Beschreibung:

543 S., 1 Bl. Gr.-8°, OKart. In der Begrüßungsansprache Losowskys wird darauf eingegangen, dass der italienische und der spanische Verband die RGI verlassen haben. Beide stellten 3 von 7 Millionen Gründungsmitgliedern der RGI, was diese selbstverständlich in eine missliche Lage brachte, welche jedoch inzwischen überwunden sei. Beide Verbände seien Stützen des Faschismus geworden. Der 5. RGI-Kongress bekräftigte die Losung der 'Selbstständigen Führung von Wirtschaftskämpfen', wobei selbstkritisch angemerkt wird, dass in dieser Hinsicht nicht so viel Arbeit geleistet wurde, wie möglich gewesen wäre. Ebenso stehe es mit der 'Überführung der Wirtschaftskämpfe in politische Kämpfe', weshalb am Kongress die Frage 'Wie ist der Gegenangriff der Arbeiterklasse zu organisieren?' vertieft wurde. In seinem Einleitungsreferat 'Weltkrise, Wirtschaftskampf und Aufgaben der internationalen revolutionären Arbeiterbewegung' geht Losowsky davon aus, dass sich die weltweite Wirtschaftskrise zunehmend verschärfe und das 'Verhältnis der kapitalistischen Mächte untereinander neu' definiere. Nach einer Periode des Abschwungs, sei nun in der Situation der Krise eine neue Welle an Arbeitskämpfen im Entstehen begriffen, sowie auch in den Kolonialländern 'nationale Aufstände, spontane Kämpfe und Revolutionen äußerster Anspannung Tatsache' seien. Insgesamt lässt sich bei vergleichender Durchsicht von Kongressprotokollen feststellen, dass der 5. Kongress weitaus internationaler besetzt war als jeder vor ihm. Delegierte aus Asien und Lateinamerika prägten partiell das Kongressbild, während afrikanische Staaten weiterhin schwächer vertreten waren. Als wichtige Frage wird auf diesem Kongress auch der Umgang mit sozialdemokratischen Arbeitern aufgegriffen, wobei Losowsky dabei vor allem Paul Merker kritisiert, welcher den 'sozialdemokratischen Arbeiter mit den sozialdemokratischen Funktionären' verwechsle. Deutlich präsent sind weiter die Internationalen Sekretariate der RGI zu bestimmten Einzelfragen, wie Arbeiterinnen, Jugend und 'Negerarbeiter'. Erstmals breitere Erwähnung findet auch die 'Arbeit unter den Angestellten und Beamten', wozu ein eigenes 'Internationales Propaganda und Aktionskomitee' (IPAK) gegründet wurde. Das diesbezügliche Referat wird vom Mitgründer der KPÖ, Franz Koritschoner, gehalten. Er zieht eine positive Bilanz und stellt fest, dass die Arbeit auf diesem Tätigkeitsfeld vor allem in Österreich in der 'PTT-Opposition' (vermutlich der revolutionären Gewerkschaftsopposition in der Post-Telefon- und Telegraphengewerkschaft), sowie im holländischen Angestelltenverband 'Mercurius' Fortschritte mache. Den generellen Länderbericht zu Österreich hält ein gewisser 'Genosse Nadwodny', jedoch sitzt der bekannte KPÖ-Aktivist Karl Toman dem Sekretariat des Kongresses vor und wird auf diesem Kongress auch in den Zentralrat der RGI gewählt. Aus diesem wurde er jedoch wegen politischer Differenzen und des Vorwurfs der Veruntreuung von Spendengeldern Ende 1931 entfernt und daraufhin in der Sowjetunion politisch kaltgestellt. Nach seiner Rückkehr nach Österreich brach er endgültig mit der KPÖ (Schon von 1924 bis 1925 war er ausgeschlossen) und stieß daraufhin ab 1934 zu den Revolutionären Sozialisten (RS). Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten in Österreich wurde er 1938 kurzzeitig in Dachau interniert, im gleichen Jahr jedoch, nachdem er einen Treueschwur auf das NS-Reich leistete, freigelassen und mit einem Verwaltungsposten im Bezirk St. Pölten versehen. 1940 trat er der NSDAP und SA bei und stellt somit einen der nur ganz wenigen dokumentierten Fälle dar, in denen vorherige KPÖ-Mitglieder eine NSDAP-Mitgliedschaft annahmen. Nachdem Toman schon im Mai 1945 von Angehörigen der Roten Armee gefangen genommen und in die Sowjetunion deportiert wurde, starb er 1950 in einem GULAG. (Vgl.: Starch, Roland: Die KPÖ und die Komintern. Diplomarbeit an der Universität Wien zur Erlangung des akademischen Grades des Magisters der Philosophie, Wien 2009). - Goldbeck 191. - Rücken und hinterer Deckel fleckig, sonst guter Zustand.