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Beschreibung:
Darinn beide Gottes und der welt lauff/ hendel/ art/ wort/ werck/ thuon/ lassen/ kriegen/ wesen/ und leben ersehen und begriffen wirt. ... Durch Sebastianum Fräcken[sic!] von Wörd, vormals in teutscher zungen, nie gehört noch gelesen.. Blindgeprägter, zeitgenössischer Lederband über Holzdeckeln, mit Schließenfragmenten und erneuertem Lederrücken sowie Vor- und Nachsatzblättern. Titelblindprägung auf dem Vorderdeckel "Kronica Deudsch" und Jahreszahl "1534". Fehlstellen im Bezug. Schließen fehlen, nur noch ein Schließenlager vorhanden. Kapitalbändchen erneuert, Fehlstelle mit etwas Textverlust im Impressum (liegt als Kopie bei) des Titelblatts, das letzte Blatt mit Knickspuren. Innen stellenweise stärker (tinten)fleckig, teils auch Tintenfraß. Vereinzelte zeitgenössische Anmerkungen und/ oder Unterstreichungen. 1 Blatt (neuerer fliegender Vorsatz); 12 Blätter (incl. Titelblatt, sowie Inhalt und Vorrede); DXXVI (526) Blätter; 1 Blatt (neuerer fliegender Nachsatz). Mit zahlreichen Zierinitialen in Holzschnitt im Text. (32 x 21 cm) 4°.
Bemerkung:
Seltene, bisher u.W. unbeschriebene Druckvariante der ersten Ausgabe, mit zahlreichen der von Kaczerowsky genannten Merkmalen, die jedoch keiner seiner fünf beschriebenen Varianten der Erstausgabe vollständig entsprechen. Vergl. Kaczerowsky A 38 - 42. Unser Exemplar ist nicht A 38, nicht A 39 (bei uns "Saltzscheib", ansonsten übereinstimmend), weder A 40 (bei uns "todten"), A 41 (bei uns "Historien d`"), noch A 42 (bei uns "wi=/ der", "gschlecht" und "Historien d`") und weder VD16 F 2064 ("wort//ten") noch VD16 F 2065 (= BSB_ID 991108709219707356: Auf dem Titel, 6. Zeile ebenfalls "wort//ten"; Blatt a (1) r nicht nur Abweichung bei der Kustode, sondern auch der Initiale; letztes Blatt "todten", wie bei unserem Exemplar, jedoch andere Initiale)! Winzige Abweichungen (Preßkorrekturen?) zum Digitalisat der Erstausgabe der BSB bestehen ebenfalls. Die Kollation aller fünf Varianten ist lt. Klaus Kaczerowsky ebenso wie Druckort und -jahr identisch, auch die Titelblätter und Druckvermerke sind inhaltlich bis auf kleinere Schreibvarianten identisch, wobei beide im VD16 beschriebenen Titel offensichtlich ebenfalls Varianten zu Kaczerowsky A 38, bzw. A 39 sind. Wie weiter unten zitiert, es sind "Originaldrucke" die offensichtlich alle ihre winzigen Unterschiede aufweisen.
- Das erste Werk der Geschichtsschreibung in deutscher Sprache in einer wohl bisher unbeschriebenen Druckvariante der Erstausgabe, der Verfasser ein "Vorläufer der Aufklärung". -
Auf dem vorderen Innendeckel finden sich mehrere Hinweise zur Provenienz. Der älteste ist ein mehrzeiliger Widmungseintrag von älterer Hand in größerer Schrift, in dem "Magister Johannes Beringen" genannt wird, die Datierung läßt sich als "22. Novembris [16?]98" lesen.
Johannes Bering (auch: Beringe, Beringus; * 23. März 1607 in Greifswald; + 16. Januar 1658 ebenda) war ein deutscher lutherischer Theologe und Mathematiker. Er hatte drei Kinder, den einzigen Sohn benannte er nach sich selbst, um diesen handelt es sich hier möglicherweise.
