Beschreibung:

Edouard Drouot (1859 Sommevoire - 1945 Paris), Der gallische Kriegsfürst Vercingetorix, 1915. Grün und braun patinierte Bonze auf mitgegossener naturalistischer Plinthe, 43 cm (Höhe) x 15 cm (Breite) x 18 cm (Tiefe), Gewicht 5,1 kg. Auf der Plinthe mit "E.[douard] Drouot" signiert und auf "[19)15" (?) datiert. - stellenweise leicht berieben, insgesamt in einem altersgemäß ausgezeichneten Zustand - Der Wille zur Freiheit - Nachdem seit der Renaissance bis ins 18. Jahrhundert hinein die Antike als vorbildlich galt, wurden mit der Aufklärung in ganz Europa die Wurzeln der je eigenen Geschichte freigelegt, was im 19. Jahrhundert zur Verehrung der wiederentdeckten Helden der Frühgeschichte geführt hat. In Deutschland war dies vor allem Hermann der Cherusker. Er hatte bei der Varusschlacht (9 n. Chr.) drei römische Legionen bezwungen und ist bereits von Tacitus als "Befreier Germaniens" bezeichnet worden. In Frankreich galt die Verehrung vor allem Vercingetorix, der während des von Caesar geführten Gallischen Krieges 52 n. Chr. die gallischen Stämme vereinte, um die Unabhängigkeit zu wahren. Damit war Vercingetorix zugleich die Symbolfigur nationaler Einheit, nachdem Frankreich mit der Französischen Revolution das Trauma eines blutigen Bürgerkriegs durchlebt hatte und die Überwindung innerer Differenzen vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs erneut aktuell wurde. Die ,neuen' Helden lösten die bis ins 18. Jahrhundert dominierenden Helden und Götter der Antike ab. Dies brachte das künstlerische Problem mit sich, dass - um ihre Eigenart hervorzuheben - die ,neuen' Helden andersartig darzustellen waren als die ,alten', was Edouard Drouot eindrucksvoll löst. Sein Vercingetorix bezieht sich zwar auf den antiken Kontrapost der klassischen Figur und doch wandelt er die Standbein-Spielbein-Haltung in ein entschlossenes Ausschreiten. Durch die Torsion des Oberkörpers, den nach hinten gehaltenen Arm mit der schweren Streitaxt und der ebenfalls nach hinten zum Schwert greifenden Hand des anderen Arms entsteht allerdings nicht der Eindruck eines Nach-vorne-Schreitens, vielmehr schafft Drouot ein in sich bewegtes Standmotiv der Entschlossenheit. Der unbezwingbare Wille kommt insbesondere in der imaginär bereits das Schwert führenden geballten Faust zum Ausdruck und kulminiert im nach oben gerichteten Blick, der auf die höheren Ziele gerichtet ist, für die Vercingetorix die Axt erhebt. Durch die virtuose Torsion lädt die Figur dazu ein, von jeder Seite betrachtet zu werden, wobei sich Vercingetorix beim Umgehen der Statue zu bewegen und seine Entschlossenheit in die Tat umzusetzen scheint. Die Details der Kleidung und Rüstung sind in enormer Schärfe herausgearbeitet, ohne dass der Gesamteindruck dadurch eingetrübt werden würden. Einen weiteren Reiz erhält die Figur durch ihre verschiedenartige grünliche und bräunliche Patinierung. Der Patina ist eine unter dem Sockel noch sichtbare Goldfarbe unterlegt, die ihr einen besonderen inneren Schimmer verleiht und zur Veranschaulichung der goldenen Nieten des Gürtels sichtbar bleibt. Mit seinem Vercingetorix schafft Edouard Drouot eine nationale Identifikationsfigur, die er in mehreren Ausformungen variiert. zum Künstler Edouard Drouot studierte ab 1880 in Paris zunächst an der École des Arts décoratifs und ab 1884 an der École des Beaux-Arts. Dort studierte in Paris bei den Bildhauern Émile Thomas und Mathurin Moreau, dem jüngsten Spross der Bildhauerfamilie Moreau. 1889 debütierte er mit der Statue "Salut Printemps!" im Salon des Artistes Français, den jährlichen Kunstausstellung der Société des Artistes Français, auf denen er bis 1925 vertreten war. 1892 präsentierte er dort sein Werk "L'Amateur", das auf der Pariser Weltausstellung 1900 ausgezeichnet wurde. Er arbeitet in Terrakotta, Marmor und Bronze und betätigte sich zudem als Maler. Seine Sujets waren weit gefächert und Drouot war zudem ein gefragter Porträtist. Studienreisen nach Indien und Nordafrika brachten [...]