Beschreibung:

944 S. 8°, HLdr. d. Zt. Aus dem Lehning-Nachlass. Zweite Auflage (?) nach der im Verlag der Expedition des 'Volksstaat', Leipzig 1872 und der in der Genossenschaftsbuchdruckerei Leipzig, Leipzig 1874 erschienenen EA. (Emig ) Bei der Abstimmung zur Bewilligung der Kriegskredite im Reichstag des Norddeutschen Bundes zur Führung des Deutsch-Französischen Kriegs am 19. Juli 1870 hatten sich August Bebel und Wilhelm Liebknecht der Stimme enthalten. Bei einer erneuten Debatte am 26. November d. J. um die Bewilligung weiterer Kriegsanleihen brachten die beiden einen Friedensvorschlag 'unter Verzichtleistung auf jede Annexion französischen Gebietes' ein. Im Dezember 1870 wurde beide zusammen mit dem zweiten Redakteur des Zentralorgans der SDAP 'Der Volksstaat', Adolf Hepner, verhaftet. Nachdem am 3. März 1871 der Reichstag gewählt wurde, und August Bebel ein Mandat dabei erhielt, beugte sich die Regierung dem wachsenden Druck, und entließ die drei am 28. März 1871. Im ein Jahr später stattfindenden Leipziger Hochverratsprozess wurden August Bebel und Wilhelm Liebknecht zu 2 Jahren Festungshaft verurteilt. Adolf Hepner musste mangels Beweisen freigesprochen werden. Er schied 1873 aufgrund von Kontroversen aus der 'Volksstaat'-Redaktion aus. Hepner zog in seine frühere Heimstätte Breslau, in der er Philosophie und Nationalökonomie studierte zurück, und gründete dort den Verlag 'A. Hepner's Breslau'. Dort erschien überwiegend religiöse jüdische Literatur. In seinem Vorwort zur Neuherausgabe dieses Bandes schreibt W. Liebknecht zur Intention des damaligen politischen Prozesses gegen die erstarkende Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP): '(...) in unseren Personen war der Sozialismus, war die Arbeiterbewegung angeklagt. In uns sollte der Sozialismus, sollte die Arbeiterbewegung verurtheilt werden. Denn - und das ist es, was dem Leipziger Hochverrathsprozeß an sich seine Bedeutung giebt - dieser Prozeß war ein Tendenzprozeß in des Wortes verwegenster Bedeutung - ein Prozeß gegen eine Partei, ein Prozeß gegen eine Weltanschauung, die in ihren angeklagten Vertretern getroffen werden sollte. Und diese ganze Weltanschauung des Sozialismus saß auf der Anklagebank.' Triumphierend setzt W. Liebknecht nach, in dem er genüsslich auf die ins Leere gelaufenen Repressionsmaßnahmen im Zuge der sog. Sozialistengesetze (1878-1890) verweist: 'Unsere Feinde rechnen in ihrer Verzweiflung auf irgend ein Wunder, das uns vernichten werde, nachdem sie mit ihren 'geistigen' und nicht geistigen Waffen so jämmerlich in die Brüche gegangen. Eitles Hoffen!' Einband stärker berieben. Rücken am oberen Kapital mit Ausriss. Einige wenige Innenseiten mit Anstr. in Blei u. Läsuren.