Beschreibung:

46 S., 1 Karte. Sonderdruck, klammergeheftet in Papiereinband.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - Einband bestoßen, papierbedingt leicht gebräunt, sonst sauber. - Aus dem Text: Wenn man heute rückschauend auf die Ergebnisse blickt, welche die italienische Sprachwissenschaft im Laufe des letzten halben Jahrhunderts gezeitigt hat, so wird man mit beschämendem Erstaunen die Feststellung machen müssen, dass, von einigen erfreulichen Lichtpunkten abgesehen, seitdem Ascoli das kühne Gebäude der Saggi ladini errichtete und Fr. d?Ovidio die erste wissenschaftliche Darstellung einer süditalienischen Mundart veröffentlichte, die grosse Masse der inzwischen herausgebrachten Arbeiten einen wirklich nennenswerten Fortschritt nicht mehr aufzuweisen hat. Das im Grunde auf respektvoller Pietät beruhende konservative Festhalten an den von dem grossen italienischen Meister entworfenen und zur Anwendung gebrachten Methoden der sprachwissenschaftlichen Forschung hat heute auf diesem Gebiet zu einer Versteifung der Methoden und einer Schematisierung der Mundartenuntersuchung geführt, die nicht anders als verhängnisvoll für die weiteren Fortschritte angesehen werden können. War die treffliche Untersuchung von Fr. d?Ovidio über die Mundart von Campobasso zu ihrer Zeit (1878) als eine hervorragende Leistung anzusehen, weil sie als erste einen zuverlässigen Einblick in das Leben einer unteritalienischen Mundart und das Kräftespiel bot, das in diesen Gebieten für die Entwicklung mundartlicher Rede bestimmend ist, kann man auch noch verstehen, dass die bald darauf folgenden Untersuchungen von Ceci über die Mundart von Alatri, Parodi über die Mundart von Arpino, Zingarelli über die Mundart von Cerignola sich an das derartig bewährte Schema jener Untersuchung aufs engste anschlossen, so muss man bedauerlicherweise nun heute mit tiefster Beschämung feststellen, dass auch in der ganzen Zwischenzeit, obwohl das Erscheinen des französischen Sprachatlas auf anderen Gebieten eine förmliche Revolution in unserer bisherigen Auffassung über das Leben und die Entwicklung einer Mundart hervorgerufen und zu völlig neuer Arbeitsweise und Problemstellung gedrängt hat, auf dem uns hier interessierenden Gebiete die Methodik der Mundartenforschung sich auch nicht um ein Haar geändert hat. - Wikipedia: Gerhard Rohlfs (* 14. Juli 1892 in Lichterfelde; ? 12. September 1986 in Tübingen) war ein deutscher Romanist und Hochschullehrer an der Eberhard Karls Universität Tübingen und der Ludwig-Maximilians-Universität München. [...] Von Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn an widmete er sich in besonderem Maße der Erforschung der süditalienischen Gräzität, die für ihn nicht Ergebnis einer Immigration in byzantinischer Zeit war, sondern auf ältere Wurzeln in der Magna Graecia zurückging. Neben den italo-griechischen Dialekten in Kalabrien und im Salento befasste er sich mit der Historischen Grammatik der italienischen Sprache und ihrer Dialekte. Daneben hat er Studien zum Spanischen, Altfranzösischen und Rätoromanischen veröffentlicht. Grundlegend sind seine lexikographischen Veröffentlichungen zu den süditalienischen Dialekten und zur Namenkunde Kalabriens. Im Rahmen seiner gesamtromanistischen Feldforschung veröffentlichte er bahnbrechende Studien zu Sprachgeographie und Dialektologie, daneben Sprachatlanten und Einführungen in das Studium.