Beschreibung:

174 S. Pappband.

Bemerkung:

Exemplar aus dem Vorbesitz des libertären Dokumentaristen H.D. Heilmann, daher mit vereinzelten Bleistift-Anstreichungen im Buch sowie Notizzetteln. Der Einband ist leicht berieben und eingerissen, die Seiten sind papierbedingt leicht angebräunt, ansonsten ein gutes Exemplar. - (Auszug:) Die ersten vierzig Jahre seines Lebens lag Frank Wedekind in einem ständigen Kampf mit der Welt. In einem immer erneuten Kampfe, in dem die Welt, trotz all seinem Ringen, trotz Spott und Hohn und Ernst und Beschwörung, in ihrer ruhenden Beharrung Sieger blieb. Da und dort ein paar Aufführungen, da und dort ein Erfolg, ein Freund, der lobte unsichtbar daneben eine Jugend, die ihn leidenschaftlich liebte: das war alles. Die erste Auflage von Richard M. Meyers großer Literaturgeschichte, die jedes Dreierlicht erwähnte, kannte von dem Dichter des "Erdgeist" nicht ein- mal den Namen. Erst ganz allmählich, gegen den zähen Widerstand der Zeit, begann das Durchdringen. Man fing an, ihn zu lesen, da und dort sogar zu spielen. Sein Name stieg, wenn auch der Kampf um die Existenz fortdauerte. Dann kam der Krieg, Wedekind starb es kam die Revolution. Zensurschranken fielen, Stücke, die bis dahin auf Vereinsvorstellungen beschränkt gewesen waren, wurden frei und plötzlich, wie mit einem Schlage, war Frank Wedekind der meist gespielte deutsche Dichter. Die "Büchse der Pandora" ward zum Serienstück: in die schwelende, qualmende Zeit griff plötzlich der Geist dieses Dichters. Und was bis dahin feindselig oder gleichgültig bei Seite gestanden hatte, suchte jetzt Zugang zu dieser Welt der Dirnen und Hochstapler, Schwindler und Lustmörder, in der die Zeit einen seltsamen Spiegel gefunden hatte [?].