Beschreibung:

243, [35] S. : Illustr. ; 21 cm; kart.

Bemerkung:

Gutes Exemplar; der illustr. Einband stw. berieben; Vortitel mit priv. Widmung; leichte Bleistift-Anstreichungen. / (Arbeitsexemplar des libertären Widerstandsforschers u. Dokumentaristen Hansdieter Heilmann, 1943-2019; mit Zettel- und (informativen) Text-Beilagen). // Anton Petersen (Künstlername Carry Sunland); geb. 1905, war Artist; Varietekünstler und "Wandervogel" ... // " ... Der Mann roch intensiv nach Weingeist. Seppel fummelte sofort an dem Betrunkenen herum und förderte ein dickes Portemonnaie zutage. Dann machte er sich daran, die goldene Uhr mit der Kette an sich zu nehmen und dem Betrunkenen den dicken Siegelring vom Finger zu ziehen. Mit maßlosem Entsetzen hatte ich das Tun Seppeis verfolgt. Voll Wut entriß ich ihm die Wertgegenstände und steckte sie dem Betrunkenen wieder zu. Verblüfft starrte Seppel mich an, dann sagte er im Tone seiner tiefsten Überzeugung: »Kruzi - was bist du für ein Vollidiot!« Ich sagte darauf energisch: »Wenn du diesem Besoffenen auch nur ein Stück wegnimmst, melde ich dich erbarmungslos der Polizei!« Im gegenüberliegenden Haus waren die Fenster noch erhellt; ich lief hinüber und klopfte an das erleuchtete Fenster und rief: »Bitte kommen sie heraus, auf der Straße liegt einer, der ist ohnmächtig!« Sofort wurde eine Außenleuchte eingeschaltet, und aus der Haustür traten zwei dürftig bekleidete Personen, ein Mann und eine Frau. »Was ist los?«, fragte der Mann unwillig. »Dort drüben liegt ein Herr«, wiederholte ich, »der ist ohnmächtig!« und führte sie zu dem Betrunkenen. »Der ist wieder voll wie tausend Mann!«, sagte die Frau. »Man kann ihn aber nicht hier so liegen lassen«, meinte ich. »Woher kommen Sie überhaupt in so später Stunde?«, fragte mißtrauisch der Mann. Ich sagte, daß ich auf Wanderschaft sei und nur zufällig hier vorbeigekommen sei. Seppel mußte sich verpißt haben, denn er war nirgends zu sehen. Der Mann und ich schleppten den Betrunkenen in den Hausflur der Leute. Die Frau hüllte ihn in Decken und sagte: »Ein Glück, daß sie ihn gefunden haben, er hätte sich ja den Tod holen können!« »Kennen Sie ihn?«, fragte ich. »Wer kennt den wohl nicht!«, sagte sie, »wir werden gleich die Angehörigen benachrichtigen«. Ich verabschiedete mich schnell, und in einiger Entfernung wartete Seppel auf mich. Nach kurzer Zeit entdeckten wir den beschriebenen Heuschober und verkrochen uns. Seppeis Verhalten mir gegenüber machte mir große Sorgen, denn es hatte sich grundlegend geändert: Sein Gesicht war wie versteinert, seine sonst so lustigen Augen blickten starr. Wenn er auch heftig schimpfen konnte, im Prinzip war er immer ein lustiger Kumpel gewesen. Am frühen Morgen - es war noch dunkel - wurde ich plötzlich hellwach. Gegen den noch milchigweißen Morgenhimmel sah ich die Silhouette Seppeis mit dem erhobenen Wanderstock. ... " (S. 58) ISBN 9783924887100