Beschreibung:

132 S. und 109 S.; Illustr.; graph. Darst.; 22,5 cm; kart. / 2 Bde.

Bemerkung:

Gute Exemplare; minimale Bleistift-Eintragungen. - Mit Text-Beilagen. - 2 TEIL-BÄNDE. - Beiträge zur Geschichte des Sozialismus und der sozialen Bewegungen in Süddeutschland; Band I. - Der Protokoll-Band in Frakturschrift (= Nachdruck der Ausgabe Berlin 1907; Buchhandlung Vorwärts). - INHALT Teil 2 : Vorwort ------ Udo Winkel: Zum Charakter der deutschen Vorkriegssozialdemokratie ------ Stellungnahmen ausländischer Sozialisten zur deutschen Vorkriegssozialdemokratie ------ Henryk Grossmann / Carl Grünberg: Die Internationalen ------ Manfred Scharrer: 70 Jahre Sozialistenkongreß - lieber Resolution als Revolution ------ W. I. Lenin: Der Internationale Sozialistenkongreß ------ Wilhelm Keil: Warum die württembergischen Sozialdemokraten dem Budget zustimmten ------ Fotos und Schaubilder. // Der Internationale Sozialistenkongress in Stuttgart von 1907 war der einzige derartige Kongress auf deutschem Boden. Es war das siebte Treffen dieser Art. Eigentlich fanden zwischen dem 17. August und dem 26. August drei unterschiedliche Treffen statt. Neben dem eigentlichen internationalen Sozialistenkongress fand auch die erste internationale Frauenkonferenz und die erste internationale Konferenz der sozialistischen Jugendorganisationen in der Landeshauptstadt des Königreichs Württemberg statt. Ein Hauptthema des Kongresses in dieser Hochphase des Imperialismus waren die Fragen des "Militarismus und die internationalen Konflikte." Über die Frage mit welchen Mitteln man einen drohenden Krieg verhindern sollte, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen. Dabei ähnelten diese dem Streit innerhalb der deutschen Sozialdemokratie, wie sie etwa in der Massenstreikdebatte ausgefochten wurde. Jean Jaurès aus Frankreich plädierte für den Massenstreik und nahm auch das Recht zu einem Aufstand für den Notfall in Anspruch. Noch radikaler war Gustave Hervé in dieser Hinsicht. Mit Blick auf die eigene Partei argumentierte August Bebel, dass ein Bekenntnis zu solchen Mitteln für die SPD die Gefahr erneuter Repressionen bedeuten könnte. Nachdem bereits das Kriegsrecht ausgerufen wäre, hielten Bebel und Georg von Vollmar in Deutschland einen politischen Generalstreik für nicht durchführbar. Es konnte schließlich in der Abschlusserklärung nur ein Formelkompromiss erzielt werden. Danach sollten die Parteien und Organisationen, "durch die Anwendung der ihnen am wirksamsten erscheinenden Mittel den Ausbruch eines Krieges" verhindern trachten. Von Lenin, Rosa Luxemburg und Julius Martow wurde ein Zusatz durchgesetzt "Droht der Ausbruch eines Krieges, so sind in den beteiligten Ländern die Arbeiter und ihre parlamentarischen Vertreter verpflichtet, alles aufzubieten, um den Ausbruch des Krieges durch Anwendung entsprechender Mittel zu verhindern, die sich je nach der Verschärfung des Klassenkampfes und der allgemeinen politischen Situation naturgemäß ändern und steigern. Falls der Krieg dennoch ausbrechen sollte, sind sie verpflichtet, für dessen rasche Beendigung einzutreten und mit allen Kräften dahin zu streben, um die durch den Krieg herbeigeführte wirtschaftliche und politische Krise zur politischen Aufrüttelung der Volksschichten und zur Beschleunigung des Sturzes der kapitalistischen Klassenherrschaft auszunutzen." Aber letztlich kam eine gemeinsame Linie bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges nicht mehr zu Stande. Weiteres Thema war die Migration von Arbeitern aus eher agrarischen Ländern in die Industriestaaten. Der Kongress verkannte nicht die Probleme, die mit der Zuwanderung verbunden war, hat aber "auch vom Standpunkt der proletarischen Solidarität" keine Gruppe aus prinzipiellen Gründen von der Einwanderung ausschließen wollen. Ein Mittel zur Steuerung in den Einwanderungsländern sollte die Einführung eines Mindestlohns sein. Auch die Kolonialfrage war Thema der Versammlung. Dazu hielt etwa Karl Kautsky eine Rede und schlug eine Resolution vor, die den Kolonialismus verurteilte. Er vertrat stattdessen ein Konzept freiwilliger technischer Zusammenarbeit. Dem widersprach der niederländische Sozialdemokrat Henri van Kol, der als entschiedener Befürworter des Kolonialismus auftrat. Zwar kritisierte auch van Kol die Methoden des Kolonialismus, nicht aber dessen Grundannahmen. Er sah die außereuropäischen Bevölkerungen als "Wilde" die durch den Kolonialismus erzogen werden müssten. Die in Stuttgart verabschiedete Resolution war daher bei genauerer Betrachtung nur eine eingeschränkte Verurteilung des Kolonialismus. Ihr zufolge verurteilte die Versammlung die "barbarischen Methoden der kapitalistischen Kolonisation" und plädierte für eine Politik "die die friedliche kulturelle Entwicklung gewährleistet und die Bodenschätze der Erde in den Dienst der Höherentwicklung der Menschheit stellt." Allerdings schloss die Resolution den Kolonialismus nicht grundsätzlich aus, sondern unterschied zwischen "Arbeiterkolonien" und "Ausbeuterkolonien." ? (wiki)