Beschreibung:

LIII, 368; IV, 263 S. 2 Tafeln in Stahlstich. 8°. Mod. HLwd.

Bemerkung:

Erste Ausgabe. - Laura Gonzenbach (1842 - 1878) war eine Schweizerin, die in Sizilien lebte. Sie ging in die Geschichte ein als Autorin einer auf Deutsch verfassten Sammlung sizilianischer Märchen. "Die Entstehung ihrer Sammlung der sizilianischen Märchen hängt mit [ihrer] Bekanntschaft mit dem Historiker und Theologen Otto Hartwig zusammen, der 1860 auf Einladung des Konsuls Gonzenbach nach Messina kam und die deutsche Gemeinde fünf Jahre lang als reformierter Prediger und Lehrer betreute. Als er dann nach der Rückkehr nach Deutschland an dem Werk Aus Sicilien. Cultur- und Geschichtsbilder (2 Bände, 1867-1869) arbeitete, beschloss er, einige sizilianische Märchen als Anhang beizufügen. Ihm ging es um authentische, nicht ausgeschmückte Volksmärchen. Da es keine geeigneten gedruckten Märchen gab, bat er Laura Gonzenbach, die er von seinem Aufenthalt in Messina als "treffliche Märchenerzählerin" kannte, ihm einige Märchen zu schicken. Diese Bitte erfüllte sie gern und schickte ihm zunächst zehn Märchen. ... Hartwigs Anregung fiel bei Laura Gonzenbach auf fruchtbaren Boden. Sie schrieb ihm, zusammen mit den ersten Märchen, dass sie, "nachdem die ersten Schwierigkeiten des Auffindens von guten sicilianischen Märchenerzählerinnen überwunden seien", sehr viele Märchen kennengelernt hätte, die sie ihm zur Verfügung stellen wolle. Die meisten Märchen schrieb Laura Gonzenbach während eines Aufenthaltes in der Landwohnung an den Südostabhängen des Ätna vor Acireale und Catania im Frühsommer 1868 nieder. In dieser Gegend fand sie auch viele neue Märchen. Noch 1868 schickte sie Hartwig eine umfangreiche Sammlung, die aus 92 Märchen bestand. Sie schrieb ihm gleichzeitig, dass sie bereit wäre, das Sammeln fortzusetzen. ... Otto Hartwig beschloss, diese Sammlung vollständig herauszugeben, und setzte sich mit dem Märchenkenner Reinhold Köhler in Verbindung, der die Sammlung eine "wahrhafte Bereicherung unserer Märchenliteratur" nannte. Bei der Herausgabe arbeitete Hartwig einerseits mit Laura Gonzenbach, andererseits mit Köhler eng zusammen, der bereit war, Anmerkungen zu erarbeiten. Gonzenbachs Text wurde nur wenigen sehr kleinen stilistischen Änderungen von Hartwig und auch von Köhler unterzogen. Hartwig schrieb selber eine umfangreiche Einleitung und ein Vorwort dazu. Von Köhler stammt auch die Reihenfolge der Märchen. Ferner fügte Hartwig zwei Märchen im messinischen Dialekt, aufgeschrieben von Salvatore Morganti aus Messina, bei. Außerdem enthält die Sammlung zwei Frontispize mit den von Adolf Neumann nach Fotografien gefertigten Kupferstich-Porträts zweier Erzählerinnen. Hartwigs Bemühungen gehen auf die Welle des italienisch-deutschen Wetteiferns in der Herausgabe der italienischen Volkslieder, Märchen und Novellen aus den 1860er Jahren zurück. Auch Laura Gonzenbach wusste von diesem Wetteifern und wollte gut darin abschneiden. Ihre Sammlung ist die erste gedruckte Sammlung sizilianischer Märchen" (Wikipedia Abruf vom 10.05.2024). - Etw. gebräunt. Titel von Bd. 2 und die fliegenden 3 Blätter sowie die letzten 3 Blätter stärker fleckig. Exlibris.