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417 Ss., 1 Bl., 1 Bl. Beilage. 8°. Illustr. rosa Pp. mit goldgeprägt. Titel auf rotem Rückenschild in illustr. Schuber.
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ERSTE AUSGABE. - = Die Andere Bibliothek. Begründet von Hans Magnus Enzensberger, hrsg. von Christian Döring. 410. Band. - Nr. 938 von 4.444 Exemplaren der limitierten und numerierten Originalausgabe. - "Wer sich in die Fallgeschichten Sigmund Freuds vertieft, der versteht: Das nebenher Gesagte, das belanglose Detail ist das Entscheidende. Da taucht zum Beispiel die 'Apollokerze' auf, das Erfolgsprodukt der Wiener 'Apollogesellschaft', die in dem im Jahr 1839 bankrottgegangenen Etablissement 'Apollosäle' ihren Firmensitz hatte: industriell gefertigte Stearin-Kerzen, die reißenden Absatz fanden, weil ihr Docht nicht nachgeschnitten werden musste. Die Lexika belegen es: Diese Apollokerzen wurden zum Synonym für Stearin-Kerzen. Und: Sie bevölkern das Unbewusste unbescholtener Fräuleins, kommen auf Freuds Couch zur Sprache. Die Psychoanalyse ist eine archäologische Unternehmung, sie gräbt im Unbewussten, im Verborgenen nach Scherben und Fragmenten. Aber sie gräbt nicht Rom aus, sondern die Gegenwart. Die Apollokerzen gingen aus der Einwanderung der antiken Götter und Heroen in den bürgerlichen Alltag hervor. Kein Telegrafenamt ohne Atlas mit der Weltkugel, keine Glühbirnen ohne Lichtgötter, kein Transportunternehmen ohne Merkur, kein Kaminsims ohne Venus von Medici. Die frühe Psychoanalyse folgt dem Gesetz, nach dem die Kerzenfabrikanten, die Vergnügungsbranche oder die Industrie ihre Waren benennen. Und wie die Apollokerzen in der Dingwelt kursierte der 'Ödipuskomplex' bald in der Alltagssprache. Das Unbewusste von Freuds Patienten war bevölkert mit den Requisiten des bürgerlichen Alltags und Interieurs. In ihren Träumen und Fehlhandlungen regiert die 'Tücke des Objekts', die damals sprichwörtlich wurde. So sind Freuds Schriften nicht nur eine Aufdeckung des Verdrängten oder Verdichteten, der Lektüre im Unbewussten, sondern zugleich ein Kompendium der Dingwelt des 19. Jahrhunderts, vom Regenschirm bis zu den Schreibgeräten. Das Unheimliche und das Harmlose begegnen sich an dieser Schnittstelle. Lothar Müller blättert das Kompendium auf: von A bis Z." (Verlag). Mit Literaturverzeichnis und Personenregister. - Lothar Müller (geb. 1954 in Dortmund), Literaturredakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung mit Sitz in Berlin und Honorarprofessor für Neuere Deutsche Literatur an der Humboldt Universität zu Berlin. - Buchgestaltung: Katrin Schacke, Offenbach; gesetzt in der Ingeborg und der Grotzec-HeadCondensed bei Dörlemann Satz, Lemförde; gedruckt auf 100 g/m2 holz- u. säurefreies, ungestrichenes Munken Pure. - Den Einband besorgte die Verlagsbuchbinderei Conzella in Aschheim-Dornach. - Beilage: Flyer 'Die Andere Bibliothek' mit dem 'Programm März bis August 2019' und dem Gesamtverzeichnis (Stand Februar 2019).