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XV, 301, (1) Seiten. Mit 59 graphischen Darstesllungen. Illustrierte Originalbroschur. 21x15 cm
Bemerkung:
* Thomas Samuel Kuhn (* 18. Juli 1922 in Cincinnati, Ohio; ? 17. Juni 1996 in Cambridge, Massachusetts) war ein US-amerikanischer Physiker, Wissenschaftsphilosoph und Wissenschaftshistoriker. Er gehört zu den bedeutendsten Wissenschaftstheoretikern des 20. Jahrhunderts. In seinem Hauptwerk The Structure of Scientific Revolutions beschreibt Kuhn die Wissenschaft als eine Folge von Phasen der Normalwissenschaft, unterbrochen von wissenschaftlichen Revolutionen. Ein zentrales Konzept ist hierbei das Paradigma; ein Paradigmenwechsel sei eine wissenschaftliche Revolution. Das Verhältnis von Paradigmen, zwischen denen eine Revolution liegt, bezeichnet Kuhn als inkommensurabel, was hier bedeutet: nicht mit dem gleichen (begrifflichen) Maß messbar... Wissenschaftliche Revolutionen Ente oder Kaninchen? Kuhn verwendete diese bekannte optische Illusion von Jastrow, um zu veranschaulichen, dass sich bei wissenschaftlichen Revolutionen die Wahrnehmung der Wissenschaftler radikal ändert. Erst wenn über einen längeren Zeitraum hinweg an zentralen Stellen Probleme aufgetreten sind oder überraschende Entdeckungen gemacht worden sind, beginnt die Phase der außerordentlichen Wissenschaft. In ihr wird auch wieder über die Grundlagen selbst diskutiert. Eine solche Krise kann zu einem Paradigmenwechsel führen, bei dem das Paradigma der Disziplin verworfen und durch ein anderes ersetzt wird. Von Kuhn angeführte Beispiele für wissenschaftliche Revolutionen sind unter anderem die Ablösung der Phlogistontheorie durch Lavoisiers Sauerstoffchemie, Einsteins Relativitätstheorie, die die klassische Newtonsche Physik ablöste, und in besonderer Ausführlichkeit die Kopernikanische Wende vom geozentrischen hin zum heliozentrischen Weltbild. Der Wissenszuwachs ist nun im Gegensatz zur Normalwissenschaft nicht kumulativ, da wichtige Teile der alten Theorie aufgegeben werden. Der Inhalt der nachrevolutionären Theorie ist vorher nicht abzusehen. Mit wissenschaftlichen Revolutionen verändern sich nach Kuhn nicht nur die Theorien, sondern auch das allgemeine Weltbild und die wissenschaftliche Praxis. Dies führte dazu, dass Kuhn in Structure wiederholt davon spricht, dass es so ist, als würde sich nicht die Interpretation des Menschen, sondern die Welt selbst ändern. Ein Paradigma wirkt sich auf tieferen Ebenen aus: es betrifft selbst die Wahrnehmung der Wissenschaftler. Vorläufer bezüglich dieser Behauptung sind Ludwik Fleck (Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache), der bereits den Paradigmenwechsel forderte, und Norwood Russell Hanson (Patterns of discovery). Aufgrund der kognitiven Dimension von Paradigmen vergleicht Kuhn Paradigmenwechsel mit sogenannten Gestaltwechseln. Diese kennzeichnet ein plötzlicher Wechsel von einer zu einer anderen Wahrnehmung. Er [der Paradigmenwechsel] muß, wie der Gestaltwandel, auf einmal (wenn auch nicht notwendigerweise in einem Augenblick) geschehen oder überhaupt nicht. Im ausdrücklich formulierten Gegensatz zu dem falsifikatorischen Ansatz Karl Poppers behauptet Kuhn, dass Paradigmen nicht nur deshalb aufgegeben werden, weil sie falsifiziert wurden. Ein Paradigma wird erst dann aufgegeben, wenn es durch ein anderes ersetzt werden kann. Ein Aufgeben des Paradigmas durch die wissenschaftliche Gemeinschaft ohne Ersatz würde, Kuhn zufolge, die Aufgabe der wissenschaftlichen Tätigkeit per se bedeuten. Nach Kuhn können mehrere konkurrierende Theorien unter Umständen durch genau dieselbe empirische Evidenz gestützt werden. Dieses Argument ist heute als Unterdeterminierung von Theorien durch Evidenz bekannt und wird insbesondere von Empiristen wie von Bas van Fraassen verwendet. Inkommensurabilität: Einer der umstrittensten und meistdiskutierten Punkte von Kuhns Philosophie ist das auf einer Analogie mit der Mathematik beruhende Konzept der Inkommensurabilität, das er unabhängig von, aber etwa zeitgleich mit Paul Feyerabend in die Wissenschaftsphilosophie eingeführt hat (Kuhns und Feyerabends Begriffe der Inkommensurabilität unterscheiden sich etwas voneinander).