Darunter unleserlich gemacht ein wohl späterer handschriftlicher Eintrag, desweiteren zwei handschriftliche Bibliothekssiglen "[?] hist. f. 2 b" und "Hist univ. II.f.2b". Eingeklebte Kurzbeschreibung aus einem älteren Antiquariats- oder Auktionskatalog, sowie ein fragmentarischer Abklatsch einer neueren Beschreibung und Lotnummer einer Auktion aus neuerer Zeit. Dann noch auf dem Titelblatt der Namenseintrag von "FSintenis Dorpat 1875." Ein Franz Leopold Friedrich Sintenis (1835 - 1911) war von 1866 bis 1888 Oberlehrer der deutschen Sprache am Gymnasium in Dorpat.
Klaus Kaczerowsky erklärt in der Einleitung zu seiner maßgeblichen Franck-Bibliographie: "... Die wechselnden aktuellen Bedingungen eines größeren bzw. auch verringerten Absatzes von Druckwerken brachten ein charakteristisches Phänomen des Buchdrucks am Anfang des 16.Jahrhunderts hervor: die Druckvariante. Zahlreiche Ausgaben eines Textes in dieser Zeit existieren in mehreren Varianten. Für ihr Vorhandensein gibt es unterschiedliche konkrete Ursachen. Beispielsweise konnte nach Fertigstellung einer bestimmten Anzahl von Exemplarem eine Erhöhung der Auflage notwendig werden. Dann mußten etwa Teile des bereits abgelegten Satzes neu gesetzt und gedruckt werden. Auf diese Weise existieren Exemplare eines Werkes, die durchgehend den "alten" Satz enthalten, andere vereinigen "alten" und "neuen" Satz. Außerdem kam es auch häufig vor, daß der ganze Text neu gesetzt werden mußte. Oder aber der Autor sah sich veranlaßt, bei einem späteren Druck seines Werkes auf die Repliken eines Gegners zu antworten und im Text Zusätze einzufügen. Bei den Druckvarianten gibt es vielfältige Möglichkeiten ihrer Entstehung, die jeweils im eizelnen erforscht werden müssen und oft auch nur im Zusammenhang einer exakten Textkritik zu erklären sind. Grundsätzlich ist dabei zu unterscheiden zwischen folgenden Varianten-Formen, die auch gemischt vorkommen: 1. Korrekturen am Stehsatz. - 2. Neudruck einzelner Teile oder auch des ganzen Werkes. - 3. Veränderte bzw. erweiterte Fassungen. Francks "Chronica, Zeitbuch und Geschichtsbibel" bietet in den Auflagen von 1531 und 1536 ein interessantes Beispiel für das Studium von Druckvarianten. Ca. 15 weitere Franck-Ausgaben mit bis zu acht Varianten dokumentieren die Bedeutsamkeit dieses Phänomens für den Buchdruck in der Reformationszeit. ..." Desweiteren führt er aus: "... Die meisten Ausgaben von Francks Werken und Bearbeitungen bis 1542 sind als "Originaldrucke" zu bezeichnen, an deren Herstellung Franck persönlich und in engem Kontakt mit dem jeweiligen Druckerbeteiligt war. ... mit der möglichst exakten und detaillierten Beschreibung der verschiedenen Druckvarianten eröffnen sich neue Perspektiven für die Franck-Forschung: aufgrund der Varianten-Bestimmung werden zahlreiche Probleme der Textkritik (Erstfassung, Ausgabe letzter Hand usw.) zu lösen sein. Andererseits bleiben noch einige Fragen der Varianten-Reihenfolge bzw. der bibliographischen Erfassung ungeklärt (z.B. beim Laster der Trunkenheit und bei den Chronica-Ausgaben [sic! CS], die erst durch einen intensiven Textvergleich beantwortet werden können. ... Eine Bibliographie der Werke Francks erfordert Vollständigkeit bei den Exemplarnachweisem nur soweit, als alle bekannten [sic! CS] Ausgaben und Druckvarianten notiert worden sind. ..." Demnach handelt es sich bei unserem Exemplar um eine dem Bibliographen unbekannte Variante der Erstausgabe.
