Beschreibung:

117 Seiten; 24 cm; fadengeh. Broschur.

Bemerkung:

Gutes Ex.; Einband u. Seiten leicht nachgedunkelt. - INHALT : Einleitung ----- ERSTER TEIL: DER NARR ----- Simplicissimus ----- Satyra ----- Fortuna und Magia ----- Stultitia und Insania ----- Timor Domini initium sapientiae ----- Continuatio ----- Sapientia ----- ZWEITERTEIL: GRIMMELSHAUSEN ----- Der Christ ----- Der Künstler ----- Der Dichter ----- Literatur ----- Anmerkungen. // " ... Er ist der einzige Schriftsteller der Barockzeit, der heute noch nicht nur von Literaturhistorikern, sondern von einem weiteren gebildeten Publikum gelesen wird. Wer von Grimmelshausen spricht, kann immer wieder erleben, daß sogar der ungebildete Banause von Simplicissimus zum mindesten gehört hat. Das alles beweist, daß Grimmelshausen die dichterische Feuerprobe bestanden hat. Er ist lebendig geblieben, gerade weil er keine "eigene Welt" geschaffen hat, weil er die Dichtung nicht über das Leben, sondern in den Dienst des Lebens und so mitten in die Welt hinein gestellt hat. Er läßt sie in der Wirklichkeit wurzeln und will mit ihr in die Wirklichkeit hinein wirken. Er kümmert sich nicht um den wechselnden literarischen Geschmack und schert sich wenig um ästhetische Gesetze, sondern baut auf die unmittelbare Gewalt des Wortes. Dichter seines Schlages - man braucht nur an Gotthelf zu denken - haben es schwer, in einer Literaturwissenschaft, die das klassische Schönheitsideal zu ihrem Maßstab macht, ihren gebührenden Platz zu finden; sie können es sich freilich leisten, falsch eingeschätzt zu werden, weil ihre Kunst zeitlos ist und ihre Verehrer auch außerhalb der Zunft der über-heblichen Richter findet. Das Mißverständnis von Grimmelshausens Dichtung ist so alt wie sein Werk. Seine gebildeten Zeitgenossen, welche in einem Roman Erholung vom anstrengenden Hofdienst suchten und von ihm forderten, daß er eine höfische Traumwelt vor ihr Auge zaubere, hätten bestritten, daß Grimmelshausen überhaupt ein Dichter sei. Philipp von Zesen konnte dessen Josephsroman schamlos plündern, ohne des Plagiats bezichtigt zu werden, der volkstümliche Christian Weise nannte ihn kurzweg einen "Salbader". Die adeligen und gelehrten Stutzer nahmen von seinem Werk schon gar nicht Kenntnis. Sie verlangten nach dem heroisch-galanten Roman, in welchem sie ihr adliges Lebensideal wiederfinden, die Gesellschaftsordnung verherrlicht sehen wollten. Sie konnten nur einen fürstlichen Menschen als Helden und Mittelpunkt eines Buches anerkennen, der in zahllosen politischen Verwicklungen sich selber und seine Staatskunst bewährt, in arkadischer Landschaft im Schäferkostüm sich der Liebe ergibt. Einer von Form durchwalteten Welt sollte auch ein hoher Stil entsprechen, der pathetischen Ernst und Erhabenheit mit lyrischer Empfindsamkeit mischt. Es war das Vorrecht einer in sich geschlossenen Gesellschaftsklasse, solche Dichtung zu schaffen und zu genießen; sie setzte ein ungeheuer gebildetes Publikum voraus, welches die vielfältigen Anspielungen auf die antike Mythologie, die gegenwärtigen politischen Verhältnisse, die philosophischen Probleme zu verstehen, das adelige Lebensgefühl zu teilen imstande war. Grimmelshausen widersprach in jeder Faser seines Wesens und in jeder Zeile seines Werkes dieser Konzeption von höfischer Dichtung. ? " (Seite 7)