Beschreibung:

365 S., broschiert.

Bemerkung:

Ein gutes und sauberes Exemplar. - Mit dem Erscheinen des Kinos am Ende des 19. Jahrhunderts vollzieht sich ein qualitativer Sprung im System von medialer Repräsentation und Wahrnehmung, der sich im Verlauf des von den Prozessen der Industrialisierung geprägten, sehsüchtigen 19. Jahrhunderts vorbereitet hat. Die 'lebenden Bilder' des Kinematographen bieten nicht allein als "sich bewegende Mumie" die unmittelbare Präsenz des Lebens sowie neue kinästhetische Reize an; vielmehr offeriert das innovative Potential des neuen Mediums ein nachdrücklich verändertes Raum- und Zeitgefühl, denn es ist "eine andere Natur, die zu der Kamera als die zum Auge spricht. Anders vor allem dadurch, daß an die Stelle eines vom Menschen mit Bewußtsein durchwirkten Raums ein unbewußt durchwirkter tritt." Was Walter Benjamin 1936 in seinem Aufsatz "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" als entscheidendes Charakteristikum des Kinos und seiner Wahrnehmungsdisposition akzentuiert, ist zunächst "die Durchdringung der Wirklichkeit mit der Apparatur" , ihr Vorstoßen ins bislang "Optisch-Unbewußte" . Gemeint ist das analytisch zerstückelnde und isolierende Vermögen der neuen medialen Technik, die einem Chirurgen gleich in die Gegebenheiten von Raum und Zeit, etwa über Großaufnahme oder Zeitlupe, eindringen kann, um dann in den Rekompositionen der Montage aus wechselnden Einstellungen und Perspektiven über sie zu verfügen und eine neue Grammatik des Visuellen zu entfalten. Auf diesem "Wechsel der Schauplätze und Einstellungen ..., welche stoßweise auf den Beschauer eindringen" , beruht für Benjamin auch die Chokwirkung der re-synthetisierenden filmischen Montage. ISBN 3770533607