Das zur Variantenunterscheidung benutzte Wort "Saltzscheib", bzw. der Druckfehler "Schaltzscheib", bezieht sich auf eine damals gebräuchliche Maßeinheit für vertriebs- und verkaufsfähig gemachtes Speisesalz.
"... One scholar summarizes, "Franck's unbiased search for God in various cultures and historical traditions and his emphasis on nondogmatic, nonsectarian, noninstitutional forms of religion mark him as one of the most modern thinkers of the 16th century." (...) His ideas were not accepted by everyone, and Sebastian Franck was included among the first edition of the List of Prohibited Books (Index Librorum Prohibitorum) published in 1559 and promulgated by Pope Paul IV, Sebastian Franck. Hans Varnier the Younger, who continued his father's business in printing, had also continued to publish Protestant and "heretic" authors, but was imprisoned in 1565 for publishing a pamphlet against the bishop of Augsburg, evidence of the tense and also dangerous atmosphere among Ulm's printers and intellectuals at that time. The posthumous 1565 edition of Franck's Chronica was published by an anonymous printer, who probably knew how dangerous his enterprise was in these circumstances. Sebastian Franck's oeuvre remained on the Index for many years to come, and, although there seemed to be a secret demand, was not reprinted. (...)"
ex: https://www.textmanuscripts.com/medieval/sebastian-franck-chronica-60896
"Summary
Neither Catholic nor Protestant, Anabaptism and Spiritualism constituted another, more radical, Reformation in the sixteenth century. Although they agreed with Catholics and Protestants in important ways, they also departed from both on essentials. Following Luther and the Protestants, they rejected the Catholic hierarchyas mediator of divine grace, authoritative source of doctrine, and gatekeeper to the Lord's sheepfold. They also agreed with Protestantism by according faith and scripture unprecedented weight. However, they rejected a purely imputed forensic righteousness and refused to separate justification and sanctification as sharply as Protestantism did. In effect, they returned to the Catholic ‘faith formed by love'. Distinctive teachings on the Bible, the sacraments, and the religious role of the state made them anathema to Protestants and Catholics alike. They hint at the rich variety of Christian expression with roots in the later Middle Ages that lay concealed alongside, and beneath, Tridentine Roman Catholicism and classical Protestantism. *
In reappropriating Catholic elements, the radicals drew upon their general religious formation, since all first-generation reformers were, after all, Catholics. However, the radicals also made use of certain identifiable sources. Mysticism, Erasmus, and monasticism were the most important. Late medieval mysticism, particularly the anonymous Theologia Germanica published by Luther (1516; 1518) and the works of Johannes Tauler (c. 1300 - 61) contributed an emphasis on inwardness, suffering, and a disinterest in externals. It also urged a Gelassenheit (resignation) that could be applied not only to mental prepossessions, but to material possessions as well. Erasmian humanism reinforced inwardness and de-emphasis on externals."
ex: The Cambridge History of Christianity , pp. 37 - 55
* Scarce, unrecorded version of the first edition. *
[Weltchronik; Chronik; Kaiserchronik; Ketzerchronik; Geschichtsbibel; Ketzerei; Ketzer; Dissenter; Dissident; Aufklärer; Pantheismus; Polytheismus; Reformation; Protestantismus; Spiritualismus; Historiographie; Geschichtstheologie; Weltgeschichte; Universalgeschichte; Sekten; Sektierer; Papstgeschichte; Humanistik; Historik; Toleranz; Pazifismus; Bauernkrieg; Religionskritik; Inquisition; Täufer; Wiedertäufer; Anabaptisten; Glaubensfreiheit; Zensur; Unterdrückung; Index; Häretiker; Häresie; Heterodoxie; Skeptiker; Skeptizismus; heterodox; church history; historiography; heresy; pietism; Jews; anabaptists; nonconformism; confessionalism; Enlightenment; Pantheismus; Panentheismus]
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