Beschreibung:

X, 203 S. und X, S. 207-629; kart.

Bemerkung:

Gebraucht, aber sehr gut erhalten. - 2 BÄNDE. - Die "Zehn Bücher Geschichten" (Decem libri Historiarum) Gregors von Tours (538/39 bis 594) stellen eine wichtige Quelle fur die Geschichte West- und Mitteleuropas nach dem Ende des Weströmischen Reiches dar. Der Text dieses Werkes liegt bislang jedoch nicht in einer Ausgabe vor, die den aktuellen Stand der Gregor-Forschung berücksichtigt. Diese Lücke soll hier exemplarisch für das vierte Buch geschlossen werden. Der mit kritischem Apparat edierte Text geht auf eine eigenständige Untersuchung der Überlieferung zurück, beruhend auf einer Neukollation der maßgeblichen Handschriften. Die aufgenommenen Lesarten sowie die Sprachform werden in einem sprachwissenschaftlich-textkritischen Kommentar erörtert und zum allgemeinen Sprachstand des Lateins in der Übergangszeit von der Spätantike zum Frühmittelalter in Bezug gesetzt. Hinzu kommen Untersuchungen zur Grammatik und zum Vokabular Gregors. Ein historischer Kommentar, in welchem Parallelquellen sowie Sekundärliteratur zu einzelnen Forschungsproblemen der Geschichte der Völkerwanderungszeit erörtert werden, rundet die Arbeit ab. Die Arbeit wurde 2005 mit dem Preis der Antonie Wlosok-Stiftung ausgezeichnet. // Gregor von Tours (französisch Grégoire de Tours; * 30. November 538 [oder 539] in Riom bei Clermont-Ferrand; ? vermutlich 17. November 594 in Tours) war Bischof von Tours, Geschichtsschreiber und Hagiograph. Seine berühmten Zehn Bücher Geschichten gehören zu den wichtigsten Quellen für die Übergangszeit zwischen der Spätantike und dem Frühmittelalter. Das Hauptwerk Gregors stellen die Zehn Bücher Geschichten (Decem libri historiarum) dar, die in der Forschung auch oft als Historiae ("Historien") oder, irreführend, Historia Francorum ("Frankengeschichte") bezeichnet werden. Ein Original aus Gregors Hand existiert nicht mehr, doch ist das umfangreiche Werk in mehr als 50 mittelalterlichen Handschriften überliefert. Die ältesten darunter stammen aus dem 7. Jahrhundert, sind jedoch unvollständig und fehlerhaft. Verlässlichere Handschriften stammen aus dem 11. Jahrhundert. Es handelt sich um eine christliche Universalgeschichte. Gregors Absicht war es, die Geschichte der Gesamtkirche aus eschatologischer Sicht darzustellen, von der Erschaffung der Welt bis zu den fränkischen Königen des 6. Jahrhunderts. Das erste Buch schildert die Zeit bis zum Tod des heiligen Martin von Tours (397), das zweite beschreibt die Zeit der ersten Merowinger bis zum Tod König Chlodwigs I. Mit dem vierten Buch erreicht Gregor seine eigene Zeit; es endet mit der Ermordung König Sigiberts I. Die restlichen sechs Bücher behandeln die weitere Zeitgeschichte bis in den Sommer 591. An den Schluss stellt Gregor eine Autobiographie mit einem Verzeichnis seiner Werke. Die Historiae wurden sukzessiv verfasst: Die ersten vier Bücher verfasste Gregor um oder kurz nach 575 (wenngleich sie später wohl noch einmal überarbeitet wurden), die restlichen sechs Bücher folgten dann später. Gregor verbindet in seiner Darstellung - genau wie sein griechischer Zeitgenosse Euagrios Scholastikos - kirchliche und weltliche Geschichtsschreibung. Er sieht die Franken in der Nachfolge der Römer, beschönigt aber nicht die teils katastrophalen Zustände in ihrem Reich (IV 50). Das Werk liefert nicht nur Informationen über die Franken, etwa über ihren angeblichen Ursprung (siehe Origo gentis), sondern ist breit angelegt. Aufgrund seines zentralen Themas wird es dennoch, wie gesagt, oft als Geschichte der Franken (Historia Francorum) bezeichnet, was aber dem Anliegen Gregors nicht gerecht wird; die neuere Forschung betont wieder den universalen Charakter der Schrift. Gregor geht sogar auf Ereignisse im fernen Orient, an der Ostgrenze des geschrumpften Imperium Romanum, ein, etwa auf die Plünderung Antiochias durch die Perser im Jahr 540 oder den Ausbruch eines neuen Perserkriegs 572 (IV 40).