Beschreibung:

XII, 203 S. Bedruckte Originalbroschur.

Bemerkung:

Grisebach 37f, 6.; Slg. Borst 2828; Hübscher 131; vgl. Sebastian Neumeister, 'Schopenhauer als Leser Gracians' Erste Ausgabe von Schopenhauers Übersetzung, aus dem Nachlass von J. Frauenstädt besorgt, zwei Jahre nach dem Tode Schopenhauers veröffentlicht. "Was Schopenhauer betrifft, so hatte er 1825, also erst im Alter von 37 Jahren, damit begonnen, Spanisch zu lernen. Er wohnte zu dieser Zeit in der Berliner Behrensstraße, einer Parallelstraße von Unter den Linden, und unternahm gerade einen zweiten, eher halbherzigen Versuch, sich einen Platz an der noch jungen, 1810 gegründeten Friedrich-Wilhelms-Universität zu schaffen, gegen die Übermacht seines Antipoden Hegel, dieses "Kopfverderbers und Unsinnschmierers", wie er ihn später nannte. (...) Schopenhauer ist ein äußerst kritischer Leser, was diese Übersetzungen betrifft. Das zeigen die zahlreichen Anstreichungen und Varianten und insbesondere die sogenannte "Litterarischê Notiz", die er den eigenen Übersetzungen des Oráculo manual von 1829 und 1832 voranstellte. Hier geht er mit Amélot de la Houssaie, mit einer lateinischen Übersetzung, die 1750 in Wien erschienen war, und vor allem mit den ihm vorliegenden deutschen Übersetzungen des Oráculo manual scharf ins Gericht. Das Fazit, das Schopenhauer 1832 im Blick auf die eigene Übersetzung zieht, ist vernichtend: "Aus dem Gesagten geht hervor, daß von Graciáns noch immer so allgemein bekanntem Werk, durchaus keine lesbare Deutsche Uebersetzung vorhanden ist, eine richtige und genaue aber in gar keiner Sprache, weshalb die Liebhaber sich mit der veralteten und unvollkommnen Französischen begnügen müssen. Dahern tritt nun, in gegenwärtiger Uebersetzung, dieses Buch mit einem alten Ruhm und zugleich doch so gut als völlig neu auf."(...) Die Probeübersetzung der ersten fünfzig Regeln des Buches, die Schopenhauer 1829 dem Verleger Friedrich A. Brockhaus anbot, weckte bei diesem kein Interesse. Auch die vollständige Übertragung aller 300 Regeln, die Schopenhauer 1832 Johann Georg Keil nach Leipzig schickte, fand zunächst keinen Verleger. (...) In seiner "Litterarischen Notiz für den Verleger" betont Schopenhauer, daß es ihm bei seiner Entscheidung für Gracián auch um dessen Stil geht, ja er spendet dem spanischen Klassiker diesbezüglich das höchste Lob, das er zu vergeben hat, er vergleicht ihn mit Goethe:"Diese Uebersetzung ist durchaus nach dem S p a n i s c h e n O r i g i n a l , ohne daß ich irgendeine Uebersetzung dabei zur H and gehabt hätte, mit besondrer Liebe und Sorgfalt gemacht, und giebt nicht nur den Sinn des Originals vollkommen wieder, sondern auch den Geist und den gedrungenen sentenziösen, wortkargen Stil, der dem des Lehrbriefs im Wilhelm Meister am nächsten kommt; so weites in der von der Spanischen himmelweit verschiedenen Deutschen Sprache, ohne schwer verständlich zu werden, irgend möglich war." " (siehe Neumeister ebd, Zitate Schopenhauer nach Neumeister. Schopenhauer fand in den Texten Gracians eine exemplarische Allegorie für den Umgang mit Scharlatanen, in seiner Sicht Hegel, an dem er sich fast sein gesamtes Lben abarbeitete: "Um nun die [...] Erklärung eines zu allen Zeiten sich wiederholenden Phänomens zu ergänzen, will ich eine Stelle aus meinem spanischen Favoritautor mitteilen, welche, da sie durchaus belustigend ist und eine Probe aus einem vortrefflichen, in Deutschland so gut wie unbekannten Buche gibt, dem Leser jedenfalls willkommen sein wird. Besonders aber soll diese Stelle vielen jungen und alten Gecken in Deutschland zum Spiegel dienen, welche im stillen, aber tiefen Bewußtsein ihres geistigen Unvermögens den Schalken das Lob des Hegels nachsingen und in den nichtssagenden oder gar nonsensikalischen Aussprüchen dieses philosophischen Scharlatans wundertiefe Weisheit zu finden affektieren." A. Schopenhauer; Sämtliche Werke, Vorrede Ethik, S. 505.) Das sehr seltene Werk in der empfindlichen Original-Broschur nur etwas fleckig und mit kleinem privaten Stempel auf dem Titelblatt.