[18] Der Kuhn?sche Begriff der Inkommensurabilität enthält die folgenden, auf den ersten Blick heterogenen Elemente. Die Paradigmen bieten Lösungen für unterschiedliche Probleme. Der Fokus auf das, was als durch die Wissenschaft zu klärendes Problem anzusehen ist, ändert sich hierbei. Auch wenn das Vokabular oft das gleiche bleibt, ändern sich die Begriffe, die die Worte bezeichnen, mehr oder weniger radikal. Zudem werden manche Begriffe überhaupt nicht mehr verwendet und neue eingeführt. Anhänger konkurrierender Paradigmata üben ihre Tätigkeit in verschiedenen Welten aus. Kuhn ist sich bewusst, dass diese Aussage sehr schwer verständlich ist. Ist sie nur metaphorisch gemeint? Kuhn hat sich bis an sein Lebensende mit der Klärung dieser Frage beschäftigt und kam zu dem Schluss, dass man diese Redeweise irgendwie wörtlich verstehen müsse. Tatsächlich bilden diese drei Elemente für Kuhn aber eine Einheit: Im Kern ist Inkommensurabilität das Resultat einer begrifflichen Veränderung. Ein zentrales Beispiel für die Inkommensurabilität zweier Theorien ist für Kuhn die Theorie des Sonnensystems. Das Ptolemäische Weltbild kannte folgende ?Planeten?: Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn (Uranus, Neptun und Pluto waren damals noch unbekannt). Planeten waren die Wandelsterne, die relativ zu den Fixsternen eine Bewegung ausführten. Im kopernikanischen Weltbild hingegen firmiert eine andere Menge von Himmelskörpern als ?Planeten?, nämlich Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter und Saturn. Jetzt waren Planeten Himmelskörper, die die Sonne umkreisen. Zudem werden zwei neue Kategorien eingeführt, nämlich die Sonne als ein Zentralgestirn und die Kategorie Satelliten, in die der Mond der Erde und später die Monde des Jupiters, entdeckt durch Galilei, gehören. Als Konsequenz gilt für Kuhn, für uns überraschend: Der Satz ?Im ptolemäischen System drehen sich die Planeten um die Erde und im kopernikanischen System um die Sonne? ist kein wirklich sinnvoller Satz, da es keinen einheitlichen Planetenbegriff gibt, der in diesem Satz verwendet werden könnte. Als weiteres Beispiel nennt Kuhn die Revolution von der Newton?schen Physik zur Relativitätstheorie Einsteins. Beide Theorien seien inkommensurabel, weil in beiden Theorien verwendete Wörter wie z. B. Energie in beiden Theorien unterschiedliche Bedeutungen hätten. Demnach könne die Newton?sche Physik auch nicht als Annäherung an die Spezielle Relativitätstheorie für Geschwindigkeiten, die klein gegenüber der Lichtgeschwindigkeit sind, angesehen werden. Ein sanfter Übergang der einen Lehre in die andere sei somit nicht möglich. Dies ist mit dem Korrespondenzprinzip im Bohr?schen Sinne völlig verträglich: Bestritten wird dabei nicht, dass im Grenzübergang die numerischen Werte bestimmter Variablen ineinander übergehen; das ist eine mathematische Tatsache. Dennoch bleibt, wie auch schon von Bohr für den analogen Fall des Verhältnisses von klassischer Mechanik und Quantenmechanik betont, ein begrifflicher Bruch zwischen beiden Theorien. Die Hypothese der Inkommensurabilität gibt der Kuhn?schen Auffassung der Wissenschaftsentwicklung ihre eigentliche Brisanz. Die Inkommensurabilitätsannahme ist gegen die Vorstellung gerichtet, dass der wissenschaftliche Fortschritt kumulativ zu verstehen sei: als eine stetige Anhäufung wissenschaftlicher Erkenntnisse ohne wesentliche Rücknahmen und Brüche. Dies war beispielsweise Karl Poppers Auffassung. Kuhn hat aber nie behauptet, dass die Wissenschaftsentwicklung irrational ablaufe. Er hat nur bestritten, dass die traditionelle Auffassung vom rationalen Theorienvergleich angemessen sei, nämlich durch einen Punkt-für-Punkt-Vergleich der verschiedenen Konsequenzen der involvierten Theorien. Tatsächlich ist Kuhn aber irrtümlicherweise vielfach so verstanden worden, als ob er wegen der Inkommensurabilität die Möglichkeit des rationalen Theorienvergleichs und damit die Rationalität der Wissenschaftsentwicklung leugnen wolle. (Quelle Wikipedia)