Beschreibung:

ARCADIA ART Kunsttöpferei Kandern (1897-1927), Bauchige Vase mit tonfarbener Verlaufsglasur auf schwarzblauem Grund, zwischen 1914 und 1927. Terrakotta, auf dem Unterboden mit ,KTK' gemarkt und als Modell Nummer ,780' ausgewiesen, 19 cm (Höhe) x 13 cm (Durchmesser), Innenmaß der Öffnung: 10 cm. - minimalste Kratzspuren im Fond, kaum sichtbarer herstellungsbedingter Glasurfehler, ansonsten in ausgezeichnetem Zustand - Innerer Überfluss - Die einfache wie bestechende künstlerische Idee besteht darin, die gebauchte Vase mit einer schwarzblauen Glasur zu versehen, über die eine tonfarbene Verlaufsglasur hinabläuft. Dies führt zu einer Figur-Grund-Umkehr, da doch eigentlich der Korpus tonfarben ist bevor er glasiert wird. Mit der Tonfarbe läuft hier also das Material selbst über den glasierten Korpus, so dass das Innere zum Äußeren wird. Indem der Mündungswulst ganz tonfarben gehalten ist, entsteht der Eindruck als ob die Verlaufsglasur aus dem Inneren herausfließen würde, wodurch die Vase ästhetisch zur Quelle ihres eigenen Materials wird. Der starke Kontrakt zum blauschwarzen Grund hebt den tonfarbenen Verlauf hervor, welcher durch den Nachvollzug der bauchigen Form seinerseits den blauschwarzen Korpus präsenter werden lässt. Da der Verlauf bei jeder Vase jeweils anders erfolgt, weist jedes Exemplar den Charakter eines Unikats auf. zur Kunsttöpferei Kandern Nachdem sich Max Laeuger bereits seit 1892 intensiv in Kandern und Karlsruhe mit der Gestaltung von Keramik beschäftigt hatte, gründete er 1897 die Prof. Laeuger'sche Kunsttöpferei als Teil der Tonwerke Kandern. Unter seiner bis 1913 währenden Leitung entstanden 738 Muster für Gefäße und 320 baukeramische Vorlagen. Die ausgeführten Werke sind mit der Pressmarke der in ein Quadrat gefassten Buchstaben ,MLK' versehen. Laeuger führte neue künstlerische Techniken in die Töpferei ein. Neben der effektvollen Verlaufsglasur insbesondere die an der Pâte sur Pâte-Technik der Porzellangestaltung orientierte Schlickermalerei, bei der mit eingefärbter Tonmasse auf den Tonkorpus gemalt wird. Dies führt zu reliefartigen Effekten und ermöglicht die Kreation ganz neuer Muster. Vermittels dieser Techniken hat Laeuger die Ornamentik des Jugendstils auf eine am Material orientierte innovativ abstrahierende Weise in die Töpferei überführt und damit die moderne Künstlerkeramik begründet. Diese Neuerungen waren keineswegs auf das vermeintlich künstlerisch irrelevante Gebiet des Kunstgewerbes beschränkt. Vielmehr ging gerade vom Kunsthandwerk ein neuer gesellschaftsreformatorischer künstlerischer Anspruch aus, der sich auch darin niederschlägt, dass Laeuger 1907 den Deutschen Werkbund mitbegründete. Nach seinem Weggang aus Kandern richtete sich Laeuger 1916 in Karlsruhe eine eigene Keramikwerkstatt ein, wo er bis 1944 etwa 5000 Keramiken schuf und zwischen 1921 und 1929 die auf Initiative von Hans Thoma und Wilhelm Süs gegründete Staatliche Majolika Manufaktur Karlsruhe mit Entwürfen belieferte. In Kandern übernahm Hermann Hakenjos sen. ab 1920 die im künstlerischen Geiste Laeugers weiterführte Kunsttöpferei, deren Produkte mit den geritzten, in ein Quadrat eingeschriebenen Buchstaben ,KTK' gemarkt wurden. 1927 gründete Hakenjos zusammen mit dem Keramiker Richard Bampi die Fayence-Manufactur Kandern. Ihre Erzeugnisse tragen die Stempelmarke der in ein Dreieck eingelassenen Buchstaben ,FMK'.