Beschreibung:

241 S., Abb. kart.

Bemerkung:

Der Einband ist vorne berieben, die Seiten sind papierbedingt leicht angebräunt, ansonsten ein sehr gutes und sauberes Exemplar ohne Anstreichungen. - (Wikipedia:) Sigrid Weigel wurde 1977 mit einer Arbeit zur "Flugschriftenliteratur 1848 in Berlin" am Literaturwissenschaftlichen Seminar der Universität Hamburg zum Dr. phil. promoviert, wo sie im Anschluss von 1978 bis 1982 als Dozentin tätig war. 1986 habilitierte sie sich am Fachbereich Neuere Deutsche Literatur und Kunstwissenschaft der Universität Marburg. 1984 wurde sie als Professorin an das Literaturwissenschaftliche Seminar der Universität Hamburg berufen, wo sie einen Schwerpunkt zur interkulturellen Literaturwissenschaft aufbaute und gemeinsam mit Inge Stephan eine Arbeitsstelle für Frauen in der Literaturwissenschaft gründete, deren internationale Tagungen in den 1980er Jahren zur Etablierung der Genderforschung an deutschen Universitäten beitrugen.1990 wechselte Sigrid Weigel in den Vorstand des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen, wo sie eine interdisziplinäre Fellow-Gruppe zur Gedächtnisforschung betreute und eine Gruppe zu ?Topographie der Geschlechter' leitete: eine "Arbeitsgruppe von sieben brillanten Frauen" (Aleida Assmann, Christina von Braun, Sigrid Schade, Renate Schlesier, Heide Schlüpmann, M. Wagner), die im Folgenden als Professorinnen entscheidend zur Etablierung der Kulturwissenschaften an deutschen Universitäten beitragen sollten. 1993 erhielt sie den Ruf auf eine Professur für Literaturwissenschaft am Deutschen Seminar der Universität Zürich, wo sie eine jährliche Poetikvorlesung initiierte, die 1996 mit Anne Duden begann; hier trug W. G. Sebald 1997 erstmals seine Vorlesung "Luftkrieg und Literatur" vor. Während der Jahre, in denen sie als Präsidentin der ?Kommission für interdisziplinäre Veranstaltungen an Universität und ETH' fungierte, wurden deren Ringvorlesungen zu einem Zentrum der Debatten über die "Nazi-Gold-Affäre" in der Schweiz. 1998 übernahm sie die Leitung des Einstein Forums Potsdam. Von 2005 bis 2016 war sie Permanent Visiting Professor am German Department der Princeton University. 1999 erhielt sie den Ruf als Direktorin des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung Berlin (ZfL) und als Professorin an der Technischen Universität Berlin und fungierte bis zu ihrer Emeritierung 2015 zudem als Vorstandsvorsitzende der Geisteswissenschaftlichen Zentren Berlin. Das 1996 von Eberhard Lämmert gegründete ZfL entwickelte sich in dieser Zeit "zu einem profilierten, national und international sichtbaren Forschungszentrum [...] und zu einem maßgeblichen Ort in Deutschland einerseits für die theoretischen Auseinandersetzungen zwischen historisch-philologischen und kulturwissenschaftlichen Ansätzen in den Geisteswissenschaften sowie andererseits für eine interdisziplinäre Beschäftigung mit den Natur- und Technikwissenschaften", so der Wissenschaftsrat 2006, mit dessen positiver Evaluierung der erste Schritt zur Verstetigung der ursprünglich auf 12 Jahre gegründeten Einrichtung eingeleitet wurde. Das ZfL ist Beispiel für eine kreative Zusammenarbeit der Wissenskulturen aus Ost und West, da hier Wissenschaftler aus dem Zentralinstitut für Literaturgeschichte der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR mit Wissenschaftlern einer meist jüngeren Generation aus der alten BRD in Team- und Projektarbeit an einem zukunftsweisenden Forschungsprofil arbeiteten. -- Inhalt - 1. Vorrede - 2. Überlegungen zur Problemstellung - 2.1. Rezeptionskritik - 2.2. Historisches Beispiel: François Villon - 2.3. Gefängnisliteratur - Begriff, Methode, Material - 3. Kerkerliteratur auf der Stufe der Strafreform - 3.1. Zehn Jahre Kerkerhaft unter Obhut Friedrichs I. - Friedrich von der Trenck - 3.2. Die "Besserung" des Christian Friedrich Daniel Schubart - 3.3. Bürgerliche Strafrechtsreform zum egalitären Gefängnis - Von der Körperstrafe - 3.4. Gefangener Körper, freie Seele - Arnold Ruge, Ludwig Weidig - 3.5. Die Überlegenheit des Geflüchteten - Wilhelm Schulz - 4. Politische und soziale Delinquenten im neuen Gefängnissystem - 4.1. Das Standesbewußtsein des politischen Gefangenen - Otto von Corvin - 4.2. Liberalismuskritik und Sozialphilantropie - Ernst Dronke - 4.3. Im Vexierbild des Panopticons - Der Zuchthausgefangene - Otto von Corvin - 4.4. Der Sozialrevolutionär in Dunkelhaft - Wilhelm Weitling - 4.5. Die sozialen Berührungsängste des Arbeiterführers - Johann Most - 4.6. Innenwelt, Außenwelt - Versuch über gefangenes Sprechen und Schreiben - 4.7. Bittschrift und Kassiber - Die zwei Gesichter des Michael Bakunin - 4.8. Zwischen Selbstgefühl und Normengewalt - Die Autobiografie eines Ganoven - 4.9. Der Kriminalpsychologe und der Polizist - Gemeinschaftliche Spurensicherung abweichenden Verhaltens - 5. Psychologische und politische Differenzierung des Besserungsvollzuges - 5.1. Vom doppelten Gebrauch von Gefangenentagebüchern - 5.2. Moralische Überheblichkeit und pädagogisches Engagement - Erfahrungsberichte von Gefängnisfunktionären - 5.3. Der Lernprozeß des inhaftierten Reichstagsabgeordneten - Hans Leuß - 5.4. Der Praxisschock des Anarchisten - Erich Mühsam - 5.5. Zwischen Heldenmythos und Persönlichkeitszerstörung - Die Zuchthauserlebnisse Max Hoelz' - 5.6. Überhöhte Natur, geschundene Kreatur - Lyrik als Nische für die Emotionen des Festungsgefangenen Ernst Toller - 5.7. Tätiger Umgang mit Natur und Genossen - Wera Figner und Rosa Luxemburg - 5.8. Das Guckloch als Spiegelbild des Zuchthäuslers - Georg Fuchs - 5.9. Männlichkeitswahn und Märtyrerbewußtsein - Faschistische Gefangene in Weimar - 6. Ausblick und Perspektive - QUELLENTEIL - 1. Die Planungsphantasie der Gefängnistheoretiker - 1.1. Bentham's eigne Darstellung seiner Übersicht gewährenden Bauart - 1.2. Beschreibung des neuen Pennsylvanischen Besserungshauses - 1.3. Die neue strahlenförmige Straf- und Besserungsanstalt in Insterburg (1832) - 1.4. Gesetz über das Betragen der weiblichen Gefangenen in Newgate - 1.5. Wochen-Ordnung für die weiblichen Gefangenen in Newgate - 2. Die Überlebensphantasie der Gefangenen - 2.1. Aus der Merkwürdigen Lebensgeschichte des Freiherrn Friedrich von der Trenck - 2.2. Schubarts Leben und Gesinnungen. Von ihm selbst im Kerker aufgesetzt - 2.3. Die Reliquien des Friedrich Ludwig Weidig - 2.4. Gefängnistagebuch und Kerkerpoesien des Wilhelm Weitling - 2.5. Aus dem Briefwechel des Staatsgefangenen Wilhelm Schulz mit seiner Befreierin - 2.6. Aus den Erinnerungen des Otto von Corvin-Wiersbitsky - 2.7. Kassiber und Bittschrift des Michael Bakunin - 2.8. Aus Johann Mosts Aufzeichnungen in der Bastille am Plötzensee - 2.9. Aus den Bekenntnissen eines unbekannten Diebes, gesammelt und herausgegeben von Cesare Lombroso - 2.10. Hans Leuß', Bericht aus dem Zuchthaus - 2.11. Aus den Lebenserinnerungen von Wera Figner - 2.12. Die Schrift eines anonymen rechtsradikalen Gefangenen aus dem Zuchthaus - 2.13. Aus den Zuchthauserlebnissen Max Hoelz' - 2.14. Aus den Erinnerungen des Zuchthäuslers Georg Fuchs - Literaturverzeichnis - Quellennachweis - Bildquellennachweis. ISBN 9783922140146