Beschreibung:

55 S. : S. 13 - 55 Abb. mit Text ; 8 Klammerheftung, Schutzumschlag.

Bemerkung:

Sehr gutes Exemplar, Umschlag mit leichten Gebrauchsspuren. - Als ich im wunderbaren, sonnenerfüllten Oktober vergangenen Jahres das Glück hatte, von Freunden nach Wien eingeladen zu werden und auf vielen Fahrten durch das herbstgoldene Österreich zu streifen, kamen immer wieder merkwürdig verzauberte Augenblicke, Stunden, in denen ich glaubte, wieder ein kleiner Junge zu sein und, der Gegenwart entrückt, im geliebten Kinderland der Grafschaft Glatz zu leben. Abendliche Himmelsfarben, wie ich sie seit der Kindheit nie wieder sah, Blumenwildnis an Wegrainen, seltsam vertraut leuchtend und duftend, Bauersfrauen mit Kopftücheln, auf grafschafter Art geknüpft, Kirchenlieder, seit damals nicht mehr gehört ach, und viele andere Dinge handgreiflicher Art oder wie ein Hauch verschwebend, mahnten mich daran, daß ja meine Heimat nur etwas über 200 Kilometer in nördlicher Richtung entfernt oder vielmehr nahe war! Es war mir, als ob unterste Tiefen meines Seins wieder aufgebrochen würden, etwa wie ein verschütteter Brunnen, der nun wieder zu strömen begann und mich mit einem unvergleichlichen Glücksgefühl erfüllte -.Ach nein, ich habe in einem langen Leben, seit ich als vierzehnjähriger Junge die Heimat verließ und mit Mutter und Schwester nach Freiburg übersiedelte, nie vergessen, daß ich in Habelschwerdt in der Grafschaft Glatz geboren wurde, und bin im tiefsten Wesen bis zuletzt eben doch ein grafschafter Junge geblieben trotz allem, was ich seither im schönen Baden und sonst noch in deutschen und außerdeutschen Landen erlebt und in mich aufgenommen habe.Es wäre höchst undankbar, wollte ich all das Hinzugekommene gering schätzen und in einem allzu engen Heimatbegriff nur das als gut und wertvoll gelten lassen, was eben die Heimat, die Kindheit mir gab. Hätte ich zum Beispiel je, wenn ich ein Leben lang in der Grafschaft geblieben wäre, den Isenheimer Altar in Kolmar, die Bilder von Holbein, Böcklin, Thoma, Segantini, Hodler im Basler Museum und natürlich den Hans Baldung-Altar im Freiburger Münster gesehen? (H.F.)