Beschreibung:

83 S. mit 3 montierten davon 2 farbigen Abbildungen Originalbroschur.

Bemerkung:

Umschlagpapier am Rücken lichtbedingt etwas nachgedunkelt, sonst gutes und sauberes Exemplar. - Pierre Klossowski (1905-2001) war ein französischer Schriftsteller, Übersetzer und Maler. Pierre Klossowski verfasste zahlreiche Abhandlungen, u. a. über Marquis de Sade und Friedrich Nietzsche, mehrere Essays über literarische und philosophische Konzepte und fünf Erzählungen. Er übte mit seinen Schriften einen nachhaltigen Einfluss auf französische Denker aus, beispielsweise Jean-François Lyotard, Jacques Derrida, Gilles Deleuze und Michel Foucault. Er ist der ältere Bruder des Malers Balthazar Klossowski, besser bekannt als Balthus. Klossowski übersetzte zahlreiche Werke aus dem Deutschen und Lateinischen ins Französische, arbeitete an mehreren Filmen und illustrierte als Maler zahlreiche Szenen seiner Werke. Er trug in den späten 1930er Jahren inhaltlich zu den meisten Ausgaben von Georges Batailles Magazin Acéphale bei. Spröde Übersetzung einer französischen Rezension: Die Abschweifungen, die Dianas Bad ausmachen, haben als Ausgangspunkt den bösen Zauber einer Vision, die Ovids Ermahnung zusammenfasst: Nec videamus labra Dianae! Was es kostet, wie zufällig die ?höllischen? Lippen der Göttin gesehen zu haben, wird durch die in diesem Opuscule beschriebene und meditierte Szene verdeutlicht ? verewigt, muss man sich erinnern, durch die westliche Malerei und Statuenkunst unter dem Titel zwei Namen: Diana und Actaeon. Der Mann, ein Jäger, der der Verfolgung irgendeines Tieres folgte und zufällig die göttliche Nacktheit überraschte, verwandelte sich plötzlich in ein Reh, mit einer bescheidenen Geste der Göttin, und wurde von seinem eigenen Rudel in Stücke gerissen. Aber im vorliegenden Text, weit davon entfernt, uns wie bei Ovid als unschuldiges Opfer eines so schockierenden Todesfalls zu erscheinen, sehen wir, wie Aktaeon seine eigene Legende auf vorahnende Weise als Berufung projiziert, die ihn dazu prädestiniert, die angeblichen Geheimnisse von Diana zu enthüllen, selbst wenn es bedeutet, durch sein eigenes Opfer die Geheimnisse einer ebenso widersprüchlichen wie provokativen Gottheit preiszugeben. Die Art und Weise, wie er sich darauf vorbereitet, indem er die Übung des Jägers für die des spirituellen Einsiedlers aufgibt, zeigt ihn verloren, außerhalb des Raumes des Mythos, in den Antinomien des rationalisierenden Bewusstseins, bereits verfolgt vom Dilemma des freien - (oder Leibeigenen-) Wille. Schuldig ? nicht schuldig? Sich schuldig zu bekennen bedeutet, das zufällig Unerwünschte zu sühnen, um es sich wie gewünscht anzueignen. Actaeon bekennt sich schuldig und enthüllt gleichzeitig die okkulte Bedeutung der scheinbar strafenden Geste der Göttin. Wenn er auf diese Geste als den günstigen Moment einer sakrilegischen Ekstase wartet, was bedeutet es dann, dass der Mensch im Hirsch bestraft wird, dem der Göttin geweihten Bestie par excellence? Nur dass Diana den Menschen auf das Schweigen des Tieres reduziert und ihm den bestialischen Besitz seiner Göttlichkeit zugesteht. Eine spirituelle Übung, die, da sie das Dilemma von Willensfreiheit und Leibeigenschaft nicht löst, in die mürrische Freude der ?freiwilligen Cervitude? umschlägt. ISBN 9783922660101