Sachgebiete

Beschreibung:

1 Karton mit 2 Blatt.

Bemerkung:

Ein gutes und sehr sauberes Exemplar. - Aus dem Text: Angesichts der Bedeutung des Wintergartens für die Berliner und die europäische Unterhaltungskultur verwundert es, daß sich noch niemand daran gewagt hat. die Geschichte dieses Varietes, das etwas länger als ein halbes Jahrhundert bestand, zu erforschen und in einer Monographie zu veröffentlichen. Hier einige Hinweise zu seiner Entstehung und seinem Werdegang. In den Jahren 1880 bis 1882 erbaute die Eisenbahn-Hotel-Gesellschaft. während der Bahnhof Friedrichstraße entstand, ihm gegenüber ihr ?Centralhotel?. Dieses monumentale Edelhotel besaß auch einen Wintergarten, eine 2 300 Quadratmeter messende, nach der Vorliebe jener Jahre für Kristallpaläste glasüberwölbte Halle, in der die Gäste unter Palmen, Immergrün und zwischen Springbnmnen auf Kieswegen wandeln konnten. Auch Konzerte, Bälle und ?Spe-zialitäten-Vorstellungen? wurden in dem Saal veranstaltet. Der ungarische Impresario Julius Baron und der Berliner Schauspieler Franz Dorn hatten die Idee, diesen Wintergarten zu einer Varietebühne auszubauen, um die bis dahin in Berlin existierenden Spezialitäten-Theater, wie das ?Reichs-hallen-Theater? am Dönhoffplatz oder das Wallner-Theater in der Charlottenstraße, an Größe zu übertreffen. Am 6. September 1888 ging die erste Vorstellung über die Bühne. Die Presse hielt anfangs mit Kritik nicht zurück. ?Das ist die Macht des unerschöpflichen Beutels und einer Flasche guten Sekts?, hieß es in der ?BZ? am 15. Januar 1889. ?Wie der Pfropfen aus der Flasche springt, das Zwanzigmarkstück im Portemonnaie erklingt. So kommt es, daß der solide Mittelstand sich's eben nicht leisten kann, und die paar braven Bürgersfrauen, die wir am Arm ihres Gatten niedergeschlagenen Auges in diesem Meer von nackten Büsten, nackten Armen wie verloren einherwimmeln sahen, konnten nur unser tiefstes Mitgefühl erwecken.? Für den 1. November 1895 warb der Wintergarten für ?die interessanteste Erfindung der Neuzeit ": Die Brüder Max und Emil Sklada-nowsky führten ihr ?Bioskop? vor. Es war nichts weniger als die erste öffentliche Filmvorführung in Europa. Das Zeitalter des Films und des Kintopps begann.