Beschreibung:

267 S. ; 21 cm. Broschur.

Bemerkung:

Ungelesenes Exemplar mit leichten Lagerspuren - In der Tragödientheorie von der Antike bis zur Gegenwart fehlt bislang eine Auseinandersetzung mit der Kategorie der Scham; dieser kommt, im Unterschied zur extensiv behandelten Kategorie der Schuld, kaum Beachtung zu. Zwar gilt Schuld als der edlere, ethisch wertvollere und für »das Tragische« maßgebliche Affekt, doch ist es eigentlich die Scham, die in Kulturtheorien so eng mit dem für die Tragödie leitenden Konzept autonomer Subjektivität und deren existenzieller Beschädigung verbunden wird, denn Scham betrifft immer die ganze Person. Um 1800 entstand überdies mit der Philosophie des Tragischen eine Auffassung der menschlichen Existenz, die die der Tragödie entnommene Schuldkonzeption anthropologisiert und universalisiert. Das Buch erörtert aktuelle kulturtheoretische Ansätze zu Scham und Schuld und nimmt sie zur Grundlage einer Neuinterpretation bedeutender Tragödien von Friedrich Schiller (»Die Jungfrau von Orleans«, »Die Braut von Messina«) und Heinrich von Kleist (»Die Familie Schroffenstein«, »Penthesilea«). -- Inhalt: Einleitung: Theater und Tribunal / Historische Affektkulturen in der Tragödie / Scham und Schuld in der Tragödie um 1800 / Dialogizität und Agonalität in der .Deutschen Klassik' / Repräsentation von Affekten -- Kulturtheorien von Scham und Schuld -- ,Schamkulturen' und .Schuldkulturen' -- Aktuelle Konflikte in Affektkulturen / Shame cultures und guilt cultures I Kritik und Heuristik des kulturtheoretischen Modells / Besonderheiten fiktionaler Affektkulturen -- Differenzierungen von Scham und Schuld -- Entstehung und Relation der beiden Affekte / Scham-.Selbst' versus Schuld-.Handlung' / Emotionen des self-assessment Wahrnehmung, Raum und Zeit / Scham-Schuld-Zyklen: Das Mythem von Kain und Abel -- Theorien der Schuld -- Transformation von Scham in Schuld in der alttestamentlichen Genesis I Paradigma Ödipus: Schuld in der antiken Tragödie / .Schuldlos schuldig': Philosophie des Tragischen um 1800 / ?Schuldbewußtsein" und Kultur- Über-Ich / Die Instanz des Gewissens -- Theorien der Scham -- Scham, Maske, Anti-Theatralität / Tödliche Scham: Jean Racines Phädra I Scham und Blick: Das visuelle Feld als Kampfzone / Psychoanalyse des Schamaffekts / Scham und Selbstreflexivität / .Schamhaftigkeit' um 1800 -- Tragödien um 1800 -- .Mittelalterliche' Affektkulturen I - Friedrich Schiller: Die Jungfrau von Orleans -- Tragödientheoretische Ambivalenzen / Das Charisma der Jungfrau: Selbstheroisierung als Hybris / ?Fremder Ketten Schmach": Beschädigte Kriegerehre und Versehrte Genealogie / Der Blick als delophiles und theatophiles Ereignis / Der innere Gerichtshof des Gewissens / Tribunal der zentripetalen Blicke / Verhüllung in Fahnen: Allegorisierung der Unschuld -- .Mittelalterliche' AfFektkulturen II - Heinrich von Kleist: Die Familie Schroffenstein -- Schicksalsdrama, Zufallstragödie ? oder Parodie? / Kollision historischer Ehrkonzepte: Blutrache, Fehde, Duell / Die Evidenz des ,Rechtgefühls' / Gewalt als Schamabwehr / Die ?Unschuld der Gefallenen": Schuldreflexionen bei Kleist / Entzug von Darstellung: Gesichtsverlust, Schleier, Vorhang / Auslöschung der Genealogie -- .Antike' Affektkulturen I - Friedrich Schiller: Die Braut von Messina -- Ein fatalistisches ?Trauerspiel mit Chören" / Familienfluch und negative Prophétie / ?Schlangenhaß der Brüder" und (Auto-)Aggression des Helden / Don Césars Schuld und Sühne? / Männliche Schuld und Inzesttabu / Aspekte der Dramaturgie von Scham und Schuld -- .Antike' Affektkulturen II - Heinrich von Kleist: Penthesilea -- Archaisierung der Antike und Kontrafaktur der Jungfrau von Orleans I ?In grimmiger Beschämung": Affektdynamik von Scham und Zorn / Täuschung und Verstoßung einer Königin / Zerreißung als Strafe für Liebesverrat? / Beschämung des Gesetzes / ?Vernichtendes Gefühl" -- Schlussbetrachtung: Zu Schillers und Kleists Anthropologie / Tragische Scham? / Kulturtheorien und Literatur. ISBN 9783412206840