Beschreibung:

291 Seiten ; 21 cm, 427 g Originalbroschur.

Bemerkung:

Neues Exemplar - Wolfgang Hegener vermittelt einen umfassenden Einblick in das psychoanalytische Verständnis der vier Grundformen des abendländischen Antisemitismus: den christlichen Antijudaismus, den rassistischen, den sekundären sowie den islamistischen Antisemitismus. Es wird gezeigt, dass weder die vorchristliche Antike noch nicht-christliche Religionen wie der klassische Islam einen strikten Antisemitismus kannten. Er entstand in der Tradition des Christentums, sein zentrales Motiv liegt in der aggressiven und projektiven Schuldabwehr, seine Urszene in der Behauptung, »die Juden« seien Gottesmörder. Der Autor stellt dar, dass dieser Schuldvorwurf zwar historisch variiert wird, aber in seiner Grundstruktur erhalten bleibt. Des Weiteren untersucht er kritisch die Frage, ob nationalsozialistische Täter tatsächlich »ganz normale Männer« ohne jedes antisemitische Motiv waren. Er widmet sich außerdem der Entwicklung der psychoanalytischen Theoriebildung über den Antisemitismus in Westdeutschland anhand einer Analyse des Klassikers der Vergangenheitsbewältigung Die Unfähigkeit zu trauern von Margarete und Alexander Mitscherlich. -- Inhalt: Kapitel 1: Tertium non datur! Der Jude als dritte Figur -- Kapitel 2: Der christlich-abendländische Antisemitismus -- Einleitung: Begrifflich-definitorische Verklärungen -- Die vier Grundformen des Antisemitismus -- "Die Existenz der Synagoge ist so etwas wie eine ontologische Unmöglichkeit" (Karl Barth): Der christliche Antijudaismus -- Einleitende Überlegungen: Von Kreuzzügen und Schuldvorwürfen -- Antijudaismus im Neuen Testament -- Gottesmord: Zur Urszene des abendländischen Antisemitismus -- Kurzer Exkurs: Persekutorische und depressive Schuldgefühle -- Martin Luthers Antisemitismus und die Unfähigkeit zu trauern -- Zwei kurze Schlaglichter: Eine Petition an den Obersten Gerichtshof in Israel aus dem Jahr 1948 und Karl Barth -- Blutbeschuldigungen: Der Rassenantisemitismus -- Der Spezialfall des Rassenantisemitismus im 19. Jahrhundert -- Christen, Heiden und Juden: Zur Vorgeschichte des Rassismus -- Von der Taufe, der ersten Rassengesetzgebung, den Conversos und den Marranen -- Kurzer Exkurs: Die Juden als "geistige Rasse" - Der Nationalsozialismus -- Blut, Transsubstantiation und Hostienfrevel -- Sekundärer Antisemitismus -- Sekundärer Antisemitismus als Schuld-Abwehr-Antisemitismus -- Kommunikationslatenz -- Die Entwicklung des westdeutschen Antisemitismus von 1945 bis 1989 -- Die allmähliche Aufkündigung eines Grundkonsenses -- Antizionismus und islamistischer Antisemitismus -- Von der Differenz zwischen jüdischem und islamistischem Antizionismus -- Der Export der nationalsozialistischen Ideologie in den Nahen Osten -- Der Islam und der Antisemitismus -- Der islamistische Antisemitismus -- Kapitel 3: Shoah ohne Antisemitismus? Zur Kritik der Täterforschung -- Theoretische Rahmung: Destruktiver Narzissmus und der Beitrag Herbert Rosenfeld zum Verständnis nationalsozialistischer Täter -- Hannah Arendt: Eichmann als Ikone moderner totaler Herrschaft -- Eichmann: Ein "gewissenhaftes Werkzeug der Gewissenlosigkeit" (Albert Wucher) -- "Eichmann vor Jerusalem" (Stangneth) - Teil 1: Der Judenmord -- "Eichmann vor Jerusalem" (Stangneth) - Teil 2: Eichmann im Spiegel seiner Selbstdarstellungen -- Arendt und die Folgen -- Stanley Milgrams "Eichmann-Experiment" und Zygmunt Kaumans Neutralisierung der Shoah -- Welzer und das Paradigma der Normalität nationalsozialistischer Täter -- Der Versuch einer Dissoziation von Krieg und Shoah (Welzer & Neitzel) -- Wider die These von der Normalität der Täter und die Dissoziation von Nationalsozialismus und Antisemitismus -- Kapitel 4: Im "Hohlraum der Rede" (Adorno) oder warum der Antisemitismus in Mitscherlichs Buch Die Unfähigkeit zu trauern weitgehend fehlt -- Psychoanalytische Vergangenheitsbewältigung -- Der Antisemitismus: Eine "Vorurteilskrankheit"? -- Das DGPT-Symposium zum Antisemitismus -- Simmel, Grunberger, Mitscherlich - Ein Vergleich ihrer Antisemitismusanalysen -- Das Benennungstabu -- Individuelle Schuldverstrickung: Aspekte der Biografie Alexander Mitscherlichs -- Kollektive Schuldverstrickung: Zur Nachkriegsgeschichte der westdeutschen Psychoanalyse -- Zur Abwehr der Destruktivität oder warum die kleinianische Psychoanalyse erst ab den 1980er Jahren breiter rezipiert werden konnte. ISBN 9783837928549