Beschreibung:

67 S.; 27 cm. Originalhardcover.

Bemerkung:

Allerkleinste Alterungsspuren, sonst sehr gut erhalten.. // ... Und wer wollte denn auch in seinem eigenen Wesen, bei allem tief bemühten, heiligen und mit enormem Scharfsinn ausgestatteten Ernst, der ihm eignet, das Kindliche verkennen, die edelmütige Naivität, die uns so manches Mal ein verehrendes Lächeln auf die Lippen lockt, da sie doch unablöslich seiner spezifischen, ganz unvergleichlichen Größe angehört. Diese gilt es vor allem zu schauen und vor ihr sich zu neigen, - eine eingeborene, unwillkürliche, in keiner geistigen Gebärde, keiner Konzeption sich verleugnende Großheit, die Goethe in den Gesprächen seines Alters zu preisen nicht müde wurde. Gerade das Unwillkürliche, Angeborene ihrer Bewährung setzte seine Alterserinnerung in Erstaunen. "Er mochte sich stellen, wie er wollte", sagte er, "er konnte gar nichts machen, was nicht immer bei weitem größer herauskam als das Beste der Neueren; ja, wenn Schiller sich die Nägel beschnitt, war er größer als diese Herren." - Ich weiß nicht, warum gerade ein Ding, das ihm ein Kleines war und als Werk klein ist unter seinen großen, mir immer als das schlagendste Beispiel für diesen natürlichen Hang zur Großartigkeit erschienen ist: das "Lied von der Glocke". Zehn, zwölf Seiten kurzer, rhythmisch wechselnder Verse, was sind sie gegen die glänzend erfüllten Hauptaufgaben, die dramatischen Großtaten seines Lebens, den Wallenstein, den Teil, die kolossale Anlage des Demetrius? Und doch - die frechen Romantiker mochten sich wohl kugeln vor Lachen über die klassische Bürgerlichkeit desPoems, dieses von "guten Reden" begleitete Gußgeschäft, - von guten Reden über alles, das Ganze, den Kanon des Menschlichen, zusammengefaßt im überwachenden und überwaltenden Tönen der Turmglocke, die, "selbst herzlos, ohne Mitgefühl", mit ihrem Schwünge des Lebens wechselvolles Spiel in all seinen typisch wiederkehrenden, zum Mythischen gereinigten Vorkommnissen und Stationen begleitet. Es war doch unangebracht bis zur Schnödigkeit, dies Gelächter der Ausgepichten gegen das schlechthin Großartige. Darin einzustimmen ist leicht. Denn ja, es ist manches komisch in diesem hohen Lied der Normalität und der frommen Ordnung ... (S. 9)