerte in der Hochschul-Öffentlichkeit und in der deutschen Öffentlichkeit verankert? -- VI. Warum und unter welchen Umständen kam es zur Aufdeckung erst nach Jahren? -- VI. Der Fall Schneider / Schwerte und die Grenze der Möglichkeiten zeitgeschichtlicher Forschung. -- VII. Desiderata. -- VII. Erstes und vorläufiges Resumee. -- VIII. Weiteres Vorgehen.