Beschreibung:

241 Seiten; 16,5 cm; fadengeh., rückengoldgepr. Orig.-Leinenband.

Bemerkung:

Gutes Exemplar; Einband gering berieben; Vorsatz mit hs. Besitzvermerk. - " Neue vollständige Taschen-Ausgabe. Aus dem Italienischen übersetzt von Sophie Brentano. Durchgesehen & vielfach ergänzt von K. Berg. Mit Titelrahmen & Rückentitel von Walter Tiemann. Gedruckt in der Officin W. Dragulin Leipzig " (Impressum) // Giovanni Boccaccio (* 16. Juni 1313 in Certaldo oder Florenz; ? 21. Dezember 1375 in Certaldo) war ein italienischer Schriftsteller, Dichter und bedeutender Vertreter des frühen Renaissance-Humanismus. Sein Hauptwerk, das einhundert Novellen umfassende Decamerone, porträtiert die facettenreiche Gesellschaft des 14. Jahrhunderts und erhebt ihn zum Begründer der prosaischen Erzähltradition in Europa. ? (wiki) // Fiametta spricht: Unglücklichen pflegt Lust aus der Klage zu erwachsen, erkennen oder fühlen sie Mitleid in andern. Da nun mir, die mehr als andere zur Klage geneigt, in langer Übung ihr bittrer Quell nie versiegte, ja noch reichlicher sich ergoß, so wünsche ich euch, o edle Frauen, in deren Herzen vielleicht glücklichere Liebe wohnet, durch die Erzählung meiner Leiden zu frommem Mitleid zu bewegen. Es liegt mir nicht am Herzen, daß meine Rede zu den Männern gelange, vielmehr bleibe sie ihnen, soviel ich dazu vermag, gänzlich verborgen; denn, so jammervoll hat sich an mir die Härte eines einzelnen erwiesen, daß ich, alle andere ihm ähnlich wähnend, eher höhnendes Lächeln als mitleidige Tränen von ihnen erwarte. Euch allein, die ich durch mich selbst als beweglich und für Unglück mitleidend kenne, bitte ich, mich zu lesen. Aber ihr werdet nicht griechische Fabeln, geschmückt mit schöner Lüge, nicht trojanische Schlachten, befleckt mit dunklem Blute, hier finden - nur Mythen der Liebe und die Kämpfe heftiger Leidenschaft; in ihnen werden die bittern Tränen, die ungestümen Seufzer, die klagenden Töne und stürmischen Gedanken vor euern Augen erscheinen, welche, mit ewigem Stachel mich peinigend, Nahrung, Schlummer, fröhliche Zeit und die geliebte Schönheit von mir genommen haben. Wollt ihr diese Dinge mit jenem Herzen, das den Frauen eigen zu sein pflegt, betrachten, o! so bin ich versichert, ihr werdet, jede für sich selbst oder alle zusammen vereint, die zärtlichen Wangen in Tränen baden, welche mir, die anders nichts sucht, ein Quell ewigen Schmerzes sind; so bitte ich euch denn, haltet sie nicht zurück und denket, daß, sollte meinem Geschick, dem wandelbaren, das eure ähnlich werden (was Gott abwende!), es euch lieb sein würde, solche Tränen von mir wieder zu erhalten. Damit nun die Zeit nicht mehr in Worten als in Tränen vergehe, will ich mich bemühen, schnell zu meinem Versprechen zu kommen. Von freundlicher Liebe, die glücklicher war als beständig, beginne ich, damit ihr, von jener Seligkeit zur traurigen Gegenwart blickend, erkennet, daß ich unglücklicher bin als irgend eine andere; dann will ich die bösen Tage, um welche ich mit Recht weine, mit rührender Klage begleiten, so gut ich es vermag. Doch zuerst, wenn anders das Flehen der Elenden erhört wird, und wenn eine Gottheit im Himmel lebt, deren heiliger Gedanke von Erbarmen gegen mich bewegt ist, flehe ich, tief betrübt und gebadet in meinen Tränen, zu ihr, daß sie helfe der trauernden Erinnerung und unterstütze die bebende Hand zu diesem Werke, und beide also stärke, daß jene die Worte gebe und diese, williger als stark zu solchem Geschäft, die Leiden, also wie ich sie in der Seele erlitten habe und noch leide, niederschreibe. (Prolog)