Beschreibung:

162 Seiten ; 21 cm x 14.8 cm. Broschur.

Bemerkung:

Neues Exemplar - Im psychoanalytischen Nachdenken über destruktive Züge der Masse spielt die Abwehr von Ambiguität eine wesentliche Rolle. Dazu greift das Kollektiv auf Mythen zurück, die im Besonderen mit Gewalt verbunden sind. Auch die christliche Erzählung vom Erlösungstod Jesu enthält eine solche destruktive Schattenseite: das mit der Lüge vom Gottesmord verbundene antijüdische Ressentiment, das liturgisch und kulturell tradiert wird und sich in Prozessen destruktiver Gruppenbildungen jederzeit - und insbesondere in Krisenzeiten - reaktivieren lässt. Stefan Etgeton zeigt anhand konkreter Überlieferungsstücke aus dem Umfeld der Karfreitagsliturgie und der protestantischen Liedtradition, wie Passion und Pogrom rituell unterschwellig verknüpft und das Narrativ des Gottesmords präsent bleiben. Mit Dietrich Bonhoeffers späten Überlegungen zu einem religionslosen Christentum wird am Ende dennoch deutlich, dass gute Theologie nicht selten ein wirksames Gegengift gegen schlechte Religion darstellt. -- Inhalt: 1 Die Masse als Symptom - Dispositionen -- Der destruktive Charakter -- Ich-Schwäche und Massenwahn -- 2 Mythen, Klischees und Massenverdrängung -- Kollektive Gewalt als "Maschinerie zur Mythenherstellung" -- Die "archaische Erbschaft" zwischen Mythos und Genetik -- Das kulturelle "Langzeitgedächtnis" und seine Dynamik -- 3 Paradoxer Glaube - das Erlösungsopfer -- Dem Opfer "ein für alle Mal" ein Ende -- Die Projektion des Gottesmordes -- Die "unselige Nabelschnur" zerschneiden -- 4 Die Passion - in der Gefahrenzone -- Hoc est corpus meum - die Verschiebung der Schuld -- Die Bahnung als "Dauerspur der Erregung" -- Das unglückliche Bewusstsein vom Tode Gottes -- 5 Glaube ohne Religion -- Die zähe Korrelation zwischen Vorurteil und Frömmigkeit -- Mündig glauben, etsi deus non daretur -- "Man muß eine Rede finden, die das Schweigen wahrt". ISBN 9783837933390