Beschreibung:

S. 135-148. Sonderdruck, Klebebindung in Papiereinband.

Bemerkung:

Mit Widmung des Autors. - Ein gutes und sehr sauberes Exemplar. - Aus dem Text: »Keine der hiesigen Kirchen haben wir so schön gefunden, als die Kirche zu Eberach, die ich Dir in meinem vorigen Briefe beschrieb.« Dieser lapidare Satz steht in einem Brief Heinrich von Kleists an Wilhelmine von Zenge, datiert vom 11. September 1800 aus Würzburg.1 Leider ist die erwähnte Beschreibung mit dem Anfang des vorangegangen Briefes2 verloren. So stellt der zitierte Satz das einzige auf uns gekommene Zeugnis für den kurzen Besuch dar, den Kleist und Ludwig von Brockes der auf halbem Wege zwischen Bamberg und Würzburg gelegenen Zisterzienser-Abtei Ebrach gewidmet haben, als sie auf ihrer berühmten Reise nach Würzburg unterwegs waren. Seltsamerweise ist ? soweit ich sehe ? noch niemals gefragt worden, was Kleist und Brockes zu dem für unser heutiges Kunstverständnis einigermaßen erstaunlichen Urteil veranlaßt haben mag. Gewiß, das Barock stand um 1800 nicht hoch im Kurs. Was aber hat die beiden jungen Reisenden an der Ebracher Kirche positiv angesprochen? War es der frühgotische Baukörper, war es der in den Jahren 1776 bis 1791 von Materno Bossi frühklassizistisch umgestaltete Innenraum? Die Frage läßt sich vielleicht beantworten, wenn man eine weitere Äußerung Kleists zu Hilfe nimmt. Nur wenige Tage vorher (am 5. September 1800) hatte er ? ebenfalls seiner Verlobten ? von einem anderen Reiseeindruck berichtet: »Dabei fällt mir eine Kirche ein, die ich Dir noch nicht beschrieben habe; die Nickolskirche zu Leipzig. Sie ist im Äußern, wie die Religion, die in ihr gepredigt wird, antik, im Innern nach dem modernsten Geschmack ausgebaut. Aus der Kühnheit der äußeren Wölbungen sprach uns der Götze der abenteuerlichen Goten zu; aus der edeln Simplizität des Innern wehte uns der Geist der verfeinerten Griechen an. - Wikipedia: Eberhard Siebert (* 1937 in Memel) ist ein deutscher Bibliothekar und Heinrich-von-Kleist-Forscher.